Taubheit

Taubheit ist als Verlust des Hörvermögens definiert. Sie kann auf eine Infektion, andere Erkrankungen, die Erbanlage oder auch Lärmschäden zurückgehen. Oft lässt sich Gehörlosigkeit behandeln oder sogar verhüten. Taubheit ist nicht immer gleichbedeutend mit vollkommener Gehörlosigkeit. Man unterscheidet die absolute und die praktische Taubheit. Bei der ersten Form besteht eine Unempfindlichkeit für alle Schallreize, bei der zweiten ein Hörverlust für laute Umgangssprache. Einzelne Töne und Geräusche über 70 dB (Dezibel) können noch wahrgenommen werden. Der Betroffene ist in seiner Kommunikationsfähigkeit allerdings extrem eingeschränkt. Im allgemeinen spricht man in solchen Fällen auch von starker Schwerhörigkeit.

Die Gehörlosigkeit kann sich schleichend entwickeln oder plötzlich einsetzen. Sie betrifft entweder nur ein Ohr oder auch beide Ohren und hat die unterschiedlichsten Ursachen. Dementsprechend vielfältig sind die Behandlungsmethoden. Zur Linderung der Symptome gibt es Hilfs- beziehungsweise Hörgeräte. Um zu verstehen, wie es zu den verschiedenen Formen von Taubheit kommt, ist es hilfreich zu wissen, wie das Ohr beschaffen ist und wie der Hörsinn funktioniert: Schall sind wellenförmige mechanische Schwingungen, die sich durch ein Medium – meist die Luft – fortpflanzen. Unter normalen Umständen gelangen die Schallwellen durch den Gehörgang (das äußere Ohr) an das Trommelfell, das dadurch in Schwingung gerät.

Die Schwingungen werden über die Gehörknöchelchen im Mittelohr – Hammer, Amboss und Steigbügel – auf die Lymphflüssigkeit der Schnecke im Innenohr übertragen. Die Flüssigkeit gerät ebenfalls in Bewegung und erregt die in der Schnecke befindlichen Sinneszellen für das Hören. Diese nehmen die Reize auf und schicken sie als Impulse über die Hörnerven beziehungsweise die Hörbahn in bestimmte Bereiche des Gehirns. Dort werden sie entschlüsselt und zum bewussten akustischen Eindruck.

Schwindelgefühle

Das Ohr ist auch der Sitz unseres Gleichgewichtsorgans. So erklärt sich, warum einige Erkrankungen, die zu Schwerhörigkeit oder Taubheit führen, auch Schwindelgefühle auslösen. Das Mittelohr ist durch die Eustachische Röhre mit dem Rachenraum verbunden, die unter anderem dem Druckausgleich zwischen Mittelohr und äußerer Umgebung dient. Wenn wir mit einem Flugzeug ohne Druckausgleich fliegen, verspüren wir Druck in den Ohren. Das liegt daran, dass der äußere Luftdruck gefallen ist und das Mittelohr sich erweitert hat. Durch Gähnen oder Schlucken kann man den Druckausgleich erreichen. Krankheitserreger können sich leicht vom Rachen- oder Nasenraum durch die Eustachische Röhre ins Ohr ausbreiten und dort eine schmerzhafte Entzündung hervorrufen.

Formen von Hörverlust

Es gibt im wesentlichen zwei Arten von Hörverlust, die unter Umständen zu Taubheit führen: die Schallleitungs- und die Schallempfindungsschwerhörigkeit. Bei der Schallleitungstaubheit erreichen die Schallwellen das Innenohr nicht. Das kann daran liegen, dass Ohrenschmalz den Gehörgang verlegt, Flüssigkeit im Innenohr ist oder dass die Gehörknöchelchen unbeweglich geworden sind (Osteosklerose). Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit gelangen die Schallwellen zwar ins Innenohr, aber es liegt eine Erkrankung der zum Gehirn führenden Nerven oder eine Funktionsstörung im Innenohr vor. Gelegentlich gehen die Ursachen der verschiedenen Formen von Taubheit beziehungsweise Schwerhörigkeit Hand in Hand. Beispielsweise kann ein älterer Mensch viel verhärtetes Ohrenschmalz im Gehörgang haben, was die Schallleitung stört oder verhindert. Außerdem leidet er unter Umständen an einer Schallempfindungsschwerhörigkeit, die auf einer eingeschränkten Funktion der Sinneszellen im Innenohr beruht. Es kann auch eine Störung der Hörbahn vorliegen.

Taubheit beziehungsweise Schwerhörigkeit ist das Symptom einer Funktionsstörung des Ohres. Je eher sie diagnostiziert wird, um so besser kann sie behandelt werden. Ein Mensch mit normal ausgebildetem Gehörsinn kann ohne weiteres noch Worte oder Zahlen verstehen, die ihm aus einem Abstand von zehn bis fünfzehn Metern zugeflüstert werden. Ein leicht Schwerhöriger versteht leise Gesprochenes auf diese Entfernung nicht mehr, und ein stark Schwerhöriger kann auch aus 15 Zentimeter Abstand in normaler Lautstärke gesprochene Worte nicht mehr wahrnehmen.

Diagnose

Es gibt verschiedene Methoden zur Überprüfung des Gehörs. Tests werden in erster Linie anhand gesprochener Worte durchgeführt, in zweiter Linie mit Hilfe einer Stimmgabel. Eine Stimmgabel erzeugt einen Ton von gleich bleibender Höhe; je größer sie ist, desto tiefer der Ton. Sie wird nach und nach vom Ohr des Patienten entfernt, bis dieser angibt, dass er den Ton nicht mehr hören kann. Dieser Abstand wird dann gemessen. Anschließend wird das andere Ohr getestet. Auf diese Weise kann man den Grad des Hörschwunds bei verschiedenen Frequenzen in einer Kurve darstellen. Manchmal wird festgestellt, dass der Patient am besten hört, wenn man die Stimmgabel direkt an den Schädelknochen hinter dem Ohr hält. Das ist typisch bei Schallleitungsproblemen. Man wendet diesen Test an, um zu überprüfen, ob bei einem Patienten diese Form von Hörverlust vorliegt.

Die einzige wissenschaftlich zuverlässige Methode zur Ermittlung der Hörschärfe eines Erwachsenen ist die Messung mit einem Audiometer. Dieses Gerät sendet genormte Töne unterschiedlicher Lautstärke und Frequenz aus, und der Patient gibt ein Zeichen, sowie er einen Ton hört. Das Audiometer misst nicht nur die Schallleitung in der Luft – wobei der Patient die Töne über einen Kopfhörer zugespielt bekommt – sondern auch die Kopfknochenleitung. Dafür wird der Ton direkt in den Knochen geschickt.

Mit Schwerhörigkeit leben

Wenn die Behandlung keinen Erfolg zeigt und die Hörstörungen sich auch nicht spontan, daher von allein bessern, erhält der Patient im allgemeinen ein Hörgerät. Wenn auch das nicht hilft, muss der Patient lernen, von den Lippen zu lesen und aus der Erinnerung zu sprechen. Kleine Kinder müssen meist erst einmal sprechen lernen und erhalten Spezialunterricht. Die meisten tauben Menschen erlernen auch die Gebärdensprache.

Taube Menschen sind zwar stark behindert, können aber durchaus ein normales und erfülltes Leben führen. Als Autofahrer müssen sie besonders gut achtgeben. Absolute Taubheit gilt weithin als Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr, da aber Warnsignale auch immer als optische Signale gegeben werden, erhalten taube Menschen in den meisten Ländern die Fahrerlaubnis. Um gegen Schwerhörigkeit beziehungsweise Taubheit vorzubeugen, sollte jeder eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen beachten. So darf man unter keinen Umständen Fremdkörper, wie Sicherheitsnadeln oder Büroklammern, ins Ohr einführen.

Spülen Sie nie jemandem ein Ohr durch, wenn Sie über keine medizinische Ausbildung verfügen. Auch dürfen Sie ein Kind nie aufs Ohr schlagen, denn dadurch könnte das Trommelfell platzen. Setzen Sie sich nicht dauernd starkem Lärm aus, sei es in Diskotheken oder in der Nähe eines Flughafens. Wenn Sie in einem Industriebetrieb mit hohem Lärmpegel arbeiten, sollten Sie einen Lärmschutz (Ohrenschützer) tragen. Gehen Sie zum Arzt, falls Sie Ohren schmerzen oder Ausfluss aus einem Ohr haben, und lassen Sie regelmäßig Ihr Gehör testen.