Gelenkentzündungen sind äußerst schmerzhaft und rufen Schwellungen und Versteifungen der Gelenke hervor. Wenn eine Behandlung rechtzeitig einsetzt, kann in vielen Fällen die Beweglichkeit der Gelenke erhalten werden.
Die Ursachen für eine Gelenkentzündung (Arthritis) sind sehr verschieden und zum großen Teil rätselhaft. Sie kann in jedem Alter auftreten und ist in Ländern mit gemäßigtem Klima ein sehr verbreitetes Leiden. Die Krankheit kann leicht oder schwer verlaufen und befällt ein oder auch mehrere Gelenke. Es gibt verschiedene Formen der Arthritis (unter dem Begriff werden generell alle Erkrankungen zusammengefasst, die mit entzündlichen Prozessen in den Gelenken einhergehen): Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew (chronisch- entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule, des Beckens und der Schulter) und Arthritis, die durch eine Verletzung oder Infektion hervorgerufen wurde.
Obgleich sich eine spezielle Fachrichtung der Medizin (Rheumatologie) seit langer Zeit mit diesem Kreis von Erkrankungen beschäftigt, kann sie viele Fragen bis heute nicht beantworten.
Arthritis bei Erwachsenen
Rheumatoide Arthritis wird auch als PcP bezeichnet, was „Primär chronische Polyarthritis“ bedeutet. Obwohl diese Erkrankung sehr verbreitet ist, ist ihre Ursache weitgehend unbekannt. Man geht aber davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Das bedeutet, dass der Körper gegen eigenes Gewebe, in diesem Falle gegen die Haut, die die Gelenke von innen auskleidet (Synovialis), Abwehrstoffe entwickelt, wie er dies sonst nur gegen Krankheitserreger tut. Die Folge ist eine fortschreitende Entzündung, die schließlich das ganze Gelenk verändern kann.
An Rheuma, dieser Begriff wird im Volksmund auch für die Rheumatoide Arthritis verwendet, erkranken meist Erwachsene im Alter zwischen zwanzig und fünfundfünzig Jahren.
Symptome
In der Regel tritt diese Entzündung zuerst an den kleinen Fingergelenken beider Hände oder an den Gelenken der Zehen auf. Als weitere Symptome kommen oftmals Gewichtsverlust sowie allgemeines Unwohlsein hinzu. Die Symptome können akut auftreten und von Fieber oder einem Hautausschlag begleitet sein oder sich langsam über viele Wochen hinweg entwickeln. Später treten entzündliche Erscheinungen auch in den großen Gelenken wie Hüft-, Knie- und Schultergelenken auf.
Die Entzündungen werden von einem Steifheitsgefühl der Gelenke begleitet, das morgens meist am schlimmsten ist. In besonders ausgeprägten Fällen können die Kranken große Probleme haben, sich zu bewegen, oder sogar ans Bett gefesselt sein. Der akute Anfall zeigt sich darin, dass die Gelenke rot und geschwollen und besonders berührungsempfindlich sind.
Bei Krankheitsbeginn sind meistens nur einige Gelenke betroffen, aber oft greifen die Entzündungen innerhalb weniger Wochen auch auf Muskulatur, Sehnen, Bänder und Bindegewebe über. Manchmal zeigen sich in der Haut, vor allem an den Händen und an den Unterarmen, kleine harte Verdickungen, „Rheumaknoten“ genannt. Zum Erscheinungsbild dieser Krankheit kann auch eine Muskelschwäche gehören, und in manchen Fällen sind darüber hinaus die Augen betroffen. Das äußert sich darin, dass die das Auge schützende Tränenflüssigkeit versiegt, weil sich die Tränendrüsen entzündet haben. Die Folge sind trockene Augen, die reiben.
Ein Rheumaschub kann sich über einen Zeitraum von ungefähr sechs Monaten erstrecken. Die Symptome bauen sich zunächst innerhalb weniger Wochen auf und bereiten dem Patienten auch bei kleinsten Bewegungen oftmals größte Schmerzen. Wenn die Entzündung langsam wieder abklingt, fühlen sich die Betroffenen meist sehr viel besser. Es können jedoch jederzeit wieder neue Schübe einsetzen.
Arthritis bei Kindern
Rheumatoide Arthritis kann bei Kindern gelegentlich als sogenannte Stillsche Krankheit (nach dem englischen Kinderarzt G. F. Still) auftreten. Die Entzündung setzt ganz allmählich ein; meistens ist nur ein Gelenk erkrankt, in der Regel das Knie. Diese Krankheit schreitet zuerst langsam voran, kommt mit weiterem Heranwachsen des Kindes aber wieder zum Stillstand.
Ob der Patient völlig geheilt werden kann, hängt von der Schwere der Erkrankung und auch davon ab, wie schnell eine Diagnose gestellt wird und die Behandlung einsetzt. Je eher das geschieht, um so leichter verläuft die Krankheit. Meistens kann dann eine Gelenkversteifung und -verformung verhindert werden.
Bechterew-Krankheit
Der Morbus Bechterew (nach W. M. Bechterew, einem russischen Psychiater) ist eine Form der Arthritis, die die Beckengelenke und die Wirbelsäule befällt. Man glaubt, dass es sich – wie beim Rheuma – um eine Autoimmunkrankheit handelt. Von dieser Krankheit sind vor allem Männer betroffen, und das Erkrankungsalter liegt in der Regel zwischen dem fünfzehnten und dreißigsten Lebensjahr.
Ungefähr jeder zweihundertste Mann leidet unter der Bechterew-Krankheit. Die Krankheit tritt in manchen Familien gehäuft auf, da erbliche Faktoren dabei eine wesentliche Rolle spielen. Durch die Entzündungsvorgänge lagert sich Kalk in den Bändern ab, die als straffe Bindegewebsstränge den Gelenken Stabilität und Beweglichkeit geben. Mit der Zeit versteifen die Gelenke durch die Kalkeinlagerung. Ist die Wirbelsäule betroffen, führt dies zu einer Verschmelzung der Wirbelgelenke. Dabei wird das Rückgrat zu einem starren, unbeweglichen und krummen Rohr.
Medizinische Behandlung und krankengymnastische Übungen können unter Umständen dieser Versteifung und Verkrümmung der Wirbelsäule entgegenwirken. Die Bechterew-Krankheit schreitet mehrere Jahre langsam voran und breitet sich oftmals über die ganze Wirbelsäule und auf beide Hüftgelenke aus, bevor die Entzündungsvorgänge dann allmählich wieder abklingen. Ist eine Versteifung der Wirbelsäule eingetreten, ist dies nicht mehr rückgängig zu machen. Wie beim Rheuma werden manchmal die Augen, gelegentlich sogar die größeren Blutgefäße befallen, was zu Schäden an den Herzklappen führen kann.
Gicht
Im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenkentzündungen ist die Ursache der Gicht bekannt. Sie liegt in der Störung des Harnsäurestoffwechsels, das heißt, bei der Gicht wird die Entzündung durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Blut ausgelöst. Die Harnsäure wird vom Körper als Abbauprodukt von Nahrung und zugrunde gegangenen körpereigenen Zellen gebildet und mit dem Urin ausgeschieden. Geschieht dies nicht oder nur unvollständig, bilden sich Harnsäurekristalle, die sich bevorzugt in den Gelenkhäuten ablagern. Gegen die Ablagerung wehrt sich der Körper mit einer Entzündung, dem sogenannten Gichtanfall.
Bei Gicht bilden sich die Harnsäurekristalle bevorzugt in der Nacht, so dass der Betroffene in den frühen Morgenstunden mit schmerzenden, heißen, rot geschwollenen Gelenken erwacht. Meist ist bei der Gicht das Grundgelenk des großen Zehs als erstes betroffen.
Andere Ursachen von Arthritis
Mitunter wird eine Arthritis durch eine Verletzung ausgelöst; man nennt sie dann traumatische Arthritis. Die Verletzung kann direkt entstehen, zum Beispiel durch einen Schlag auf das Gelenk, oder indirekt, wenn etwa das Knie bei einem unglücklichen Sprung gestaucht wird. Knie, Knöchel und Handgelenk sind die am häufigsten von der traumatischen Arthritis betroffenen Gelenke.
Die Entzündung des Gelenks erfolgt meist kurze Zeit nach der Verletzung. Um einen Bruch auszuschließen, muss in jedem Fall eine Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenks gemacht werden. Liegt kein Bruch vor, können Bandagen, Ruhe und Schmerzmittel als Behandlungsmaßnahmen ausreichen. Gelegentlich wird durch eine Verletzung eine Blutansammlung im Gelenk hervorgerufen, das dann anschwillt und stark schmerzt. In diesen Fällen ist es erforderlich, unter lokaler Betäubung das Blut mit einer Spritze abzuziehen.
Nach jeder Verletzung eines Gelenks, aber auch nach jedem Knochenbruch besteht in den Gelenken, die an den gebrochenen Knochen grenzen, eine erhöhte Gefahr, dass nach Jahren Gelenkverschleiß (Arthrose) als Spätfolge auftritt.
Bakterien können ebenfalls eine Gelenkentzündung verursachen, die als septische Arthritis bezeichnet wird. Die Keime vermehren sich in der Gelenkschmiere oder -flüssigkeit (Synovia). Sie dringen entweder bei einer offenen Verletzung direkt in das Gelenk ein oder gelangen mit dem Blut von einem anderen Infektionsherd dorthin. Meist ist das Knie betroffen, es kann aber auch jedes andere große Gelenk sein.
Seltenere Arthritisformen
Eine andere, seltene Form der Arthritis kann durch Röteln (Infektionskrankheit) ausgelöst werden. Diese Erkrankung betrifft eher Erwachsene, bei denen dabei die Fingergelenke, Knie und Knöchel anschwellen. Meistens heilen die Gelenke nach wenigen Wochen wieder völlig aus. Die durch Tuberkulose hervorgerufene Arthritis der unteren Wirbelsäule und der Hüfte ist bei uns selten geworden, kommt aber bei Menschen in den Entwicklungsländern noch häufig vor. Eine weitere Arthritisform ist der Morbus Reiter, benannt nach dem Arzt, der sie als erster beschrieben hat. Hier ist, ähnlich wie bei der Bechterew-Krankheit, vor allem die Wirbelsäule betroffen, seltener die großen Gelenke wie Knie und Knöchel. Sie tritt immer nach ganz bestimmten Infekten auf, die meist von Chlamydien (Keimen), die eine Harnwegentzündung verursachen, hervorgerufen werden.
Diese Keime werden in der Regel durch Geschlechtsverkehr übertragen. Wenn die ursprüngliche Infektion richtig behandelt wird, verschwindet auch die Arthritis wieder.