Wundnaht

Die Wundnaht ist ein einfaches Verfahren,um durch eine Naht die Wundränder fest miteinander zu verbinden. Je nach Gewebetyp und Verletzungsgrad kommen verschiedene Materialien zum Einsatz. Nahtmaterial lässt sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: resorbierbare Fäden, die sich im Laufe der Zeit auflösen, und solche, die ein Leben lang halten. Zur ersten Gruppe zählen Katgut und Dexon, zur zweitgenannten Nylon, Seide, Zwirn und Draht. Die verschiedenen Methoden Wundränder lassen sich entweder durch eine fortlaufende Naht mit jeweils einem Knoten an beiden Enden zusammenfügen oder durch eine Reihe getrennter, einzeln verknoteter Stiche (Einzelknopfnaht). Diese Methode hat den Vorteil, dass bei einer Infektion unter Umständen nur einzelne Fäden gezogen werden müssen. Wenn sich ein Knoten löst, geht die gesamte Naht nicht auf. Nach einer Operation bemerken die meisten Patienten nur die Nähte, mit denen die Operationswunde an der Hautoberfläche verschlossen wurde. Doch bei umfangreicheren Eingriffen werden in tieferliegenden Bereichen weit mehr Nähte gelegt.

Die einzelnen Schichten der Wunde, beispielsweise Bauchhöhlenauskleidung, Muskel- und Bindegewebsschicht, werden jeweils getrennt vernäht. Bei der operativen Entfernung eines Organs, z. B. der Gallenblase, müssen überdies Gänge durch eine Naht verschlossen werden. Und bei chirurgischen Eingriffen an großen Blutgefäßen wie Schlagadern, in deren Rahmen solche Gefäße durchtrennt und erneut zusammengefügt werden, sind unter Umständen zahlreiche feinste Nähte erforderlich. Bei einer Bruchoperation wird eine Schwachstelle in der Muskelschicht durch eine feste nicht-resorbierbare Naht verstärkt (Bassini-Naht). Selbst Knochen lassen sich mit Hilfe einer Naht wieder aneinanderfügen. Wird beispielsweise im Zuge einer Brust- oder Herzoperation das Brustbein gespalten, um Zugang zur Brusthöhle zu erlangen, fügt man es später durch eine Drahtnaht wieder zusammen. Heutzutage steht eine Vielzahl von unterschiedlichen Nahtmaterialien mit speziellen Eigenschaften zur Verfügung. Der Chirurg muss entscheiden, ob eine resorbierbare oder eine bleibende Naht mit nicht-resorbierbarem Material gelegt werden soll.

Diese Entscheidung hängt von zahlreichen Faktoren ab. Maßgeblich ist das Tempo, in dem das Gewebe aller Voraussicht nach heilen wird. Resorbierbares Material verliert innerhalb weniger Wochen nach der Operation seine Festigkeit und wird deshalb bei rasch vonstattengehenden Heilungsprozessen verwendet, beispielsweise für das Zusammenfügen von Muskelgewebe. Nicht-resorbierbare Nähte werden im Körperinneren gelegt, wenn mit einem langsamen Heilungsverlauf zu rechnen ist oder ein Körperbereich von seiner Struktur her einer Verstärkung bedarf. Meistens setzt man nicht-resorbierbares Material auch für Hautnähte ein, weil es sich unmittelbar nach dem Abheilen mühelos entfernen lässt und ein besseres kosmetisches Ergebnis zu erzielen ist. Die durch die Stiche bedingte Narbenbildung wird auf ein Minimum begrenzt.

Verwendung von Katgut

Katgut ist das am meisten verwendete resorbierbare Nahtmaterial. Es wird aus dem Dünndarm von Schafen gewonnen. Ursprünglich hieß es Kitgut in Anlehnung an eine kleine Geige mit drei Darmsaiten aus dem Mittelalter. Das Material wird getrocknet und gedreht und gewinnt durch ein dem Gerben ähnliches Verfahren an Dauerhaftigkeit. Danach wird es keimfrei gemacht und in konserviertem Zustand versiegelt. Bei Dexon handelt es sich um ein Synthetikmaterial, das sich im Gewebe gleichfalls auflöst. Es ist dauerhafter als Katgut, aber nicht so geschmeidig und lässt sich nicht so leicht verknoten. Zum nicht-resorbierbaren Nahtmaterial zählen unter anderem Seide, Zwirn, Nylon als Einzelfaden oder geflochten sowie Draht. Jedes Material dient einem bestimmten Zweck. Bei der Anlage einer Hautnaht wird heute vielfach ein Kunststoff- Einzelfaden angewandt. Dieses Material löst nur selten eine Fremdkörperreaktion aus, ist aber schwer zu knoten. Gerade bei einer Hautnaht richtet sich das Nahtmaterial nach dem Verletzungsort; so wird im Gesicht ein sehr viel feineres Material benutzt als zum Beispiel am Arm. Der ausgesprochen robuste Nylon-Einzelfaden wird meistens bei der Bassini-Naht verwendet, zum Beispiel bei Leistenbrüchen sowie beim Zusammenfügen von Muskelschichten. Der Einzelfaden ist allerdings nicht so mühelos zu verarbeiten wie geflochtenes Nylon. Sämtliche Nahtmaterialsorten sind in unterschiedlicher Stärke erhältlich. So ist beispielsweise der in der Augenchirurgie verwendete außerordentlich feine Nylonfaden dünner als ein Haar, während der dickste einer soliden Angelschnur gleicht. Für die Naht wird der Faden fest mit der Nadel verbunden. Das stumpfe Nadelende besitzt kein Öhr wie eine Nähnadel, der Faden wird in das Ende der Nadel geschoben. Die Nadeln sind meistens gebogen und werden in einen Spezialnadelhalter geklemmt. Ihre Spitzen sind entweder kegelförmig oder im Querschnitt dreikantig; diese Nadeln durchschneiden das Gewebe und werden für das Legen von Hautnähten verwendet.

Hautnähte

Haut lässt sich auf vielerlei Art zusammenfügen. Sehr gebräuchliche Nahtmaterialien sind Seide oder Einzelfäden. Der Nylon-Einzelfaden ist ausgesprochen gewebefreundlich, wohingegen Seide zu ausgeprägten Fremdkörperreaktionen führen kann. Seide zeichnet sich aber durch ausgezeichnete Knüpfeigenschaften aus. Für Hautnähte bedient man sich mehrerer unterschiedlicher Nahtarten. Am häufigsten ist die Einzelnaht – eine Aneinanderreihung einzelner Stiche, bei denen der Faden als einfache Schlinge einmal durch die Wunde geführt und dann verknotet wird. Bei der manchmal angewendeten Rückstichnaht nach Donati wird einmal tief eingestochen, der Faden zur gegenüberliegenden Seite und von dort nach Legen eines Oberflächenstiches wieder zurückgeführt, und die beiden Vorderenden werden miteinander verknotet. Lange Operations schnitte werden manchmal mit einer fortlaufenden Schlingennaht verschlossen. Sie besteht aus einer Reihe einfacher Schlingstiche, wie man sie auch zum Einfassen von Decken verwendet.

Geringe Narbenbildung

Um die Narbenbildung, beispielsweise im Gesicht, soweit wie möglich zu unterbinden, macht man gegebenenfalls zahlreiche, sehr kleine Stiche mit feinstem Nahtmaterial. Dabei werden pro fünf Zentimeter Einschnittlänge bis zu 20 und mehr Einzelstiche gesetzt. Wundnähte, bei denen es auf Widerstandsfähigkeit ankommt, etwa im Bauch- oder Brustbereich, verschließt man mit größeren Stichen – in der Regel vier bis sechs auf eine Länge von jeweils fünf Zentimeter. Die Anzahl der Einzelnähte sagt nicht unbedingt etwas über Schweregrad oder Größe einer Wunde aus. Eine andere Methode zur weitgehenden Vermeidung von Narbenbildung ist die Intrakutannaht, für die resorbierbares Nahtmaterial wie Katgut oder Dexon verwendet werden kann. Die Naht wird knapp unterhalb der Hautoberfläche gelegt, so dass keine sichtbaren Stichkanäle zurückbleiben. Vereinzelt legt man eine durchgehende Naht mit einem einzelnen langen Faden, der von einem Wundrand zum anderen geführt wird. Das verwendete Material – Nylon – lässt sich nach dem Verheilen der Wunde ziemlich mühelos entfernen. Nicht-resorbierbares Nahtmaterial wird nach wenigen Tagen entfernt; man schneidet die Fadenschlinge mit einem keimfreien Skalpell oder einer Schere auf und zieht den Faden mit der Pinzette heraus. Gesichtshaut heilt rasch, und deshalb werden in diesem Bereich die Fäden nach sechs bis neun Tagen entfernt. An Körperstellen, wo die Haut langsamer verheilt, zieht man sie in der Regel nach zehn bis zwölf Tagen. Unmittelbar nach dem Fadenziehen ist die genähte Stelle noch gerötet und etwas wulstig. Im Laufe weniger Wochen verliert sich diese Verdickung; nach und nach verblasst die Narbe und nimmt die Farbe der umliegenden Haut an.