Homöopathie

Homöopathische Behandlung

Ein Homöopath stellt beim Aufnehmen der Krankengeschichte dem Patienten oftmals Fragen, die auf den ersten Blick so scheinen, als hätten sie nichts mit der Krankheit zu tun. Er erkundigt sich beispielsweise nach Reaktionen auf äußere Bedingungen wie Hitze oder Kälte, oder ob man süße Speisen lieber mag als herzhafte. Auf diese Weise verschafft sich der Homöopath einen Eindruck vom Gesamtbild des Patienten mit all seinen Eigenschaften und seiner Lebensweise. Das Ziel ist, entsprechend der Symptome und Reaktionen die passende Arznei aus dem Deutschen Homöopathischen Arzneibuch auszuwählen, das mehr als 2.000 homöopathische Mittel enthält. Im Laufe der Gespräche oder der anschließenden Behandlung versucht der Homöopath herauszufinden, welche Arznei zu der Persönlichkeit und zum Körpertyp des Patienten passt und daher eine erfolgreiche Behandlung verspricht.

Viele Homöopathen verschreiben – wie damals Hahnemann auch – nur ein einziges Mittel, um dessen Wirkung genau überwachen zu können. Inzwischen setzt sich bei manchen allerdings auch die gleichzeitige Verordnung mehrerer Mittel immer mehr durch. Die verwendete Potenz hängt zum einem vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten ab, zum anderen, wie tief die Krankheit sitzt und ob sie akut oder chronisch ist. In akuten Fällen wird das Mittel halbstündlich oder stündlich verabreicht, bis Besserung eintritt. Bei chronischen Erkrankungen ist es nicht ungewöhnlich, nur ein Mittel und nur eine einzige Dosis einer hohen Potenz zu verordnen.

Erstverschlimmerung

Tritt eine Besserung ein, wird die Behandlung geändert oder eingestellt. Oft aber verschlimmern sich die Krankheitssymptome zunächst, und mitunter treten auch Symptome früherer Krankheiten wieder auf. Homöopathen vertreten die Ansicht, dass starke moderne Medikamente Krankheiten oft nur unterdrücken und tiefer in den Organismus treiben. Auch wenn es nach seiner Methode vorübergehend den Anschein hat, dass sich der Zustand des Patienten verschlechtert (Erstverschlechterung) , findet tatsächlich eine allgemeine Genesung statt. Nach dem ersten Besuch sind gewöhnlich weitere Besuche in Abständen von zwei oder vier Wochen erforderlich. Mit fortschreitender Genesung vergrößern sich dann die Abstände.

Keine Genussmittel

Homöopathische Medikamente lässt man besser auf der Zunge zergehen, als sie ganz herunterzuschlucken. Für die Dauer der Behandlung sollte man auf anregende Genussmittel wie Zigaretten, Kaffee und Alkohol verzichten, da sie die Wirkung beeinträchtigen können. Homöopathische Mittel sind zumindest in den mittleren Potenzen vollkommen ungefährlich und zeigen auch keinerlei Nebenwirkungen, falls sie nicht richtig ausgewählt wurden. Daher sind zahlreiche homöopathische Medikamente für die Hausapotheke geeignet. Viele häufig auftretende Beschwerden wie Erkältungen, Halsschmerzen und Kopfschmerzen können zu Hause behandelt werden, wenn man das richtige Mittel auswählt. Tinkturen können zur Herstellung von Lotionen und Mundwasser für die Haut- und Zahnpflege benutzt werden.

Auf Homöopathie spezialisierte Apotheker stellen dir sicher gern eine kleine Hausapotheke zusammen. Eine homöopathische Behandlung kann der allgemeinen Gesundheit zugute kommen, bei konkreten Erkrankungen helfen und der Entwicklung vieler Krankheiten vorbeugen, die gewöhnlich nur dann auftreten, wenn die natürlichen Widerstandskräfte geschwächt sind. Auch Krankheiten, bei deren Entstehung seelische Vorgänge eine Rolle spielen (psychosomatische Erkrankungen), sprechen auf die Homöopathie gut an.

Bei Asthma, Allergien, Nervenleiden und alltäglichen Krankheiten wie Wadenkrämpfe ist die Homöopathie der Schulmedizin oftmals überlegen. Hahnemann lieferte selbst eindrucksvolle Beweise für die Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln. Er behauptete, 180 Typhuskranke unter den Überlebenden der napoleonischen Armee nach deren Rückzug aus Moskau im Jahre 1812 geheilt zu haben, und nur ein Kranker sei gestorben. Als 1854 eine Choleraepidemie in London wütete, starben über die Hälfte aller Patienten, die in den herkömmlichen Krankenhäusern behandelt wurden; dagegen lag die Sterberate in Krankenhäusern, in denen die Homöopathie Anwendung fand, nur bei etwa 17 Prozent.

Klinische Prüfung

Die moderne medizinische Wissenschaft fordert, dass jedes neue Medikament klinisch geprüft werden muss. Dazu wird das neue Mittel mit einem Standardpräparat, das die beabsichtigte oder zu testende Wirkung besitzt, im Vergleich eingesetzt, um festzustellen, wie es sich bei einer großen Anzahl von Patienten verhält. Gewöhnlich wissen bei diesen Versuchen weder Patient noch Arzt, welches Mittel eingesetzt wird (Doppelblindstudie), so dass die Ergebnisse nicht durch Voreingenommenheit beeinflusst werden können. Manchmal wird ein neues Mittel auch mit einem Placebo – einem Leerpräparat ohne Wirkung – verglichen. Wenn man aber von dem Grundsatz ausgeht, dass jeder Patient individuell behandelt werden muss, ist es äußerst schwierig, solche Versuche mit homöopathischen Mitteln durchzuführen. Es fanden aber einige Versuche statt, in denen Patienten Standardmittel verabreicht wurden, während andere Patienten individuell homöopathische Mittel verordnet bekamen. In diesen Versuchen ist die Wirksamkeit homöopathischer Mittel bewiesen worden.
Suggestionskraft

Häufig wird behauptet, die Wirkung homöopathischer Mittel beruhe schlicht auf Suggestionskraft; wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass einzelne Zellen und Gewebe tatsächlich auf homöopathische Mittel ansprechen. Darüber hinaus gibt es auch in der Tiermedizin zahlreiche Beispiele für die Wirksamkeit der Homöopathie, die nicht mit Suggestion erklärt werden können. Homöopathen und ihre Patienten jedenfalls hegen keinerlei Zweifel an der Heilwirkung homöopathischer Mittel. In Kliniken oder Arztpraxen, die nach Naturheilverfahren vorgehen, finden auch homöopathische Medikamente Anwendung.