Wassertherapie

Anwendungen mit normalem Wasser oder auch Heilwasser bezeichnet man als Wasser- oder Hydrotherapie. In Kombination mit Bewegungsübungen werden damit bei vielen Erkrankungen gute Heilerfolge erzielt. Schon die Römer wussten um die heilsame Wirkung des Wassers. Sie bauten viele öffentliche Bäder; denn im Bad suchte man seinerzeit Entspannung und Kräftigung. Auch trank man Wasser aus Heilquellen, um die Gesundheit zu erhalten oder die Genesung zu fördern.

Heutzutage macht man sich die Vorzüge des Wassers hauptsächlich im Kurbad zunutze. Es wird innerlich wie äußerlich angewendet und gegen Erkrankungen und Leiden sehr unterschiedlicher Art eingesetzt. Solche Kuren spielen im Gesundheitswesen vieler Länder eine wichtige Rolle. Die entsprechenden Kurbäder in Österreichs, Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens und Ungarns etwa sind gut besucht.

Natürliche Reize

Die Hydrotherapie gehört in den Bereich der physikalischen Therapien. Darunter sind Behandlungsformen zu verstehen, die die natürlichen Reize nutzen, wie sie von Wärme, Kälte, Licht oder auch Wasser ausgehen. Ärzte, die sich in dieser Richtung weiterbilden, tragen die Zusatzbezeichnung „Arzt für physikalische Therapie“. Auch in Ländern, in denen dem Kurwesen keine so große Bedeutung beigemessen wird, setzt man bestimmte Formen von Hydrotherapie ein. Dies gilt insbesondere für die Bewegungsbäder. Diese sind Bestandteil der krankengymnastischen Therapie nach Verletzungen und bei Gelenkerkrankungen. Der Ruf der Kurorte gründet sich meist auf eine landschaftlich schöne Umgebung, reine Luft und insbesondere auf die Kraft ihrer Heilquellen. Wasser ist nämlich nicht gleich Wasser. Je nach Ursprungsort führt das Wasser bestimmte Mineralien aus tiefen Gesteinsschichten mit sich, enthält oft natürliche Kohlensäure oder ist sogar siedend heiß. Zu Heilzwecken wird das Wasser in Kurhäusern und Kurkliniken genutzt. Die Anwendungen werden nach traditionellen und modernen medizinischen Gesichtspunkten durchgeführt. Für jeden Patienten erstellen die Ärzte einen individuellen Behandlungsplan. Man unterscheidet grundsätzlich Trink- und Badekuren bzw. Mischformen, die auch Güsse, Waschungen, Wickel und Dampfbäder mit einschließen können. Berühmt sind im mitteleuropäischen Raum die ebenfalls unter die Hydrotherapie fallenden Kneippkuren. Viele Heilwasser werden innerlich in Form einer Trinkkur angewendet und haben den Ruf, bei sehr unterschiedlichen Krankheiten wirksam zu sein. Man vermutet, dass die im Quellwasser gelösten Mineralien beziehungsweise Salze den Körper unterstützen, seine natürlichen Selbstheilungsenergien zu aktivieren.

Die Badekur

Die klassische Form der Hydrotherapie ist die Badekur. Es werden sowohl heiße, warme als auch kalte Bäder verordnet. Wechselbäder sind ebenfalls möglich. Einige Kurorte bieten darüber hinaus Moor- und Schlammbäder an. Güsse und Wasserdruckstrahl-Behandlungen geben der Haut Temperaturreize und haben eine Massagewirkung. Manchmal liegt der Patient auch in einem Wasserbecken und der harte Strahl wird unter Wasser direkt auf die zu behandelnden Körperpartien gerichtet. Dieses Verfahren ist heute weitverbreitet. Der Massageeffekt ist unter Wasser wirksamer als außerhalb des Beckens. Ein weites Feld nimmt in der Hydrotherapie das Bewegungsbad ein. Große Krankenhäuser haben meist eigene Bewegungsbäder für krankengymnastische Behandlungen. Ein Bewegungsbecken sieht auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Schwimmbecken aus, ist aber mit speziellen Einrichtungen versehen. Dazu gehören automatische Hebevorrichtungen, um den Patienten ins Wasser zu helfen, und Geländer und Griffe, damit sich bewegungseingeschränkte Patienten festhalten können. Ein weiterer Unterschied zu herkömmlichen Schwimmbecken besteht darin, dass das Wasser annähernd Körpertemperatur hat. Man bringt den Patienten aus drei Gründen in warmes Wasser: Zunächst wird die Schwerkraft weitestgehend aufgehoben. Der Körper schwebt sozusagen im Wasser, und geschwächte Muskeln sind dadurch in der Lage, die zugehörigen Gelenke besser zu bewegen. Zweitens werden durch die Wärme verspannte Muskeln gelockert und Schmerzen gelindert. Drittens kann der Widerstand, den das Wasser Bewegungen entgegenbringt, genutzt werden, um die Muskelkraft vorsichtig und schrittweise, aber sehr gezielt zu trainieren.

Individuelle Behandlung

Wie jede andere Form der Therapie müssen Übungen im Bewegungsbad von Anzahl und Intensität her auf die Beschwerden des Patienten abgestimmt werden. Normalerweise bleiben die Patienten zwischen 15 und 30 Minuten im Bewegungsbad und erhalten diese Anwendung über drei bis vier Wochen hinweg täglich. Bei bestimmten chronischen Beschwerden – besonders solchen infolge neurologischer (die Nerven betreffende) Erkrankungen – muss die Behandlung sehr viel länger erfolgen, eventuell auch zweimal täglich. Der Patient trägt normale Schwimmkleidung, reinigt sich zunächst unter der Dusche und kann dann ins warme Wasser. Der Zugang ist so beschaffen, dass auch behinderte Menschen leicht hineingelangen. Die Übungen werden unter Anleitung eines Krankengymnasten gemacht. Mit verschiedenen Hilfsmitteln – zum Beispiel .Schwimmflügeln und -flossen oder Paddeln – kann der Auftrieb gesteigert beziehungsweise der Widerstand des Wassers verstärkt werden. Dadurch lassen sich die verschiedenen Muskelgruppen entlasten und dann gezielt trainieren. Die Übungen sind Teil eines Behandlungsprogramms, das der Therapeut den individuellen Gegebenheiten des Patienten sehr genau anpasst. Im Bewegungsbecken machen zum Beispiel Patienten Gehübungen, deren Beinmuskulatur geschwächt ist. Die Therapie hilft bei Gelenkverschleiß (Arthrose) und Gelenkentzündung (Arthritis), die Beweglichkeit zu steigern. Neben den Übungen werden eventuell im Becken installierte Wasserdüsen eingesetzt. Deren Strahlen haben einen massierenden Effekt auf die zu behandelnden Muskeln. Nach dem Bewegungsbad wird der Patient kalt abgeduscht oder in trockene Tücher gehüllt je nachdem, ob die Wirkung der Wärme schnell oder langsam abklingen soll. Die krankengymnastische Wassertherapie hat insbesondere bei der Nachbehandlung von Knie- oder Hüftoperationen und bei Arthrose gute Erfolge gezeitigt. Sie ist in solchen Fällen wesentlicher Teil des Behandlungsprogramms geworden.

Nach einer Operation sind die Muskeln des betroffenen Gelenks oft sehr geschwächt oder durch den Eingriff in Mitleidenschaft gezogen, und in der Folge steift das Gelenk leicht ein. Bewegungen gegen die Schwerkraft sind unter solchen Umständen schmerzhaft. Im Wasser kann das Gelenk von der geschwächten Muskulatur unter Ausnutzung der Auftriebskraft sehr viel leichter in der gewohnten Weise bewegt werden. Die Muskulatur wird gekräftigt, das Gelenk beweglich gehalten. Bei der Bechterew Krankheit, einer chronischen entzündlichen Wirbelsäulenkrankheit, droht die Wirbelsäule allmählich zu versteifen. Hier ist die Wassertherapie von unschätzbarem Wert und wird eingesetzt, um Bewegungseinschränkungen zu verringern. Andere Formen der Arthritis oder Arthrose sind gelegentlich so schmerzhaft, dass Übungen überhaupt nur im Wasser stattfinden können. Dies ist häufig bei Hüftarthrosen der Fall. Bei neurologischen Krankheiten wird mit einer Hydrotherapie zwar nicht die Ursache angegangen. Aber Muskelkraft und Beweglichkeit lassen sich trainieren. Zum Beispiel erlaubt die Wasserbehandlung bei Lähmungen und der fortschreitenden Muskelschwäche (progressive Muskeldystrophie), Körperpartien zu bewegen, die sonst schlaff wären. Es gibt Fälle, in denen Bewegungsbäder im Prinzip hilfreich wären, aber sich auf Grund weiterer Erkrankungen oder bestimmter Symptome verbieten. So können beispielsweise Patienten, die den Stuhl oder Harn nicht halten können (Inkontinenz), am Bewegungsbad nicht teilnehmen. Obwohl Bakteriologen betonen, dass durch den Abgang von Harn und Stuhl keine oder nur eine sehr geringe Infektionsgefahr besteht, werden solche Probleme den Mitpatienten nicht zugemutet. In jedem Fall wird das Wasser aber so behandelt, dass eventuelle Krankheitskeime sofort abstürben. Menschen, die an schwerem Bluthochdruck oder einer ausgeprägten Herzschwäche leiden, dürfen nicht am Bewegungsbad teilnehmen, weil dem Herzen im Wasser Mehrarbeit abverlangt wird. Patienten mit schweren Hautkrankheiten oder solche, die gegen das Chlor im Wasser eine Allergie haben, können ebenfalls nicht in das Bewegungsbad.

Wassertherapie daheim

  • Zu Hause hat man die Möglichkeit Voll- und Duschbäder zu nehmen oder Mineralwasser zu trinken.
  • Mineralwasser kann man in jedem Lebensmittelgeschäft oder Supermarkt kaufen. Je nach Marke enthält es diverse Mineralien in unterschiedlichen Anteilen und Zusammensetzungen, ist kohlensäurehaltig oder -frei. Versuche statt Kaffee, Tee und Alkohol Mineralwasser zu trinken. Damit nimmst du weniger Reizstoffe zu dir. Das macht sich vor allen Dingen bezahlt, wenn du unter Stress leidest.
  • In einem warmen Bad (etwa 33 Grad Celsius) kannst du bis zu dreißig Minuten liegen bleiben; es wirkt sehr entspannend: sowohl für den Körper beziehungsweise die Muskulatur als auch für die Psyche. Mit Kräuterzusätzen wie Kamille, Melisse, Hopfen oder Baldrian wird diese Wirkung noch unterstützt.
  • Ein heißes Bad (etwa 37 Grad Celsius) ist ebenfalls entspannend, wenn man nicht länger als fünf Minuten darin verweilt. Bleibt man zehn Minuten oder noch länger darin, wirkt es eher anregend als beruhigend.