X-Beine

Viele Kinder haben X-Beine, und meist gleicht sich dies im Laufe des Wachstums aus. Bei älteren Menschen hängen X-Beine oft mit anderen Problemen zusammen, die in vielen Fällen aber behoben werden können. X-Beine (Genu valgum) nennt man die Fehlstellung der BeIne mit Einwärtskrümmung der Oberschenkel und Auswärtskrümmung der Unterschenkel. Diese Fehlstellung hat zur Folge, dass sich die Knie berühren, aber die Füße nicht geschlossen werden können. Diese X-Stellung der Beine tritt vor allem bei kleinen Kindern und bei älteren Menschen auf.

Ursachen der Fehlstellung

Viele kleine Kinder wirken X-beinig, weil sich innerhalb der ersten Lebensjahre die Winkelstellung zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein verändert. Das sichtbare Ergebnis sind X- oder O-Beine. Beide Stellungen sind keineswegs ungewöhnlich und treten im allgemeinen nur vorübergehend auf. Im zweiten und dritten Lebensjahr sind deshalb X-Beine häufig und stellen fast den Normalfall dar.

Überhaupt sichtbar wird diese Beinstellung erst im Alter von etwa zwei Jahren. Oft wirken die Beine von Kindern bis zu diesem Zeitpunkt noch gerade. Aber danach kann die X-Stellung zunehmend deutlich werden, und ein Kind erscheint dann mit drei Jahren unübersehbar X-beinig. Trotz dieser Beinstellung laufen die Kinder gewöhnlich ohne Schwierigkeiten. Sie spüren auch keine Schmerzen und fühlen sich auch nicht unbehaglich. Im weiteren Verlauf des Wachstums wächst die Außenseite des Knies schneller als die Innenseite, und in der Regel gleicht sich dadurch die X-Stellung von selbst wieder aus. Im Alter von sechs oder sieben Jahren sind die Beine meistens wieder gerade. Kommt eine Rachitis hinzu, was heute allerdings seltener ist, treten erhebliche Knochenverformungen auf, unter anderem geschwollene Handgelenke und Knöchel sowie X-Beine – häufiger sind in diesen Fällen allerdings O-Beine. Rachitis rührt von einer Kalzium- und Vitamin-D-Mangelernährung her.

Vorbeugende Vitamingabe

In den nördlichen europäischen Ländern tritt Rachitis nur noch selten auf, weil die Säuglinge vorbeugend Vitamin D bekommen. Bleibt die X-Stellung der Beine auch über das zehnte Lebensjahr hinaus bestehen, wird die Fehlstellung chirurgisch beseitigt. Erwachsene können in späteren Jahren X-Beine bekommen, wenn sie beispielsweise an Arthritis (Gelenkentzündung) oder Arthrose (Gelenkverschleiß) leiden. Rheumatische Erkrankungen betreffen auch das Knie, vor allem durch Fehlbelastung bei manchen Berufen, deshalb spricht man zum Beispiel auch von Bäckerbeinen. Ein Beruf, der besonders gravierend die Beine belastet, ist der des Kellners. Viele Kellner haben nach etlichen Berufsjahren Plattfüße, die oft eine X-Stellung der Beine zur Folge haben.

Auch als Spätfolge von einem unbehandelten Beckenschiefstand oder durch Knieverletzungen entstehen X-Beine. Ob eine schwere Form von X-Beinen vorliegt, überprüft der Arzt, indem er den Gang kontrolliert und den Abstand zwischen den Knöcheln bei aufrechtem Stand mit geschlossenen Beinen misst. Diese Überprüfung wird in regelmäßigen Abständen wiederholt. Auf diese Weise kann der Arzt feststellen, ob sich der Zustand verbessert oder verschlechtert. Manchmal werden die Knie auch geröntgt. Der Arzt untersucht außerdem die Wirbelsäule und das Becken.

Behandlung

Bei den meisten Kindern geht die X-Bein-Stellung im Laufe der Zeit ganz von allein zurück, und nur selten ist eine gezielte Behandlung nötig. Der Arzt überprüft aber regelmäßig das Wachstum. Besteht Anlass zu Besorgnis, werden dem Kind Einlagen für die Schuhe angepasst, um die Innenseite der Ferse vier oder fünf Millimeter anzuheben. Um die Knie zu begradigen, werden in manchen Fällen Schienen verordnet. Sie sind verstellbar und werden nachts getragen. Gymnastische und physiotherapeutische Übungen, die täglich auszuführen sind, unterstützen diese Therapie. Wenn sich bei der ersten Untersuchung herausstellt, dass das Kind Rachitis hat, verordnet der Arzt Kalzium- und Vitamin-D-Tabletten. In der Regel begradigen sich die Beine wieder.

Wenn allerdings im Alter von etwa neun Jahren die Knie immer noch deformiert sind und ansonsten keinerlei Knochen- oder Gelenkprobleme vorliegen, wird eine Operation in Erwägung gezogen. Beträgt der Abstand zwischen den Knöcheln in diesem Alter ungefähr zehn Zentimeter, ist ein chirurgischer Eingriff meist schon deswegen nötig, um spätere Komplikationen, zum Beispiel frühzeitige Arthritis in den Kniegelenken, zu verhindern. Eine solche Operation wird nicht vor dem zehnten Lebensjahr vorgenommen. In besonders schweren Fällen wird erst nach Abschluss des Wachstums operiert, das heißt, mit fünfzehn Jahren oder später. In diesen Fällen wird ein keilförmiges Stück aus der Innenseite, daher zur Körpermitte gerichteten Seite, des Oberschenkelknochens entfernt. Dann wird der Knochen so eingeführt, dass der untere Teil des Beins gerade ist. Nach der Operation heilt der Knochen wieder und wird so kräftig, wie er vorher war, aber die Beine sind gerade.

Bei rheumatischen Veränderungen am Knie wird zunächst mit Schmerzmitteln behandelt. Bei schweren Fällen von Arthrose kann eine Operation erforderlich sein.