Übelkeit

Gelegentliche Übelkeit gehört zu den am häufigsten auftretenden Unpässlichkeiten. Sie ist aber nur in seltenen Fällen ein Grund zur Besorgnis. Übelkeit wird durch die Reizung bestimmter Nervenzellen im Gehirn, dem Brechzentrum, ausgelöst. Wenn die Reizung stark genug ist, kommt es auch zu Erbrechen.

In den meisten Fällen braucht die Übelkeit nicht behandelt zu werden. Hält sie längere Zeit an oder ist sie von anderen Symptomen wie Schmerzen oder Gewichtsverlust begleitet, sollte man aber zum Arzt gehen.

Ursachen

Das Brechzentrum kann auf unterschiedliche Weise gereizt werden, und zwar entweder von Nervenimpulsen, die aus dem Magen oder Darm kommen, oder von Nervenimpulsen, die vom Gleichgewichtsorgan im Ohr stammen. Auch chemische Stoffe in der Blutbahn können das Brechzentrum reizen.

Magenbeschwerden

Wenn der normale Transport des Nahrungsbreis aus dem Magen behindert ist, entsteht Übelkeit. Auch eine Magenschleimhautentzündung kann eine Ursache sein. Eine der häufigsten Ursachen ist aber, dass zu viel gegessen wird. Zu große Portionen erweitern nämlich den Magen, und der Transport des Nahrungsbreis in den nächsten Teil des Verdauungstrakts – den Zwölffingerdarm – verlangsamt sich. Verdauungsbeschwerden und Übelkeit sind die Folge. Diese Beschwerden legen sich normalerweise innerhalb weniger Stunden wieder. Befindet sich im Magen ein Hindernis, hält die Übelkeit unter Umständen an. Hindernisse sind beispielsweise krebsartige Geschwüre, oder es handelt sich um eine Verengung des Magenpförtners (Pylorus) zwischen Magen und Zwölffingerdarm. Diese Verengung wird als Pylorusstenose bezeichnet und ist bei Erwachsenen normalerweise die Folge von Narbenbildung bei Ausheilung eines Zwölffingerdarmgeschwürs. In seltenen Fällen kommen Kinder mit einer angeborenen Pylorusstenose zur Welt, die dann dazu führt, dass das Baby sich nach der zweiten oder dritten Lebenswoche schwall artig erbricht.

Als Gastritis wird eine Magenschleimhautentzündung bezeichnet. Dabei kann es sich um eine vorübergehende Erkrankung handeln, doch manchmal halten die Beschwerden wochen- oder monatelang an. Eine mögliche Ursache ist Alkoholmissbrauch. Übelkeit ist eine Begleiterscheinung des Alkoholkaters. Auch Virusinfektionen und Lebensmittelvergiftungen können zu Gastritis mit Übelkeit und Erbrechen führen. Menschen, die ständig sehr angespannt sind und sich zu viel Sorgen machen, neigen zur übermäßigen Bildung von Magensäure. Das kann auf die Dauer wiederum zu Gastritis und Übelkeit führen. Unter diesen Voraussetzungen entwickelt sich oft auch ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür, das nicht nur Übelkeit, sondern auch starke Schmerzen verursacht.

Erkrankung des Innenohrs

Im Innenohr befindet sich neben den Einrichtungen für das Hören auch das Gleichgewichtsorgan. Nerven aus dem Innenohr führen zu Gleichgewichtszentren im Gehirn und auch zum Brechzentrum. Störungen im Innenohr rufen Schwindelgefühl hervor, das von starker Übelkeit und gelegentlich auch von Erbrechen begleitet ist. Derartige Störungen können sehr leicht als Folge ungewohnter Bewegungen auftreten. Manche Menschen bekommen schon vom Karussellfahren Schwindelgefühle und Übelkeit.

Die Reisekrankheit ist eine andere Form der Störung des Innenohrs. Sie wird vor allem durch regelmäßige Auf-und-ab oder seitliche Bewegungen ausgelöst, vor allem, wenn es keinen Fixpunkt gibt, auf den der Betreffende seinen Blick richten kann, um sein Gleichgewichtsgefühl aufrechtzuerhalten. Reisekrankheit mit Übelkeit kommt beim Auto- und Busfahren, auf Schiffen und im Flugzeug vor. Die Beschwerden verschwinden rasch, wenn die Bewegung aufhört. Auf langen Schiffsreisen stellt sich bei Seekranken meist nach zwei bis drei Tagen eine Besserung ein – bis dahin haben sie sich an die ungewohnte Bewegung des Schiffes gewöhnt und sind „seefest“ geworden.

Die Meniere-Krankheit ist eine Störung im Innenohr und äußert sich in anfallsweise wiederkehrenden schweren Schwindel- und Übelkeitsanfällen. Sie tritt vor allem bei Menschen mittleren und höheren Alters auf. Erhöht sich der Druck innerhalb des Schädels aus irgendeinem Grund, ist Übelkeit eines der ersten Symptome, wahrscheinlich deshalb, weil das Brechzentrum sehr empfindlich auf den erhöhten Hirndruck reagiert. Eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Encephalitis) kann ebenfalls schwere Übelkeit hervorrufen.

Auch Gehirntumore verursachen unter Umständen einen Druckanstieg mit Übelkeit, was oft mit anderen Symptomen verbunden ist, wie Kopfschmerzen oder Nervenfunktionsausfälle in den Gliedmaßen. Migräne-Patienten leiden oft am Beginn eines Anfalls an Übelkeit. Das ist wahrscheinlich die Folge von Veränderungen der Blutversorgung des Brechzentrums in der Anfangsphase des Migräneanfalls. Später stellt sich dann ein starker einseitiger Kopfschmerz ein, der ebenfalls von Übelkeit und Erbrechen begleitet sein kann.

Medikamente

Bei Einnahme bestimmter Medikamente tritt Übelkeit manchmal als Nebenwirkung auf, was meist an einer unmittelbaren Einwirkung auf das Brechzentrum liegt. Manche Medikamente rufen Übelkeit hervor, wenn die Dosis für den Patienten zu hoch ist; ein Beispiel ist das Herzmittel Digoxin. Andere Medikamente lösen grundsätzlich Übelkeit aus, beispielsweise Mittel für die Chemotherapie bei Krebs.

Behandlung

Bei Übelkeit hilft am besten Ruhe, bis die Beschwerden nachlassen. Übelkeit durch Verdauungsbeschwerden oder infolge einer Erkrankung wie Grippe lässt sich gut mit einem Antacidum (Säureblocker) und reichlicher Flüssigkeitsaufnahme behandeln. Bei Kindern sollte man auf eine Behandlung grundsätzlich verzichten und nur eine Schüssel oder einen Eimer bereithalten. Wenn sie brechen können, fühlen sie sich hinterher meist besser.

Bei Reisekrankheiten verordnet der Arzt Antihistaminika, etwa Meclocin. Sie hemmen das Brechzentrum und werden etwa eine halbe Stunde vor Reiseantritt eingenommen. Im akuten Stadium der Meniere-Krankheit werden Infusionen und Medikamente gegen Schwindel und Erbrechen gegeben.