Zoonosen

Haustiere, vom bunten Wellensittich bis zum verspielten Kätzchen, bringen ihrem Besitzer viel Freude. Man muss aber auch wissen, dass Tiere Krankheiten übertragen können.

Untersuchungen haben gezeigt, dass das Halten eines Haustieres, ob es sich um eine Dogge oder einen Goldfisch handelt, gut für die seelische Verfassung eines Menschen sein kann. Birgt aber die Haustierhaltung nicht auch Risiken? Obwohl immer wieder auf die Gefahr von Zoonosen, das heißt von Krankheiten, die durch Tiere übertragen werden, hingewiesen wird, herrscht im großen und ganzen Einigkeit darüber, dass man mit gesundem Menschenverstand und angemessener Vorsicht die Gefahren auf ein Minimum begrenzen kann.

Die Tollwut ist die gefährlichste Krankheit, die man von einem Tier bekommen kann. Zwar können alle warmblütigen Tiere – beispielsweise Fledermäuse, Füchse und Ratten – die Krankheit übertragen, doch entfallen etwa 90 Prozent der Ansteckungsfälle auf Hunde, gefolgt von Katzen, anderen Haustieren und wilden Tieren. Bei Menschen ist eine Tollwutinfektion fast immer das Ergebnis eines Bisses von einem infizierten Tier. Das Virus, das im Speichel des Tieres enthalten ist, kann aber auch in den Körper des Menschen gelangen, wenn das Tier an einem Schnitt oder einer Schürfwunde leckt. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen dem Eindringen der Viren in den Körper und dem Ausbruch der Krankheit, liegt zwischen 20 und 90 Tagen, kann aber bei starken Bisswunden an Kopf und Rumpf auch nur wenige Tage betragen.

Während die Bisswunde in der Regel normal verheilt, gelangen die Viren über die Nervenbahnen ins Gehirn und ins Rückenmark. Hier vermehren sie sich und wandern dann über efferente (vom Gehirn wegführende) Nerven zu den Speicheldrüsen. Wenn die Infektion das Zentralnervensystem erreicht hat, setzen die ersten Krankheitszeichen ein, zunächst Fieber und Schmerzen. Dann schließen sich die typischen Tollwutsymptome an: Lähmung oder schmerzhafte Muskelkrämpfe mit starkem Speichelfluss. Die Tollwut verläuft fast immer tödlich, sobald die Krankheitszeichen erschienen sind; bei intensivmedizinischer Behandlung kann eine Rettung des Patienten möglich sein. Eine Schutzimpfung dagegen verhindert den Ausbruch der Krankheit. Voraussetzung ist, dass man, unmittelbar nachdem man von einem tollwutverdächtigen Hund gebissen wurde, geimpft wird. Die Tollwut kommt in weiten Teilen der Welt vor, auch in Österreich.

Toxocariasis

Toxocariasis wird durch Hundekot übertragen. Der Hundespulwurm Toxocara canis befällt Haushunde. Welpen sind häufig von Geburt an infiziert. Infizierte Hunde scheiden mit ihrem Kot große Mengen der mikroskopisch kleinen Spulwurmeier aus. Die Eier können im Boden viele Jahre überdauern und damit eine Infektionsgefahr darstellen. Kinder können sich an Hundekot infizieren oder überall dort, wo Hunde ihr Geschäft verrichten. Kinder zwischen zwei und vier Jahren erkranken meist nur leicht. Wenn die Eier in den Magen gelangt sind, schlüpfen aus ihnen Larven, die sich durch die Magenwand bohren und in Leber und Lunge gelangen. Das kann chronischen Husten oder asthmatisches Keuchen zur Folge haben; noch bedenklicher ist allerdings die eher seltene Möglichkeit, dass die Larven in die Augen wandern und eine schwere Netzhautentzündung auslösen.

Toxoplasmose ist eine Krankheit, die von dem Parasiten Toxoplasma gondii ausgelöst wird. Träger der Parasiten sind oft Katzen. Die Erreger vermehren sich in der Darmschleimhaut des Tieres und werden mit dem Kot ausgeschieden, der für den Menschen infektiös sein kann; auch andere Tiere, wie zum Beispiel Schafe, können sich infizieren. In Ländern, in denen man rohes oder nur leicht gebratenes Hammelfleisch isst, kann die Infektion auf diese Weise übertragen werden, aber in Mitteleuropa wird Toxoplasmose fast ausschließlich durch Katzen übertragen. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel so leicht, dass die meisten Betroffenen kaum etwas davon merken. Zwei Tage bis zwei Wochen kann der Patient leichtes Fieber haben, und er fühlt sich „grippig“. Anschließend hat er Antikörper entwickelt.

Echinokokkose

Echinokokkose ist eine Infektion des Menschen mit dem Hundebandwurm Echinococcus granulosus oder multilocularis. Dieser Parasit ist besonders in Gegenden mit Schafzucht verbreitet. Hunde sind Träger des Bandwurms und scheiden seine Eier mit dem Kot aus. Schafe infizieren sich dann, und es entwickeln sich Larven, die in Leber und Lunge der Schafe gelangen. Hunde wiederum infizieren sich, wenn sie rohes Schaffleisch oder -gedärme fressen. Menschen können sich mit Eiern des Hundebandwurms infizieren, wenn sie mit Hundekot in Berührung kommen oder auch nur einen infizierten Hund streicheln.

Beim Menschen entwickeln sich die Eier im Magen weiter, und die Larven können dann praktisch in jedes Organ eindringen, insbesondere in Leber, Lunge, Muskeln, Milz und sogar das Gehirn. Dort entwickeln sich Zysten (Echinokokkuszysten), die manchmal einen Durchmesser von zehn bis zwanzig Zentimetern erreichen und auch aufbrechen können.

Mykosen

Pilzerkrankungen, die von Fadenpilzen im Fell von Tieren hervorgerufen werden, können durch Streicheln besonders leicht auf den Menschen übertragen werden. Die flechtenartige Hauterkrankung beginnt als kleiner runder Fleck, der sich ständig vergrößert. Hautpilze von Tieren sind sehr ansteckend und kommen bei Katzen – vor allem jungen Katzen – und Hunden vor. Nach Abfallen der Kruste ist an diesen Stellen die Haut nackt, verdickt und gerunzelt. Der Prozess wiederholt sich, während die befallene Partie sich vergrößert. Die Krätze ist eine Hautkrankheit, die von Krätzmilben, Sarcoptes scabiei, hervorgerufen wird. Sie kann zu einer Vielzahl krankhafter Veränderungen der Haut führen, von simplen Kopfschuppen bis hin zu abschuppenden Flecken wie bei einer Mykose.

Die Krätzmilben können sich auf der menschlichen Haut nicht vermehren. Die Infektion ist also durch das Absterben der Milben begrenzt. Wenn man jedoch das Haustier, von dem man Milben bekommen hat, nicht behandeln lässt, kann man sich immer wieder neu infizieren.

Bakterien im Maul oder an den Pfoten einer Katze können ebenfalls Krankheiten auslösen. Die bekannteste Krankheit dieser Art ist die sogenannte Katzenkratzkrankheit, die, wie der Name sagt, durch Kratzer von Katzen übertragen werden kann, in zehn Prozent aller Fälle aber auch durch einen Biss. Einige Tage nach der Verletzung entwickelt sich an der betroffenen Stelle eine Hautpustel von etwa einem halben Zentimeter Durchmesser; dann schwellen die Lymphknoten einseitig an, Fieber und Kopfschmerzen treten auf. Gelegentlich kann sich ein Kratzer oder ein Biss von einer Katze mit dem Bakterium Pasteurella infizieren. Es kommt dann zu einer Blutvergiftung, die sehr langwierig sein kann; wird sie nicht richtig behandelt, kann sogar der Knochen unter der infizierten Wunde in Mitleidenschaft gezogen werden.