Skorbut

Mangelkrankheiten aufgrund unzureichender Ernährung sind in den Industrieländern heute selten. Für Menschen, die sich völlig falsch ernähren, besteht jedoch nach wie vor die Gefahr, dass sie an Skorbut erkranken.

Skorbut ist die Folge von Vitamin-C-Mangel. Dieses für den Körper so wichtige Vitamin ist nicht in besonders vielen Lebensmitteln enthalten, und die Konzentration schwankt dann auch je nach Dauer der Lagerung und Art der Zubereitung. Da Vitamin C im Körper nicht gespeichert wird, muss es immer wieder erneut zugeführt werden.

Skorbut auf Schiffen

Obwohl die Krankheit früher keineswegs selten war, brachte man sie doch meistens mit Schiffen und langen Seereisen in Verbindung. Es war offensichtlich, dass bei langen Schiffsreisen Skorbut mehr oder weniger an der Tagesordnung war. Der Portugiese Vasco da Gama verlor 1497 über die Hälfte seiner Mannschaft durch Skorbut. Aber vor allen Dingen auf englischen Schiffen war die Krankheit berüchtigt. Wie sich herausstellte, lag dies an der Ernährung, denn die Engländer hatten keine Vitamin-C-haltigen Früchte und Gemüse auf ihrem Speiseplan. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts erkannte man allmählich den Wert von bestimmten Obstsorten als wirksames Mittel gegen Skorbut.

Im Jahr 1747 führte ein englischer Schiffsarzt schließlich einen Test durch. Bei einer Fahrt über den Atlantik gab James Lind zwölf an Skorbut erkrankten Männern Orangen- und Zitronensaft. Andere Erkrankte erhielten hingegen nur die üblichen Heilmittel wie Meerwasser und Muskatnuss. Geheilt wurden nur die zwölf, die die Früchte gegessen hatten. Obwohl die Testergebnisse so überzeugend waren, dauerte es noch 40 Jahre, bis die britische Marine die Konsequenzen zog und ihren Leuten bei langen Fahrten regelmäßig Obst zu essen gab. Im Jahr 1865 wurde dann beschlossen, jedem Seemann eine bestimmte Ration Limonensaft zukommen zu lassen.

Die ersten Symptome bei Skorbut sind meistens Mattigkeit und eine erhöhte Reizbarkeit. Sie treten bei völligem Fehlen von Vitamin C nach vier bis sechs Wochen auf. Zu diesen psychischen Krankheitszeichen können ungewöhnliche Blutungen kommen.

Ungewöhnliche Blutungen

Bei Erwachsenen sind dann häufig die Haut und das Zahnfleisch betroffen. Und zwar letzteres nur bei Menschen, die noch alle Zähne haben. In den frühen Stadien der Krankheit blutet das Zahnfleisch in den Bereichen um die Zahnwurzeln. Das Zahnfleisch geht dann immer weiter zurück und schließlich fallen die Zähne aus. Auf der Haut äußern sich die Blutungen meistens als blaue Flecken (Hämatome), insbesondere an den Oberschenkeln.

Manchmal äußert sich die Krankheit auch in kleinen Blutungen um die Wurzeln der Körperhaare. Diese winzigen Blutungen treten im allgemeinen verstärkt an den Beinen auf. Mit Fortschreiten der Krankheit können Blutungen in der Muskulatur, den Gelenken und dem Magen-Darm-Trakt auftreten. Skorbut verursacht jedoch nicht nur Blutungen, sondern beeinträchtigt auch die Bildung von Blutzellen, was zu einer Art von Anämie (Blutarmut) führt. Ein anderes Merkmal ist, dass Wunden eventuell nicht heilen. Vitamin C ist von entscheidender Bedeutung für die Heilungsprozesse in der Haut; es ist unerlässlich für die Ablagerung von Kollagen, dem wichtigsten Eiweiß bei der Bildung aller Fasergewebe. Die Knochen können bei einer Erkrankung an Skorbut weich werden, da für ihre Bildung Kollagen erforderlich ist.

Des weiteren ist der Körper anfälliger für Infektionen. In den seltenen Fällen, wo heute noch Skorbut diagnostiziert wird, sind fast ausschließlich ältere Menschen betroffen, die sich mangelhaft ernähren. Dabei handelt es sich vor allem um alleinstehende Männer, die nicht nur ihre Ernährung vernachlässigen, sondern auch stark rauchen. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Skorbut ist allerdings nicht geklärt.

Skorbut bei Kindern

In der Vergangenheit gab es auch Fälle von Säuglingen, die an Skorbut erkrankten. Es handelte sich um Kinder, die mit der Flasche ernährt wurden. Kuhmilch enthält so gut wie kein Vitamin C. Deshalb wird es heute der Flaschennahrung zugesetzt. Die Behandlung von Skorbut ist ausgesprochen einfach und besteht im Einnehmen von Vitamin C, in welcher Form auch immer. Schnell tritt dann Besserung ein, und innerhalb weniger Wochen erfolgt eine vollständige Heilung. Da bei Mangel an Vitamin C auch oft andere Vitamine fehlen, wird in der Regel eine Vitaminmischung verordnet.