Sprachtherapie

Für Menschen mit Sprachbehinderungen, Stotterer wie Schlaganfall-Patienten, spielt die Sprachtherapie eine wichtige Rolle. Sie hilft ihnen, sich eindeutig zu verständigen. Aufgabe des Sprachtherapeuten ist es, Sprachfehler und -störungen zu diagnostizieren, sie im Hinblick auf ihre Behandlungsbedürftigkeit zu beurteilen und dann gegebenenfalls zu behandeln. Bei Störungen, die sich ohne Therapie nicht zurückbilden, spricht man von Sprachbehinderungen. In der Regel werden die Patienten durch einen Arzt an den Sprachtherapeuten oder Logopäden überwiesen, oder sie kommen über eine Beratungsstelle für ambulante Sprachheilarbeit zu ihm. Einrichtungen dieser Art befinden sich häufig in Schulen, Kliniken und Gesundheitsämtern. Sprachprobleme Bei den Problemen, die sprachtherapeutisch behandelt werden, geht es vorwiegend um Schwierigkeiten mit dem Sprachverständnis, um Beeinträchtigungen bei der Artikulation (Lautbildung) sowie um das Problem, Gedanken in Form von gesprochener, geschriebener oder von Zeichensprache auszudrücken – nach einem Schlaganfall oder einem Unfall etwa.

Zu den Ursachen von Sprachstörungen bei Kindern zählen eine verzögerte Entwicklung der Artikulation, eine verzögerte oder gestörte Sprachentwicklung, Autismus, eine Gaumenspalte, geistiges Zurückbleiben, körperliche Behinderungen, wie Anomalien des Hör- und Sprechapparats, sowie Stottern. Sprachprobleme bei Erwachsenen können durch einen Schlaganfall ausgelöst werden, durch die Parkinson-Krankheit, multiple Sklerose oder Kehlkopfkrebs. Die Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen oder sich durch sie mitzuteilen, können sehr unterschiedlich sein. Bei Kindern sind solche Probleme gewöhnlich Folge einer angeborenen Schädigung im Bereich von Gehirn, Gehör oder Sprechorganen. Es kann auch eine verzögerte oder anomale Sprachentwicklung zugrunde liegen.

Schädigung des Nervensystems

Erwachsene büßen ihre Sprachfähigkeit in der Regel durch eine Schädigung des Gehirns oder eine Zerstörung der Nerven ein, die die Muskeln der Sprechwerkzeuge versorgen. In einigen Fällen ist diese Muskulatur auch selbst erkrankt und dadurch beeinträchtigt. Liegt Kehlkopfkrebs vor, wird der gesamte Kehlkopf entfernt, und der Patient muss lernen, unter Einsatz der Speiseröhre zu sprechen (Ösophagus-Stimme).

Therapie für Kinder

Sofern das Kind nicht unter einem reinen Artikulationsfehler oder sehr schweren Sprachstörungen leidet, befasst sich die Therapie zunächst mit dem Sprachverständnis. Bei Kindern geschieht dies gewöhnlich auf spielerische Weise. Eine wichtige Rolle kommt dabei auch den Eltern zu. Sie führen die Therapie zwischen den Sitzungen zu Hause fort. Charakteristisch für den Sprachunterricht ist das Spiel mit Puppenhaus und möbeln sowie Puppen, die Menschen sehr genau nachgebildet sind. In knapper, einfacher Sprache wird das Kind auch aufgefordert, Gegenstände auszuwählen. Auf diese Weise lernt es Nomen (Hauptwörter). Danach muss es mit diesen Dingen etwas tun und lernt dabei Verben (Tätigkeitswörter). Bei Artikulatonsproblemen wissen Kinder meist nicht, wie die Laute richtig gebildet werden, oder sie sind nicht in der Lage, den Unterschied zwischen bestimmten einander ähnlichen Lauten zu erkennen. Die Phase, in der sich die korrekte Lautbildung entwickelt, dauert bis zum sechsten oder sogar siebten Lebensjahr. Ein Therapeut würde deshalb ein Kind dieses Alters, das lediglich die schwierigen Laute rund s nicht gut bilden kann, nicht behandeln. In einer Therapie zeigt er dem Kind zuerst, wie der Laut gebildet wird. Anschließend spricht es nur diesen Laut und übt ihn dann als Anlaut in kurzen Wörtern ein. Danach folgen Wörter mit diesem Laut als Auslaut, und schließlich fügt ihn das Kind beim fortlaufenden Sprechen in Wörter ein.

Therapie für Erwachsene

Geht die Sprechfähigkeit durch eine Schädigung des Gehirns infolge eines Schlaganfalls verloren, gewinnt der Patient oft spontan seine Sprache teilweise oder ganz zurück. Das kann innerhalb von sechs Monaten bis zu zwei Jahren nach dem Schlaganfall eintreten. Aufgabe des Sprachtherapeuten ist es, diesen Prozess durch Sprach- und Sprechübungen anzuregen, zu unterstützen und gezielt zu lenken. Die Übungen reichen von der einfachen Benennung, vom Hindeuten auf Bilder mit Gegenständen, die der Therapeut benennt, bis hin zur Rekonstruktion komplizierter – auch abstrakter – geschriebener Sätze, deren Wörter wahllos vermischt wurden. In welchem Umfang die Sprache zurückgewonnen wird, hängt von der Art und Schwere der Hirnschädigung ab. Einige Patienten erlangen ihre Sprechfähigkeit niemals wieder. In diesem Fall lehrt man sie andere Formen der Kommunikation (Verständigung). Dazu zählt unter anderem eine einfache Gebärden- und Zeichensprache, oder nur das Hindeuten auf Abbildungen von Dingen, die der Patient braucht.

Behandlung von Dysarthrie

Bei Dysarthrie (unartikulierte Aussprache), die durch Schlaganfall oder multiple Sklerose verursacht sein kann, ist der Patient nicht in der Lage, seine Zunge für den jeweiligen Laut schnell genug zu bewegen. Der Patient wird nun dazu angehalten, sein Sprechtempo herabzusetzen, um sich für eine akkurate Lautbildung mehr Zeit zu lassen. Zur Kräftigung der Sprechmuskeln werden Zungen- und Lippenübungen gemacht. Sprachtherapie ist nicht mit Sprecherziehung zu verwechseln. Die Sprecherziehung umfasst die pädagogischen Maßnahmen, die auf eine deutliche, akzentfreie Aussprache zum Beispiel des Hochdeutschen abzielen. Sprecherziehung findet im Rahmen von Unterricht und Kursen statt und wird vielfach von Schauspielern und Fernsehmoderatoren in Anspruch genommen.