Schluckauf

Wahrscheinlich kennt jeder von uns eine Reihe von Hausmitteln gegen Schluckauf, die mehr oder weniger helfen. Aber wie kommt es eigentlich zu einem Schluckauf, und kann er auch Zeichen einer Erkrankung sein?

Wenn wir ein- und ausatmen, strömt gleichmäßig Luft in unsere Lungen und wieder hinaus. Ermöglicht wird dies durch die Ab- und Aufwärtsbewegung des Zwerchfells, einer Muskelplatte am unteren Ende des Brustkorbs. Sie trennt den Brustraum vom Bauchraum. Aber auch die Zwischenrippenmuskeln sind an der Erweiterung beziehungsweise Verengung des Brustkorbs beteiligt.

Atmung und Schluckauf

Während der normalen Atemtätigkeit steht der Kehldeckel offen; das ist eine Gewebsklappe, die sich am Beginn von Luft- und Speiseröhre befindet. Beim Schlucken schließt sich der Kehldeckel und versperrt die Luftröhre, so dass während des Essens keine Nahrung dort hineingeraten kann. Die Stimmritze, die Spalte zwischen den Stimmbändern, ist beim Atmen weit gestellt, beim Schlucken jedoch ebenfalls geschlossen. Zu einem Schluckauf kommt es, wenn dieser normale Ablauf gestört ist und das Zwerchfell und – als Folge davon – auch die Zwischenrippenmuskeln muskelkrampfartig zu zucken beginnen. Dies bewirkt ein unwillkürliches, ruckhaftes Einsaugen von Luft, bei dem Kehldeckel und Stimmritze sich schließen.

Der typische Laut beim Schluckauf kommt zustande, wenn Luft schnell durch die Stimmritze gepresst und dann durch den völligen Verschluss abgeschnitten wird. Nach dem Schluckauf öffnen sich Kehldeckel und Stimmritze wieder, das Zwerchfell entspannt sich und wölbt sich nach oben, die Zwischenrippenmuskeln lockern sich ebenfalls; die Luft wird ausgeatmet. Für einen vorübergehenden, also nicht krankhaften Schluckauf kann es mehrere Auslöser geben: heiße oder kalte Speisen oder Getränke, scharf gewürztes Essen, zu schnelles Essen, Alkohol im Übermaß, das Schlucken kalter Luft oder Sport unmittelbar nach einer Mahlzeit.

Babys haben manchmal nach dem Saugen Schluckauf, möglicherweise ausgelöst durch zu hastiges Trinken. Ursache eines vorübergehenden Schluckaufs ist ein Reiz, der auf das Zwerchfell ausgeübt wird – entweder über den Magen, über eine Dehnung im Bauchraum oder in der Lunge, oder aber durch eine Operation im Bauchraum. Ein Schluckauf kann aber auch pathologisch sein, das heißt im Zusammenhang mit einer Krankheit auftreten. Dies kann eine Entzündung des Zwerchfells sein, eine Bauchfellentzündung oder eine Magen-, Leber- oder Gallenerkrankung. In manchen Fällen ist eine Schädigung der Nerven, die Impulse vom Atemzentrum im Hirnstamm über das Rückenmark zum Zwerchfell übermitteln, für einen pathologischen Schluckauf verantwortlich, zum Beispiel bei multipler Sklerose oder einem Tumor.

Auch unterschiedlichste Hirnschädigungen und -erkrankungen kommen als Ursache in Frage. Zu den volkstümlichen Heilmethoden gegen Schluckauf gehört es, die Atmung anzuhalten, einen Löffel Zucker zu schlucken, sehr kaltes Wasser zu trinken, von der „falschen“ Seite eines Glases zu trinken oder eine Zeit lang die Luft anzuhalten. Von all diesen Maßnahmen nimmt man an, dass sie funktionieren, weil das Atmungssystem Anreize erhält, wieder ordnungsgemäß zu reagieren.

Ärztliche Behandlung

Ein Schluckauf ist nur dann ein Fall für den Arzt, wenn er lange anhält und damit vermuten lässt, dass ihm ein ernstes Leiden zugrunde liegt. Doch auch wenn keine körperliche Ursache gefunden wird, muss ein lange anhaltender Schluckauf behandelt werden, da der Patient sich in den meisten Fällen abgespannt und erschöpft fühlen wird.

Möglicherweise hat der Schluckauf auch eine psychische Ursache, die dann herausgefunden werden muss. Der Arzt wird Betäubungsmittel in die Nähe des Nervs spritzen, der, im Rückenmark verlaufend, die vom Gehirn kommenden Impulse an das Zwerchfell weitergibt. Oder er wird versuchen, den Schluckauf mit Hilfe von Medikamenten zu beheben, die auf das Zentralnervensystem wirken.