Störungen der Verdauungstätigkeit verursachen durch ungenügende Aufnahme von Nahrungsbestandteilen im Dünndarm Mangelerscheinungen im gesamten Organismus und beeinflussen das Stoffwechselgeschehen.
Eine ungenügende Aufnahme von Nahrungsbestandteilen (Resorptionsstörung) durch den Dünndarm tritt zum Beispiel auf, wenn der Magen entfernt wurde, bei Gallemangel oder bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Eine Resorptionsstörung kann auch durch biochemische Anomalien oder Darmwanderkrankungen Mangelzustände verursachen. Eine Resorptionsstörung bezeichnet man auch als Malabsorption. Eine relativ häufige Stoffwechselanomalie ist die Mukoviszidose, die unter anderem auch zur Malabsorption führen kann.
In Ländern, in denen Weizen das wichtigste Grundnahrungsmittel ist, ist die Zöliakie eine häufige Erkrankung. Diese Krankheit kann von Kindheit an irgendwann ausbrechen und beruht auf einer Überempfindlichkeit des Dünndarms gegen Gluten, einen Grundbestandteil der meisten Getreidesorten. Durch diese Überempfindlichkeit wird die Fähigkeit des Darms, verdaute Nahrung zu absorbieren, stark herabgesetzt, weil sich einmal die Oberfläche der Darmwand durch die Abplattung der Millionen mikroskopisch kleiner, fingerähnlicher „Zotten“ verkleinert und zum anderen ein Enzymmangel die Situation verschlimmert. Das Ergebnis ist Salz-, Wasser- und Gewichtsverlust.
Eine ähnliche Krankheit, die tropische Sprue, ist in den Tropen in vielen Fällen die Ursache von Mangelerscheinungen. Zu Verdauungsstörungen kann es auch nach Operationen kommen, bei denen ein Teil des Magens wegen Geschwüren oder der gesamte Magen wegen einer Krebsgeschwulst entfernt wird. Die Verdauung des Speisebreis ist infolge fehlender Magenenzyme gestört, was wiederum eine Darmträgheit zur Folge hat, da die Peristaltik, also die wellenförmigen Bewegungen des Darms, die den Nahrungsbrei weiterbefördert, vorübergehend unterbrochen wird. Das führt dann zu Mangelversorgung im Organismus und zu Gewichtsverlust des Patienten.
Ist der Fluss der Galle aus der Gallenblase und dem Gallengang behindert, gelangt keine Galle mehr in den Dünndarm. Auch das kann zu einer Verdauungsstörung führen. Ein Mangel an Verdauungssäften zur Aufspaltung des Dünndarminhalts kann dann eintreten, wenn die Bauchspeicheldrüse längere Zeit entzündet ist. Man bezeichnet es als chronische Pankreatits, oder Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Schwierige Diagnose
Störungen des Stoffwechsels sind oft schwer zu diagnostizieren, weil die Symptome bei ungenügender Verdauung nicht spezifisch sind, vor allem im Frühstadium. Später kann es zu offenkundiger Mangel- und Unterernährung kommen, aber oft sind Blutuntersuchungen der einzige Weg zu einer eindeutigen Diagnose. Es können auch Symptome anderer Krankheiten deutlich werden, die auf Störungen des Gesamtstoffwechsels durch die schlechte Resorption der Nahrungsbestandteile beruhen. Schmerzen in den Knochen und eine Durchbiegung der Beine, was man bei Kindern als Rachitis und bei Erwachsenen als Knochenerweiterung (Osteomalazie) bezeichnet, beruhen auf Kalk- und Vitamin-D-Mangel.
Gelegentlich kommt es zu starken Blutungen aus Wunden jeder Art weil die unzureichende Absorption von Vitamin K die Gerinnungsfähigkeit des Blutes vermindert, doch lässt sich dies meist nur anhand von Blutuntersuchungen feststellen. Eine Störung des Stoffwechselgeschehens kann tödlich verlaufen, wenn sie unbehandelt bleibt. Der Patient verliert stark an Gewicht, obwohl er genügend Nahrung zu sich nimmt, da der Körper durch die Malabsorption einfach zu wenig Nahrungsstoffe, Vitamine und Mineralien erhält. Die Konzentration von Eisen und Folsäure (= Vit. B12) kann unter die unteren Grenzwerte sinken, was wiederum zu schweren Erkrankungen infolge von Blutarmut führen kann.