Wunden

Chirurgische Behandlung

Bei tiefen Verletzungen mit Schädigungen von Sehnen und Nerven wird durch bestimmte chirurgische Techniken versucht, die verletzten Gewebe wieder zusammenzunähen. Schwere Wunden im Gesicht und an den Händen erfordern nicht selten mehrere chirurgische Eingriffe, um ein möglichst gutes kosmetisches Ergebnis sowie die Funktionsfähigkeit wieder zu erreichen. Solange die Fäden nicht gezogen sind, darf der Wundbereich nicht gewaschen werden. Wann die Fäden gezogen werden, richtet sich danach, wo sich die Wunde befindet, wie groß sie ist, und auch danach, wie alt der Patient ist. Im allgemeinen werden aber die Fäden am Kopf nach etwa einer Woche zwischen dem sechsten und neunten Tag gezogen, an den Extremitäten zwischen dem 12. und dem 15. Tag. Für den Rumpf gilt dasselbe wie für den Kopf. Bei infizierten Wunden werden die Fäden nach dem Auftreten von Entzündungszeichen (Schwellung, Rötung, Fieber und Schmerz) entfernt. Nur so kann die Ausbreitung der Entzündung verhindert werden. Die Wundbehandlung erfolgt dann offen.

Stichwunden bedürfen in der Regel ärztlicher Behandlung, weil sie tief sind und deshalb bei oberflächlicher Betrachtung das Ausmaß der Schädigung leicht unterschätzt wird. Es kann sich als notwendig erweisen, den Einstichkanal operativ zu öffnen, um verletztes Gewebe zu reinigen und zu versorgen. Die Wunde wird dann nicht wieder vernäht, sondern offen behandelt. Bisswunden werden grundsätzlich offen behandelt, da die Wunde immer infiziert ist. Bei Bisswunden von Tieren muss auch stets die Tollwutgefahr vom Arzt abgeklärt werden.

Während einfache Prellungen komplikationslos ausheilen, sind Quetschwunden häufig schwierig zu behandeln. Nach dem Röntgen und der Reinigung des Wundbereichs müssen bei ausgedehnten Quetschungen häufig die Faszien – die den Muskel umgebenden Hüllen – gespalten werden, damit die Arterien und Venen nicht durch die Drucksteigerung infolge der Blutergüsse zusammengepresst werden. Durch die Drucksteigerung kann die Blutversorgung einer Extremität sogar so weit gefährdet werden, dass sie abstirbt.

Ausmaß der Schädigung

Die Behandlung einer ausgedehnten Quetschwunde richtet sich nach dem Ausmaß der Schädigung. Häufig liegen Knochen-, Sehnen- und Muskelverletzungen vor. Deshalb sind meist auch mehrere operative Eingriffe notwendig. Wann immer die Haut verletzt ist, dringen Bakterien von außen in die Wunde ein. Ob die Bakterien dann auch tatsächlich eine Infektion hervorrufen, hängt von ihrer Gefährlichkeit und Zahl ab sowie von der allgemeinen Widerstandsfähigkeit des Patienten gegen die Bakterien. Die gewichtigere Rolle kommt der Widerstandsfähigkeit des Patienten zu. Bei einer jungen, gesunden Person wird sich eine Schnittwunde an der Fingerspitze kaum infizieren. Das Gewebe ist kräftig durchblutet, und die Abwehrkräfte vernichten alle in die Wunde eindringenden Bakterien.

Weit wahrscheinlicher ist das Auftreten einer Infektion bei einer Wunde mit umfangreicher Gewebeschädigung. Aufgrund mangelhafter Durchblutung des in Mitleidenschaft gezogenen Gewebes gelangen die körpereigenen Abwehrzellen unter Umständen nur unter Schwierigkeiten zu dem sich bildenden Infektionsherd. Die Bakterien selbst ernähren sich von abgestorbenem Gewebe, vermehren sich und beginnen im Verlauf dieses Prozesses, gesundes Gewebe zu zersetzen und zu zerstören. Die Symptome einer Wundinfektion entwickeln sich innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach der Verletzung. Der Betroffene verspürt zunehmend stärkere Schmerzen im Wundbereich, weil das Gewebe durch die Infektion anschwillt. Während der Schmerz anhält, schwillt die Wunde selbst an, rötet sich und wird heiß. Später beginnt sie unter Umständen Sekret abzusondern – zunächst eine helle Flüssigkeit, die im weiteren Verlauf eitrig werden kann. Der Verletzte fühlt sich nicht gut und hat vielleicht Fieber. Bilden sich rote Streifen auf der Haut und schwellen Lymphknoten an, liegt eine Blutvergiftung vor, die eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert.

Vorbeugen ist besser als Heilen – dies gilt auch für Wundinfektionen. Jede Wunde sollte daher sorgsam gesäubert werden. Bei oberflächlichen Blessuren genügt eine Reinigung mit milder Seife und Wasser. Tiefere Wunden sollte ein Arzt in Augenschein nehmen. Hat sich Schmutz im Gewebe festgesetzt, muss er auf chirurgischem Wege entfernt werden, so dass nur sauberes, gesundes Gewebe zurückbleibt. Im Falle stark verschmutzter Wunden werden oftmals Antibiotika verabreicht. Wegen des hohen Infektionsrisikos erfolgt die Verordnung von Antibiotika normalerweise auch bei Bisswunden, selbst bei sehr geringfügigen Verletzungen. Menschen- und Tierzähne sind mit Erregern übersät, die sich im Gewebe festsetzen. Bei Tollwutgefahr ist vielleicht eine entsprechende Schutzimpfung erforderlich.

Wundinfektion

Bei bereits bestehender Wundinfektion muss die Wunde geöffnet und offen behandelt werden, so dass Sekret oder Eiter abfließen und abgestorbenes und geschädigtes Gewebe entfernt werden kann. Ist die Wunde genäht worden, werden die Fäden wieder gezogen. Der Arzt entnimmt einen Wundabstrich, um die Bakterienart im Labor feststellen zu lassen. Hochlagern des betroffenen Körperteils kann zum Rückgang der Schwellung beitragen. Antibiotika müssen so lange eingenommen werden, bis sich die Wunde wirklich beruhigt hat.

Eine besonders gefährliche Infektion ist Wundstarrkrampf oder Tetanus. Gelangen Tetanusbakterien in schlecht durchblutete und daher auch sauerstoffarme Wunden, sondern sie das Tetanusgift ab, das entlang von Nervenbahnen in das Rückenmark und in den Hirnstamm gelangt. Eine Starrkrampferkrankung tritt daher besonders oft nach Biss- und Stichverletzungen, bei infizierten Wunden mit Wundtaschen und bei Verbrennungsverletzungen auf. Die Tetanusinfektion erzeugt an der Wunde keine auffälligen Erscheinungen, und die Wunde kann schon oberflächlich verheilt sein, wenn es zum Ausbruch des Wundstarrkrampfes kommt.

Wundstarrkrampf beginnt meistens mit uncharakteristischen Zeichen wie Unruhe, Mattigkeit, Schlaflosigkeit, Zittern und starken Schweißausbrüchen. Erst bei voll ausgeprägter Krankheit treten Schluckbeschwerden auf sowie Verkrampfung der Kaumuskulatur. Ist dieser Zustand einmal eingetreten, wird eine Behandlung schwierig, besonders bei fehlender Prophylaxe (Vorbeugung), und viele Patienten sterben. Durch sorgfältige Wundreinigung und Tetanus-Impfung lässt sich Wundstarrkrampf vermeiden.