Pathologie


Hämatologie

Die Experten dieses weiten Fachbereichs beschäftigen sich mit Blutkrankheiten. Das Blut besteht etwa zur Hälfte aus Zellen, zur anderen Hälfte aus Plasma, einer Flüssigkeit, die viele verschiedene lebenswichtige Substanzen enthält. Die Hämatologen haben hauptsächlich mit den Zellen zu tun: mit den Erythrozyten (rote Blutkörperchen), die den Sauerstoff transportieren, mit den Leukozyten (weiße Blutkörperchen), die Infektionen bekämpfen, und mit den Thrombozyten (Blutplättchen), die bei Bedarf das Blut gerinnen lassen. Bei fast jedem Patienten, der in ein Krankenhaus eingeliefert wird, lässt der Arzt routinemäßig eine Blutuntersuchung machen, in deren Verlauf die drei Zellentypen gezählt werden. Dies geschieht meist maschinell. Zusätzliche Informationen gewinnt man, wenn man Blut mikroskopisch untersucht. Sind die Erythrozyten klein und blass, ist das ein Anzeichen einer Anämie, die auf Eisenmangel beruht. Wenn sie dagegen groß und weniger zahlreich sind, weist das auf eine andere Form der Anämie hin. Eine verringerte Blutplättchenzahl kann bedeuten, dass der Patient bei Verletzungen länger blutet und dann einen hohen Blutverlust erleidet. Abnorme weiße Blutkörperchen sind möglicherweise ein Anzeichen für eine Leukämie. Aus dem Vorhandensein und der Art unreifer Formen roter und weißer Blutkörperchen lassen sich ebenfalls Rückschlüsse auf bestimmte Erkrankungen ziehen. Zum Beispiel kann eine Krebsgeschwulst vorliegen. Es gibt darüber hinaus Spezialtests: Man kann beispielsweise die Eisenmenge im Blut bestimmen oder sehr detaillierte Tests im Hinblick auf Gerinnungsstörungen machen. Zu den weiteren Spezialtests, die ein Hämatologe durchführt, zählt die Untersuchung des Knochenmarks. Darin werden die meisten Blutzellen gebildet. Um eine Knochenmarkprobe zu entnehmen, sticht der Arzt mit einer Nadel durch die Außenschicht des Knochens (normalerweise Beckenkamm oder Brustbein) und streicht die entnommenen Zellen rasch auf einen Objektträger. Dieser Test ist auch sehr wichtig, um bestimmte Diagnosen zu bestätigen. Er wird vor allem bei Verdacht auf Leukämie (Krebs der weißen Blutkörperchen) durchgeführt. Die Hämatologie ist auch bei Bluttransfusionen zuständig. Jedem Patienten, dem Blut gespendet werden soll, muss zuerst etwas Blut abgenommen werden, damit das Labor die Blutgruppe bestimmt. Wenn man einem Patienten Blut einer nicht passenden Blutgruppe überträgt, kann dies zum Tod führen. Die Hämatologie hilft so, Komplikationen bei Bluttransfusionen zu vermeiden. In der klinischen Chemie wird eine Vielzahl chemischer Substanzen in Blut, Urin, Stuhl, Nervenwasser (Liquor) sowie in der Magenflüssigkeit untersucht.

Klinische Chemie

Man kann außerdem feststellen, in welcher Menge bestimmte Medikamente im Blut eines Patienten vorhanden sind. Dem Arzt hilft das Ergebnis, die für den Patienten richtige Dosis zu bestimmen. Einige Medikamente, zum Beispiel Digitalispräparate bei Herzschwäche, können nämlich leicht überdosiert werden.

Mikrobiologie

Mikrobiologen untersuchen die pflanzlichen und tierischen Kleinstlebewesen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Sie verursachen Infektionen und Infektionskrankheiten. Man bezeichnet die Kleinstlebewesen als Mikroorganismen; zu ihnen zählen Bakterien, Viren, Protozoen (Urtierchen) und Myzeten (Kleinpilze). Das routinemäßige Identifizieren von Mikroorganismen in den Labors ist vor allem Aufgabe entsprechend ausgebildeter medizinisch-technischer Assistenten (MTAS). Wichtig ist, dass das Untersuchungsmaterial, die Probe, so „sauber“ wie möglich abgenommen wird. Das bedeutet, dass zum Beispiel der Tupfer, mit dem der Arzt Eiter von einem Entzündungsherd nimmt, mit nichts anderem in Berührung kommen darf, auch nicht mit den Fingern des Arztes. Denn selbst wenn man die Hände gerade erst gewaschen hat, sind die Finger von unzähligen Bakterien besiedelt. Diese Probe wird auf einen Nährboden gestrichen, der aus einer speziellen gallertartigen Substanz (Agar) besteht, die aus Algen gewonnen ist. Die Mikroorganismen der Probe werden dann bei 37 Grad Celsius – also bei Körpertemperatur – in einem Brutschrank angezüchtet. Nach etwa 24 Stunden haben sich die Bakterien oft schon so weit entwickelt, dass sie identifiziert werden können. Jede Bakterie des ursprünglichen Abstrichs ist dann zu einer kleinen Bakterienkolonie angewachsen, die auf dem Nährboden als kleiner Fleck zu erkennen ist. Wenn verschiedene Bakterienarten auf dem Nährboden gewachsen sind, unterscheiden sich die Kolonien meist in typischer Weise. Die Labormediziner entfernen ganz vorsichtig eine Kolonie von jedem Bakterientyp und legen eine Reihe neuer Kulturen, daher von Subkulturen, an. Diesen werden verschiedene spezielle Chemikalien beigefügt. Einige Arten von Bakterien verbrauchen beim Wachsen diese chemischen Substanzen, andere nicht. Eine Serie von Subkulturen kann daher mit großer Genauigkeit Auskunft darüber geben, welche Bakterien in dem Eiter des Patienten vorhanden sind, beziehungsweise die Entzündung verursacht haben. Nachdem feststeht, um welche Bakterien es sich handelt, legt man in der Mikrobiologie eine weitere Testreihe an, um herauszufinden, welches Antibiotikum sie am besten abtötet. Viele Bakterien sind gegen bestimmte Antibiotika resistent (unempfindlich), und ohne Spezialtests ist es unmöglich, genau vorauszusagen, welches Antibiotikum am besten wirkt. Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, wird dem behandelnden Arzt das Ergebnis mitgeteilt, und er kann das Antibiotikum auswählen, das die Infektion mit größter Wahrscheinlichkeit vollkommen beseitigt.

Immunologie

Dieser Fachbereich umfasst die Lehre von den Abwehrmechanismen des Körpers beziehungsweise seiner Immunität und deren Funktionsweisen. Die Bedeutung der Immunologie wächst ständig. Die Methoden der immunologischen Untersuchungen ermöglichen unter anderem die Identifizierung einer Viruserkrankung. Eine Blutprobe wird dabei aber nicht auf die sie enthaltenen Mikroorganismen wie Viren untersucht, sondern auf Antikörper (die körpereigenen Abwehrstoffe). Man weiß heutzutage auch, dass eine Krebserkrankung nicht nur Ausdruck dafür ist, dass Zellen zu wuchern beginnen, sondern auch dafür, dass das Abwehrsystem des Körpers versagt. Die Erforschung dieser Mechanismen wird für die Krebsbekämpfung in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.