Wundstarrkrampf

Ein rostiger Nagel, eine winzige Wunde – und der ideale Nährboden kann für die Bakterien bereitet sein, die den Wundstarrkrampf verursachen. Eine Impfung schützt zuverlässig vor dieser lebensbedrohenden Krankheit.

Wundstarrkrampf oder Tetanus wird von Bakterien der Art Clostridium tetani verursacht. Diese Kleinstlebewesen existieren weit verbreitet im Erdreich, besonders jedoch auf Nutzbodenflächen, die mit tierischem Dünger bearbeitet wurden. In tierischen Exkrementen nämlich sind diese Bakterien in besonders großer Zahl vertreten. Clostridien haben ein charakteristisches Merkmal: Sie verändern sich an der Luft zu Sporen. Diese Dauerform, die sich auch im Straßenstaub der Städte und im Hausstaub der Wohnungen findet, lässt sie jahrelang lebensfähig bleiben. In sauerstoffarmem Gewebe jedoch können sie sich wieder vermehren. Das erklärt, warum die Krankheit sich nur nach einer Verwundung im Körper ausbreitet: Zum einen können die Sporen auf diesem Weg in schlecht durchblutete Gewebe vordringen, die dementsprechend auch weniger mit Sauerstoff versorgt sind; zum anderen ist das Wundgebiet selbst sehr sauerstoffarm, weil die Blutzufuhr wegen der Verletzung der Gefäße unterbrochen ist.

Je tiefer eine Wunde ist und je mehr Schmutz hineingelangt, desto größer wird die Gefahr eines Wundstarrkrampfes. Der von den Bakterien produzierte Giftstoff (Tetanustoxin) ist eine überaus gefährliche Substanz. Schon ein zehntel Milligramm reicht bei einem Erwachsenen als tödliche Dosis. Von der Wunde aus, in der sich die Bakterien vermehren, dringt der Giftstoff wahrscheinlich entlang der Nervenbahnen bis zum Rückenmark und zum Gehirn vor. Aber auch eine Streuung über den Blutkreislauf ist anscheinend möglich. Die Inkubationszeit – die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit – beträgt in der Regel sechs bis zehn Tage, in seltenen Fällen bis zu 50 Tage. Es kommt aber auch vor, dass die Symptome bereits einen Tag nach dem Kontakt mit dem Erreger auftreten.

Zunächst kommt es zu einer kurzen Phase unspezifischer Krankheitszeichen wie Kopfschmerzen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Fieber. Als erstes typisches Merkmal von Tetanus gesellt sich dann Muskelsteifigkeit hinzu. Am schwersten von der erhöhten Muskelspannung betroffen sind meist die Kaumuskeln, so dass der Mund nicht mehr geöffnet werden kann (Kieferklemme), die Bauchmuskeln, die bretthart sind, und die Rückenmuskulatur. Schließlich wird der Rumpf durch die verkürzten Rückenmuskeln gebogen und der Nacken nach hinten überstreckt.

Später tritt das zweite charakteristische Symptom der Krankheit auf, die Krämpfe, die schon beim kleinsten Reiz einsetzen können, bei Luftzug, Lärm oder bei Berührung des Erkrankten. Leichtere Krämpfe bleiben auf die Gesichtsmuskulatur beschränkt und verzerren das Gesicht zu einer gespenstischen Grimasse. Das Atmen kann durch diese Krämpfe behindert werden. Kritisch wird der Zustand der Patienten vor allem dann, wenn vom Gehirn gesteuerte, lebenswichtige Körperfunktionen entgleisen. Versagt die Steuerung der Herzfunktion, drohen Störungen im Herzrhythmus und ein gefährlich niedriger oder extrem hoher Blutdruck.

Behandlung

Hauptziel der Behandlung ist, den Patienten möglichst unbeschadet den natürlichen Krankheitsverlauf überstehen zu lassen und Komplikationen rechtzeitig zu begegnen. Zu diesen Komplikationen zählen eine durch Muskelkrämpfe verursachte Atemnot oder gar Atemstillstand, Lungenentzündung und das Versagen lebenswichtiger Körperfunktionen wie ein Entgleisen des Herzschlags. In leichter verlaufenden Fällen genügt es, den Patienten medikamentös ruhigzustellen und äußere Störfaktoren fernzuhalten; dadurch wird der Entstehung von Krämpfen vorgebeugt. Bei sehr schwerem Verlauf wird ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) durchgeführt, der Patient mit dem Wirkstoff Curare in den Zustand einer schlaffen Lähmung versetzt und dann maschinell beatmet. Die Überlebenschancen von Tetanuspatienten lassen sich durch intensivmedizinische Maßnahmen deutlich verbessern. Dennoch erliegt etwa die Hälfte der Betroffenen dieser Krankheit.

Schutzimpfung

Ein Baby erhält mit den ersten Schutzimpfungen auch den Impfstoff Tetanustoxoid. Die erste Wiederauffrischung findet mit Beginn des Schulalters statt. Anschließend sollte eine Auffrischung etwa alle zehn Jahre vorgenommen werden – bei Menschen, die besonders gefährdet sind, beispielsweise Landwirten, auch häufiger. Wer nicht oder nicht ausreichend immunisiert ist, muss bei jeder möglicherweise verschmutzten Wunde Antitoxin erhalten. Diese „passive“ Immunisierung ist notwendig, damit die Bakteriengifte neutralisiert werden, bevor sie das Nervensystem erreichen. Man kann das Risiko, nach einer Verletzung an Wundstarrkrampf zu erkranken, bis zu einem gewissen Grade verringern, wenn man die Wunde gründlich reinigt und Penicillin injiziert. Einen zuverlässigen Schutz kann jedoch nur eine vollständige Impfung bieten.