Tonometer

Die Blutdruckmessung mit dem Tonometer ist ein wichtiges Routineverfahren, mit dem auf einfache und schmerzfreie Weise die Blutdruckwerte ermittelt werden können. Im Jahr 1890 erfand der italienische Arzt Scipione Riva-Rocci (1863-1937) ein praktisches Instrument, um den Blutdruck mit einer aufblasbaren Manschette zu messen. Noch heute wird in Erinnerung an Scipione Riva-Rocci der Blutdruck mit RR abgekürzt. 1896 wurde diese Methode durch den russischen Chirurgen Nikolai Korotkow erweitert. Mit seiner Methode gelang es nun, durch Auskultation (Abhorchen) mit dem Stethoskop den systolischen und diastolischen Blutdruck zu ermitteln.

Der Blutdruck

Die Ermittlung der Blutdruckwerte ist für den Arzt von elementarer Bedeutung, um Erkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck zu diagnostizieren. Der Blutdruck ist der vom Herzen erzeugte Druck, durch den das Blut durch die Gefäße getrieben wird. Wenn das Blut aus der linken Herzkammer in die Aorta gepumpt wird (Systole), entsteht eine Druckwelle, durch die die Arterienwände kurzfristig gedehnt werden. Dieser Druck, den der Blutstrom auf die Gefäße ausübt, ist der systolische Druck. Während der Erschlaffung der linken Herzkammer (Diastole) gerät das Blut in den Gefäßen in eine weitgehend gleichmäßige Strömung. Dieser Druck wird als diastolischer Blutdruck bezeichnet. Der Blutdruck in den großen elastischen Gefäßen pendelt etwa 70 bis 80 mal pro Minute zwischen einem Blutdruckmaximum – systolischer Blutdruck – und einem Blutdruckminium, dem diastolischen Blutdruck.

Das Blutdruckmessgerät

Das Prinzip der Blutdruckmessung besteht darin, dass durch Zusammendrücken der Oberarmarterie mit einer aufblasbaren Manschette der Druck in der Arterie gemessen werden kann. Der Druckwert wird dann von einer Skala eines Manometers abgelesen. Das Blutdruckmessgerät besteht aus einer aufblasbaren Gummimanschette mit einer nicht dehnbaren Stoffauflage an der Oberseite. Zum Aufblasen der Manschette dient ein Gummiballon. Der Gummiballon besitzt ein Ventil, mit dem sich durch Ablassen von Luft der Druck in der Manschette verändern lässt. An der Skala des angeschlossenen Manometers werden die Druckwerte abgelesen. Es gibt verschiedene Manometerausführungen. Bei dem Quecksilbermanometer ist eine aufrechtstehende Glasröhre mit einer Mess-Skala, die an einem aufrecht stehenden Ständer montiert ist, mit Quecksilber gefüllt. Der Blutdruck verschiebt die Quecksilbersäule, so dass an der Mess-Skala der Druckwert abgelesen werden kann. Besonders in Kliniken werden Membranmanometer verwendet. Bei diesen Instrumenten ist ein druckdichtes Gehäuse durch eine flexible Membran in zwei Kammern geteilt. Überschreitet der Blutdruck den Vergleichsdruck im Gehäuse, biegt die Membran aus. Der Unterschied zwischen dem Blutdruckwert und dem Vergleichsdruck (Druckdifferenz) wird an einer geeichten Mess-Skala abgelesen. Die Messwerte werden in Millimeter der Quecksilbersäule (mm Hg) angegeben.

Die Blutdruckmessung

Die Messung erfolgt im allgemeinen am Oberarm des liegenden oder sitzenden Patienten. Die Blutdruckmanschette wird straff um den Oberarm gelegt, die Ellbogenbeuge bleibt frei. Mit Hilfe des Gummiballons wird die Manschette schnell aufgeblasen. Man erzeugt einen Manschettendruck, der über dem erwarteten Blutdruck liegt, so dass der Blutstrom der Armarterie (Arteria Brachialis) unterbrochen wird. Nun wird das Stethoskop in der Ellbogenbeuge angelegt. Ist die Arterie vollständig komprimiert (zusammengedrückt), sind in diesem Moment keine Geräusche wahrnehmbar. Der Druck in der Manschette wird dann durch Betätigung des Ventils langsam gesenkt. In dem Moment, in dem der Manschettendruck den arteriellen systolischen Druck unterschreitet, entsteht ein kurzes scharfes Geräusch (Korotkow-Geräusch), das durch den turbulenten Bluteinstrom nach Kompression verursacht wird. Der beim Auftreten des Geräuschs gezeigte Wert entspricht dem systolischen Blutdruckwert, bei jungen Menschen 120. In dem Augenblick, in dem sich durch weiteres Ablassen des Manschettendrucks ein gleichmäßiger Blutstrom einstellt und die klopfenden Geräusche plötzlich dumpfer und schnell leiser werden, wird der diastolische Blutdruckwert abgelesen. Der Blutdruck eines Gesunden hängt vom Alter und der Konstitution ab. Bei einem jungen Menschen beträgt er 120/ 80 mm Hg. Er nimmt mit jedem Lebensjahrzehnt um 5 mm Hg zu.