Lyme-Arthritis
Eine Art von Gelenkentzündung, die in den letzten Jahren häufiger geworden ist, ist die Lyme-Arthritis. Sie wird durch Bakterien, sogenannte Borrelien, ausgelöst, die durch Zeckenbiss in den menschlichen Körper gelangen. Bei dieser Borreliose kommt es zunächst zu einer langsam fortschreitenden Hautrötung um den Zeckenbiss herum und dann – erst nach Wochen oder Monaten – zu einer Entzündung der großen Gelenke.
Daneben können die verschiedenartigsten Nervenerkrankungen, wie zum Beispiel Lähmungen, auftreten. Auch hier verhindert eine rechtzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum das Ausbilden der Arthritis.
Ferner gibt es neben diesen bekannten, mit speziellen Infektionen verbundenen Arthritiden (Mehrzahl von Arthritis) Virusinfektionen, bei denen eine Zeit lang die Gelenke schmerzen und anschwellen, manchmal sogar für mehrere Monate. Auch Personen, die an Schuppenflechte (Psoriasis), einer Hautkrankheit, leiden, haben häufig (ungefähr jeder Zehnte) Gelenkentzündungen.
Diagnose und Behandlung
Wenn zu vermuten ist, dass eine Gelenkerkrankung vorliegt, sollte so früh wie möglich ein Arzt aufgesucht werden, denn jede Verzögerung kann einer bleibenden Verformung Vorschub leisten. Besonders gefährdet sind Kinder mit Stillscher-Krankheit. Sie müssen im Krankenhaus behandelt werden.
Zuerst wird der Arzt nach der Entstehungsgeschichte der Beschwerden fragen. Danach folgt eine gründliche Untersuchung. Oftmals werden Blutuntersuchungen gemacht, um festzustellen, ob eine Entzündung vorliegt, oder um die Arthritisform zu bestimmen. Für Rheuma und die Bechterew-Krankheit sind Spezial Untersuchungen möglich.
Röntgenaufnahmen können sowohl Hinweise auf die Art der Gelenkerkrankung geben als auch zeigen, inwieweit Schäden schon vorhanden sind. Der Arzt wird in vielen Fällen schmerzstillende oder entzündungshemmende Mittel verschreiben. Wenn sich jemand allgemein schwach fühlt, sollte er größere Belastungen vermeiden. Auch Ruhe ist dann dringend geboten.
Für Rheumaerkrankungen gibt es spezielle Medikamente, die jedoch oft erhebliche Nebenwirkungen haben. Sie werden daher gewöhnlich nur bei den schweren Erkrankungsformen angewendet. Häufig verwendete Mittel sind etwa Gold-Injektionen, die jede Woche in einen Muskel gespritzt werden. Auch bestimmte Malariamittel helfen gegen Rheumaerkrankungen. In vielen Fällen werden zur Schonung der Gelenke und um Verformung zu vermeiden, individuell angepasste Schienen angelegt, die die Knochen in der richtigen Stellung halten. Schwellungen der Gelenke, die durch vermehrte Bildung von Gelenkschmiere (Synovia) entstanden sind, können durch Injektion eines entzündungshemmenden Medikamentes behandelt werden.
Möglicherweise wird Kortison gegeben, um die Entzündungsvorgänge in den Gelenken zu unterdrücken. Weil aber die Nebenwirkungen dieses Mittels nicht ungefährlich sind, wird der Arzt die Behandlung mit einer so geringen Dosis durchführen, dass die Symptome gerade gehemmt werden, und passt dann die Therapie dem weiteren Krankheitsverlauf an.
Behandlung im Krankenhaus
Halten die Beschwerden trotz therapeutischer Maßnahmen an, kann es angezeigt sein, die rheumatologische Abteilung eines Krankenhauses aufzusuchen, um weitere Untersuchungen vornehmen zu lassen. Ein akuter Rheumaanfall mit Fieber, Gelenkschwellungen und allgemeinem Schwächegefühl kann eine unverzügliche Krankenhausbehandlung notwendig machen, denn nur dort ist eine intensive Pflege möglich, die den individuellen Problemen angepasst ist.
Im Krankenhaus können die Gelenke geschient oder auf eine spezielle Matratze gebettet werden, die sich ständig leicht bewegt und dadurch einen druckdämpfenden, massierenden Effekt ausübt. Außerdem wird das Blut des Patienten in regelmäßigen Abständen untersucht, um die Stadien der Entzündung zu überwachen. Neuere, wenig eingreifende Untersuchungstechniken erlauben es zum Beispiel auch, Gewebsproben des Kniegelenks für eine mikroskopische Untersuchung zu entnehmen, die näheren Aufschluss über die Erkrankung vermitteln können.
Bei allen Formen von Gelenkerkrankungen spielt die Krankengymnastik eine wichtige therapeutische Rolle. Für die betroffenen Gelenke ist es unerlässlich, dass sie in den Phasen, in denen die Entzündung abebbt, bewegt werden, um eine‘ Versteifung zu vermeiden und die Muskeln wieder zu stärken. Die Befürchtung, dass Übungen in der Ruhephase der Entzündung einen neuen Entzündungsschub auslösen können, ist unbegründet. Der Krankengymnast bringt dem Patienten Übungen bei, die er dann zu Hause weiterführen kann.
Auch eine Wärmebehandlung kann den Gelenkschmerz lindern. So werden zum Beispiel bei der Hydrotherapie (Wasserbehandlung) Bewegungen im warmen Wasser trainiert. Die Wärme des Wassers entspannt die Muskulatur und erleichtert und unterstützt zugleich mit seiner Auftriebskraft die Bewegungen.
Operationen
Durch Entzündungen zerstörte Gelenke können durch künstliche ersetzt werden. Wirklich befriedigende Ergebnisse wurden aber bislang nur bei den großen Gelenken, vor allem bei der Hüfte und dem Kniegelenk, erzielt. Mit einem chirurgischen Eingriff kann auch der Druck aus der Umgebung eines Gelenkes gelindert werden, verklebte Bänder gelöst oder die Gelenkhaut entfernt werden, wenn sie stark entzündlich verändert ist.
Hilfsmöglichkeiten
Ein aktiver Mensch, der eine starke Behinderung erleben muss, wird sich zunächst schwer mit seiner Hilflosigkeit und Abhängigkeit abfinden. Obgleich es noch immer nicht für jede Form der durch Gelenkerkrankungen verursachten Behinderungen eine Heilmöglichkeit gibt, können verschiedenste Hilfsmittel wie Schienen, orthopädische Halskragen, Gehstöcke und Gehwagen, Unterarmstützen, Rollstühle und elektrische Hebevorrichtungen das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern.
Der Patient lernt in Rehabilitationszentren, trotz der Behinderung möglichst gut zurechtzukommen und von den Hilfsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, die zur Verfügung stehen. Ist ein Patient durch seine Gelenkerkrankung stark behindert, kann es nötig sein, dass er einen anderen Arbeitsplatz erhält. Eventuell können ihm besondere Vorrichtungen das Ausführen seiner Aufgaben erleichtern.
In vielen Fällen kann der Arzt dabei behilflich sein, indem er den Arbeitgeber über die speziellen Umstände unterrichtet. Bei manchen Patienten wird es nötig sein, die Wohnung den Behinderungen anzupassen. Zu ebener Erde zu wohnen ist von Vorteil, aber inzwischen ist es auch möglich, an den Treppen kleine Aufzüge anzubringen.
Freizeitbeschäftigungen wie Kartenspielen, Gartenarbeit oder Handarbeit brauchen heutzutage keineswegs aufgegeben zu werden. Beschäftigungstherapeuten können nämlich den Betroffenen über viele Erfindungen und Techniken unterrichten, die eigens dafür entwickelt wurden, dem Behinderten zu helfen, damit er weiterhin Freude an diesen Tätigkeiten hat.