Unterkühlung

Jedes Jahr sterben Menschen an Untertemperatur. Besonders gefährdet sind kleine Kinder und alte Menschen. Auch wer sich extremen Witterungsbedingungen aussetzt, kann sich unter Umständen unterkühlen.

Als Unterkühlung oder Hypothermie wird ein Zustand bezeichnet, bei dem die Körpertemperatur des Menschen unter 35 °C absinkt. Die Körpertemperatur wird durch komplizierte Regulationsmechanismen ständig konstant gehalten. Sie ist die Regelgröße und beträgt bei gesunden Menschen ungefähr 37 °C. Dieser Temperaturwert entspricht der Körpertemperatur bei rektaler Messung (Temperatur im Körperkern). An den Händen, Füßen und Lippen bestehen oft erhebliche Temperaturabweichungen.

Ablauf im Körper

Verliert der Körper an Wärme, versucht er, diesen Verlust durch Schüttelfrost und Zittern auszugleichen. In dieser Phase fühlt sich der Betroffene unbehaglich beziehunsgweise elend. Nimmt die Temperatur noch weiter ab, kommt es zu starker Schläfrigkeit und Teilnahmslosigkeit. Verläuft dieser Auskühlungsprozess langsam, tritt kaum Schüttelfrost auf. Bei weiterer Auskühlung kommt es zu geistiger Verwirrung, der ein überwältigendes Schlafbedürfnis und schließlich Koma (tiefste Bewusstlosigkeit) folgen. Dieser Zustand tritt gewöhnlich ein, wenn die Körpertemperatur auf 32 °C abgesunken ist. Sinkt diese dann bis auf etwa 30 °C, verliert der Hypothalamus (Hirnanhangdrüse) sein Temperaturregelungsvermögen, was mit reduzierter Zellaktivität und Atemfrequenz einhergeht, so dass der Sauerstofftransport zu den Zellen abnimmt.

Der normale Herzschlag geht in Fibrillation über, daher der Herzmuskel beginnt zu flimmern und pumpt kein Blut mehr in den Kreislauf. Die Temperatur, bei der das Herz. Nur noch flimmert, ist für den Patienten äußerst kritisch, weil sie den beginnenden Kreislaufstillstand anzeigt. Werden keine Hilfsmaßnahmen eingeleitet, stirbt der Patient. Bei Kindern und Säuglingen setzt die Fibrillation bei tieferen Temperaturen ein als bei Erwachsenen – in manchen Fällen erst um 21 °C.

Risikogruppen

Gefährdet sind vor allem zwei Gruppen: Säuglinge, weil bei ihnen die Temperaturregulation noch nicht voll entwickelt ist, und alte Menschen. Bei ihnen treten altersbedingte Störungen der Temperaturregulation auf. Ebenfalls sind Menschen von Untertemperatur bedroht, die sich extremen Witterungsbedingungen aussetzen. Besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit starben viele alte Menschen durch Hypothermie. In den kalten, ungeheizten Wohnungen wickelten sie sich in Decken ein und besaßen oft nicht mehr die Kraft, sich zu bewegen und Heizmaterial zu besorgen. Aber auch in den technisch hoch entwickelten Ländern sterben Menschen den Kältetod. Betroffen sind hier vor allem Randgruppen der Gesellschaft, die kein festes Zuhause haben.

Zu den Schutzmaßnahmen des Körpers gehören starkes Zittern (Schüttelfrost) und Engstellung der Blutgefäße in der Haut, um die Wärmeverluste des Körpers zu unterbinden. Wenn kräftige Bewegung nicht möglich ist, wie das bei Säuglingen und sehr alten Menschen der Fall ist, entsteht auch kein Schüttelfrost. Die Folge ist ein stärkerer Wärmeverlust als unter gewöhnlichen Umständen. Schlimmer wird die Situation, wenn der Betroffene das Bewusstsein verliert.

Einfluss von Alkohol

Von Unterkühlung sind auch alkoholisierte Menschen bedroht. Bei bestimmten Medikamenten besteht unter Umständen die Gefahr von Unterkühlung, etwa bei Einnahme von Barbituraten und Tranquillantien wie Benzodiazepin. Bergsteiger, Wanderer und Taucher, die in kalten Gewässern tauchen, können sich unterkühlen. Bei Tauchern ist der Wärmeverlust durch den Einfluss des Wassers 100mal höher als etwa bei Wanderern, die bei gleicher Lufttemperatur Wanderungen unternehmen. Der Wärmeverlust erhöht sich beträchtlich, wenn starker Wind weht. Die Wiedererwärmung eines Patienten erfolgt bei leichter und mittelschwerer Unterkühlung passiv, daher durch Steigerung der Umgebungstemperatur. Der Patient wird in warme Räume gebracht (25 bis 30 °C) und in Wolldecken gehüllt.

Bei schwerer Unterkühlung ist eine aktive Aufwärmung notwendig. Die aktive Aufwärmung wird durch warme Bäder (Kopf und Hals aus dem Wasser), Heizdecken und Lichtbögen erreicht. Während bei jungen und gesunden Menschen eine relativ rasche Aufwärmung im Vollbad mit ansteigenden Temperaturen angewendet werden darf, muss bei Kindern und alten, geschwächten Patienten die aktive Aufwärmung mit äußerster Vorsicht und langsam erfolgen (1 °C pro Stunde), um den Patienten nicht durch Blutdruckabfall noch weiter zu gefährden. Bei unsachgemäßem Vorgehen, beispielsweise mit Heizkissen, können bei Unterkühlten lokale Verbrennungen entstehen. Außerdem erhalten Patienten mit schwerer Unterkühlung angewärmte Infusionen.

Wenn der Patient das Bewusstsein wiedererlangt, dürfen heiße Getränke gereicht werden. Bei hypothermen Patienten mit Alkohol- und Schlafmittelvergiftung darf keine aktive Erwärmung, etwa durch Vollbäder, erfolgen. Sie werden durch angewärmte Infusionen erwärmt. Am besten werden diese Patienten – wie überhaupt alle schwer unterkühlten Menschen – klinisch behandelt, denn nicht selten ist in diesen Fällen eine Intensivbehandlung notwendig.