Würmer

In vielen Regionen der Erde ist Wurmbefall ein großes Problem, da er oft auszehrende Erkrankungen nach sich zieht. In unseren gemäßigten Breiten sind solche schwerwiegenden Folgen allerdings äußerst selten.

Wie die einzelligen Bakterien sind Würmer Parasiten, daher Krankheitserreger, die in den Körper eindringen und auf dessen Kosten leben und sich vermehren. Würmer sind jedoch vielzellig und beträchtlich größer als einzellige Mikroorganismen, daher Bakterien oder Protozoen (Einzeller). Würmer werden in der Fachsprache als Helminthen bezeichnet.

Entwicklungszyklen

Jede Wurmart hat einen spezifischen Lebens- und Entwicklungskreislauf, der sicherstellt, dass sich der Parasit vermehrt. Im Verlauf eines solchen Zyklus befällt er Menschen und Tiere, die ihm als Wirt dienen. Das Besondere an den meisten Wurm arten ist, dass sie in bestimmten Phasen ihrer Entwicklung auf verschiedene Lebewesen übergehen. Die als Pärchenegel bezeichneten Würmer zum Beispiel durchlaufen ein Entwicklungsstadium in Süßwasserschnecken, bevor sie den Menschen befallen und bei ihm unter Umständen die ägyptische Bilharziose auslösen.

Würmer entwickeln sich aus Eiern, werden zu Larven und erreichen erst dann ihr reifes Stadium. Die Tierarten, die nur von Eiern oder Larven befallen werden, bezeichnet man als Zwischenwirt, die Lebewesen, die von ausgereiften Würmern infiziert werden, als Endwirt. Der Mensch nimmt in diesem Fortpflanzungs- und Entwicklungsgeschehen abhängig von der Wurmart die Rolle eines Endwirts oder eines Zwischenwirts ein. Hundebandwürmer beispielsweise, die als reife Würmer nur in Hunden existieren, können im Larvenstadium auch den Menschen erkranken lassen. Sie bilden in der Leber des Menschen Zysten (flüssigkeitsgefüllte Blasen).

Die Wurmarten, die bei Menschen zu Erkrankungen führen, werden in drei große Gruppen eingeteilt: Die Nematoden (Faden- und Rundwürmer) verursachen Krankheiten wie Elephantiasis tropica (Anschwellung von Gliedmaßen und äußerem Genitale) sowie Ascar iasis (Spulwurmbefall). Die zweite Gruppe bilden die Cestoden (Bandwürmer) und die dritte die Trematoden (Saugwürmer). Zu den letzteren zählen unter anderem die Pärchenegel und auch Leberegel. Band- und Saugwürmer durchlaufen einen ähnlichen Entwicklungszyklus.

Die einzelnen Arten von Nematoden beziehungsweise Fadenwürmern unterscheiden sich in Gestalt, Größe und Entwicklung sehr stark voneinander. Von medizinischer Bedeutung sind unter anderem die Filarien, die Krankheiten wie Elephantiasis tropica, Loa loa (Schwellungen an Händen, Armen, großen Gelenken und Augen) und Flussblindheit auslösen. Diese Erkrankungen heißen auch Filariosen und kommen in tropischen sowie subtropischen Regionen vor. Die reifen Würmer sind schlauchförmig. Damit sie sich fortpflanzen können, müssen im Endwirt sowohl weibliche als auch männliche Würmer leben. Die Übertragung von einem Menschen auf den anderen erfolgt durch blutsaugende Insekten. In aller Regel paaren sich die Parasiten im Menschen, und der weibliche Wurm produziert dann eine große Zahl von Eiern beziehungsweise Larven oder Mikrofilarien, die auf Blut und Lymphe übergehen. Wird der betroffene Mensch von einem Insekt gestochen, nimmt es mit dem Blut Mikrofilarien auf. Diese entwickeln sich im Insekt weiter und werden dann mit dem nächsten Stich auf einen anderen Menschen übertragen. Auf diese Weise breitet sich die Erkrankung dann immer weiter aus.

Hakenwürmer

Hakenwürmer sind ebenfalls in den tropischen und subtropischen Regionen weit verbreitet und verursachen die nach ihnen benannten Hakenwurmerkrankungen. Die einzelnen Arten weisen einander ähnliche Entwicklungszyklen auf. Der geschlechtsreife Wurm lebt stets im Zwölffingerdarm des Menschen. Er ernährt sich aus dem Blut der Darmschleimhaut und legt seine Eier in den Darm ab. Die Eier verlassen dann mit dem Stuhl den Körper. Der

Infektionsweg

In warmer Erde entwickeln sich aus den Eiern Larven, die sich bei Kontakt mit menschlicher Haut in diese hineinbohren. Über Blut oder Lymphe gelangen sie in die Lunge sowie in Luftröhre und Rachen, werden hinuntergeschluckt und so in den Darm befördert. Dort wachsen sie zu reifen Würmern heran. Der Entwicklungszyklus ist abgeschlossen. Die Hautstellen, an denen die Larven in den Körper eingedrungen sind, reagieren häufig mit heftigem Juckreiz. Bei der Wanderung der Larven durch die Lunge kann es zu Husten und Atembeschwerden kommen. Auch Bauchschmerzen sind häufiges Symptom. Infolge der Ernährungsgewohnheiten des Wurms in der Darmschleimhaut kommt es zu Blutverlusten. Sind diese massiv, entwickelt sich daraus Anämie (Blutarmut).

In schweren Fällen bei Kindern tritt unter Umständen eine Wachstumsverlangsamung ein. Ein Herzstillstand kann bei den heftigen Erkrankungsformen ebenfalls die Folge sein. Auch Hakenwürmer, die eigentlich auf Tiere als Wirte spezialisiert sind, zum Beispiel der Hundehakenwurm, dringen gelegentlich in die Haut des Menschen ein. An der Eintrittsstelle bildet sich dann Hautausschlag.

Askarien (Spulwürmer) sind die Ursache vieler Wurminfektionen. Man schätzt, dass bis zu einem Viertel der Weltbevölkerung von Spulwürmern befallen ist, also an einer Ascariasis leidet. Die reifen Würmer leben im Darm des Menschen. Nachdem die Eier mit der Nahrung aufgenommen wurden, reifen die Larven im Zwölffingerdarm heran. Sie durchdringen dann die Darmwand und gelangen mit dem Blutkreislauf in die Lunge. Von dort werden sie abgehustet, verschluckt und finden so erneut in den Darm. Bei den meisten Menschen zeigt der Askarienbefall nur geringe Symptome. Wenn die Larven die Lungen passieren, kann es dort jedoch zu Entzündungen kommen. Der Betroffene hustet, und sein Atem pfeift. Wenn die Eingeweide große Mengen an Askarien beherbergen, entstehen Bauchschmerzen und in schweren Fällen ein Darmverschluss (Ileus).

Madenwürmer

Madenwürmer, die ebenfalls zu den Nematoden zählen, sind in allen Regionen der Erde verbreitet und leben auch im Darm des Menschen. Die befruchteten Weibchen wandern zur Eiablage in den After, was mit lästigem Juckreiz verbunden ist. Der Betroffene kratzt sich und trägt die Eier unter den Fingernägeln früher oder später zum Mund. Gelangen sie hinein, werden sie verschluckt. Auf diese Weise infiziert sich ein Mensch immer wieder selbst oder auch andere Personen. Betroffen sind in aller Regel aber hauptsächlich Kinder.

Das Hauptsymptom ist das Jucken im Afterbereich. Diese Art Wurmbefall wird auch als Enterobiasis bezeichnet. Zur nächsten großen Gruppe der Würmer, den Trematoden (Saugwürmer), zählen unter anderem die Erreger der Bilharziose. Bei der ägyptischen Bilharziose ist die Harnblase befallen. Die Eier reifen dort zu Würmern heran und lösen Entzündungen aus. Von den beiden anderen Varianten der Bilharziose ist der Darm betroffen. Wurmeier verlassen den Körper mit dem Stuhl und reifen in Süßwasserschnecken zu Larven heran. Die Larven halten sich dann im Wasser auf. Kommen Menschen mit ihnen in Berührung – beim Baden oder Waschen beispielsweise – dringen sie durch die Haut in den Körper ein. Damit ist der Entwicklungskreislauf abgeschlossen.

Auch Leberegel sind Trematoden. Sie finden sich in allen Gebieten mit Schafzucht und infizieren Schafe. Auf den Menschen gehen sie nicht über. Als Quelle für Infektionen des Menschen mit Leberegeln gilt roher Süßwasserfisch. Dieser dient den Leberegeln als Zwischenwirt. Gelangen sie in den Menschen, siedeln sie sich in der Leber beziehungsweise den Gallengängen an. Die Folge für den Betroffenen sind Leberkoliken. Diese Art Wurmbefall kommt vor allem in Südostasien vor, wo der Verzehr von rohem Fisch Brauch ist. Von Cestoden beziehungsweise Bandwürmern werden ausschließlich Menschen befallen, die infiziertes Fleisch roh oder unzureichend gegart essen.

Häufigster Bandwurm ist der Rinderbandwurm, Taenia saginata. Endwirt dieses Parasiten ist der Mensch. Der Wurm hakt sich in die Darmwand ein, bildet an seinem Ende eibeladene Segmente und wächst dadurch zusehends in die Länge – daher der Name Bandwurm. Die Eier werden mit dem Stuhl ausgeschieden, gelangen mit der Düngung auf die Weiden und werden schließlich mit dem Gras von dem geeigneten Zwischenwirt, dem Rind, aufgenommen. Im Körper des Rindes reifen die Eier zu Larven heran, und diese verbreiten sich über das Blut in das Muskelfleisch. Der Entwicklungskreislauf schließt sich, wenn ein Mensch das infizierte Fleisch noch relativ roh zu sich nimmt. Trotz der gewaltigen Länge, die ein Bandwurm erreichen kann – bis zu neun Metern – , zeigen sich nur wenige Symptome. Eventuell leiden Betroffene an Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsverlust.

Der Schweinebandwurm

Zum Schweinebandwurm-Befall (Taeniasolium-Infektion) kommt es beim Menschen selten, wenn überhaupt, dann vorwiegend in Osteuropa, Russland und Asien. Die Erreger dringen in das Muskel- und Hirngewebe des betroffenen Menschen ein und verursachen Muskelschmerzen sowie Krämpfe. Außerdem treten Kopfschmerzen auf. Die Infektion wird auch als Zystizerkose bezeichnet. Fisch kann ebenfalls die Erreger von Wurminfektionen enthalten, insbesondere die des Fischbandwurms. Man nimmt sie zu sich, wenn man rohen oder ungenügend gegarten Fisch isst. Die Infektion kommt vor allem in Japan, Afrika und Skandinavien sowie in den Vereinigten Staaten vor.

Vorwiegendes Symptom sind Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Mit den heutigen Medikamenten lässt sich praktisch jegliche Art von Wurmbefall beim Menschen erfolgreich behandeln. Allerdings sind einige dieser Mittel bis zu einem gewissen Grad mit Nebenwirkungen verbunden. Dem Gesundheits- und Hygieneproblem „Wurmerkrankungen“ sollte man daher am besten durch Vorbeugen begegnen. Viele Infektionen lassen sich durch gute sanitäre Einrichtungen verhindern. Nach dem Stuhlgang sollten die Hände gewaschen werden. Vor allem ist darauf zu achten, dass Nahrung und Wasser nicht in Kontakt mit menschlichen Exkrementen kommen. In anderen Fällen lassen sich durch die Bekämpfung der Zwischenwirte Erfolge verbuchen. In China wurden große Fortschritte in der Eindämmung der Bilharziose gemacht, indem man den Zwischenwirt, die Wasserschnecken, weitgehend ausrottete.