Rundrücken

Die Wirbelsäulenverkrümmung betrifft vor allem ältere Menschen. Eine häufig zu beobachtende Form ist der Rundrücken. Besondere Gymnastik ist die beste Therapie gegen dieses Leiden. Der Rundrücken (auch „Kyphose“ genannt) ist die übermäßige, nach hinten gerichtete Krümmung der Wirbelsäule, die wir in ihrer fortgeschrittenen Form gemeinhin als „Buckel“ bezeichnen. Oft kommt noch eine seitliche Verkrümmung („Skoliose“) hinzu.

Treten beide Missbildungen zusammen auf, spricht man von einer Kyphoskoliose. Manchmal handelt es sich lediglich um eine leichte Verbiegung. In schweren Fällen kann sich der Betroffene nicht mehr ganz aufrichten, und der obere Teil des Rückgrats steht hervor.

Ursachen

Eine der häufigsten Ursachen des Rundrückens ist eine schlechte Körperhaltung. Wenn sich Kinder eine krumme Haltung angewöhnen und diese bis ins Jugendalter beibehalten, haben sie als Erwachsene vielleicht immer noch einen Rundrücken. Die Knochen bleiben allerdings vollkommen beweglich, und der Rundrücken verschwindet schließlich, wenn sich das Kind eine aufrechte Haltung angewöhnt.

Der Rundrücken kann sich jedoch „fixieren“. Das bedeutet, dass die Missbildung des Rückgrats bleibt, mag man sich auch noch so sehr um eine aufrechte Haltung bemühen. Bei Kindern ist die Ursache einer solchen Missbildung im allgemeinen unbekannt. Schon drei- bis vierjährige Kinder können einen Rundrücken bekommen, oft in Verbindung mit einer seitlichen Verdrehung der Wirbelsäule – sie leiden an Kyphoskoliose. Im Wachstum kann sich die Missbildung verschlimmern.

Ältere Kinder können infolge der Scheuermannschen-Krankheit einen Rundrücken bekommen. Im Röntgenbild erkennbare Zeichen für diese Krankheit sind die Verschmälerung einzelner Zwischenwirbelscheiben, die Keilform der entsprechenden Wirbelkörper und die Unregelmäßigkeit der Wirbelplatten. Die Scheuermann-Krankheit tritt meistens in der Phase der größten Wachstumsrate auf, in der Pubertät. Die Schultern runden sich zunehmend. Auch können sich Rückenschmerzen einstellen. Die Krankheit verliert sich meistens, wenn das Wachstum abgeschlossen ist. Nur in wenigen Fällen schreitet sie fort und führt zu einem ausgeprägten Rundrücken.

Osteoporose

Bei Älteren kann sich nach einer Osteoporose ein Rundrücken entwickeln. Bei der Osteoporose kommt es zu einer Verminderung der Knochensubstanz im ganzen Körper. In den Knochen wird nicht nur Kalk abgebaut, sondern auch die Eiweißstruktur wird dünn und schwach. Schon kleinere Verletzungen können Knochenbrüche zur Folge haben. Die Wirbel sind schon in einer frühen Phase der Osteoporose betroffen, und die Wirbelkörper fallen einfach in sich zusammen. Dieser Prozess verläuft normalerweise langsam. Gelegentlich aber kann schon eine kleinere Verletzung oder das Heben einer schweren Last zu einem sogenannten Kompressionsbruch führen, das heißt einen oder mehrere Wirbelkörper zusammenbrechen lassen.

Die Schultern werden dann im Alter immer runder. Die Körpergröße schrumpft manchmal bis zu fünfzehn Zentimeter. Etliche andere Knochenerkrankungen können einen Rundrücken hervorrufen, wenn der Krankheitsprozess auch die Wirbelsäule erfasst. Die Spondylitis ankylosans (Wirbelsäulenversteifung), auch Bechterewsche-Krankheit genannt, ist eine Form der Arthritis bei jungen Erwachsenen, besonders bei Männern. Die Krankheit befällt vorwiegend die Darm-Kreuzbeingelenke im Becken. Die Entzündung kann auch auf das Rückgrat übergreifen. Bei vollständig versteifter Wirbelsäule bleibt der Patient für immer in gebeugter Haltung.

Auch die Tuberkulose kann Knochen angreifen. Ein tuberkulöser Abszess entwickelt sich in einem Wirbel und zerstört ihn, so dass dieser einbricht. An dieser Stelle entsteht ein scharf abgewinkelter Rundrücken. Manchmal sind mehrere Wirbel betroffen. Tumore oder Geschwülste in den Wirbelkörpern können ähnliche Folgen haben und zu Kompressionsbrüchen in der Wirbelsäule führen. Dazu kommt es jedoch nur selten.

Gefahren

In sehr schweren Fällen eines Rundrücken kommt es oft zu Atembeschwerden, da sich die Lunge nicht mehr richtig ausdehnen kann. Unter Umständen – bei einer außergewöhnlich schweren Missbildung – muss sogar mit einer Herzinsuffizienz gerechnet werden. Häufiger führt dagegen ein lange Zeit bestehender Rundrücken zu einer Arthrose (Gelenkabnutzung) in den Knie- und Hüftgelenken. Besonders diese Gelenke werden wegen der Fehlstellung der Wirbelsäule stark belastet. Selbst wenn keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit besteht, kann ein starker Rundrücken den jungen Erwachsenen schon deshalb stark belasten, weil die Beweglichkeit eingeschränkt ist.

Behandlung

Bei einem Rundrücken als Folge von Haltungsfehlern ist schon mit einer speziellen Wirbelsäulengymnastik Besserung zu erzielen. Tägliche Übungen dienen der Stärkung der Rückenmuskulatur und tragen mit der Zeit zur Begradigung der Wirbelsäule bei. Schwere Fälle eines Rundrückens oder einer Kyphoskoliose bei kleinen Kindern bedürfen einer sorgfältigen Diagnose einschließlich spezieller Röntgenaufnahmen, denn es gilt, den Winkel des Rundrückens zu messen und die Möglichkeit einer angeborenen Missbildung der Wirbelknochen auszuschließen. Die frühzeitige Behandlung in einem Stützkorsett kann verhindern helfen, dass sich der Zustand verschlimmert.

Am häufigsten wird das Milwaukee-Korsett verwendet; es sitzt auf den Hüften auf und ist mit Metallstreben versehen, die nach oben zu einer unterm Kinn und am Hinterkopf gepolsterten Kopfstütze führen. Das Korsett hält die Wirbelsäule gerade und kann Tag und Nacht getragen werden. Es schränkt das Kind in seiner Bewegungsfreiheit kaum ein.

Operativer Eingriff

Auch mit einem Korsett gelingt es nicht immer, eine schwere Kyphose oder Kyphoskoliose bei einem Jugendlichen oder einem jungen Erwachsenen vollkommen auszugleichen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Wirbelsäule operativ zu begradigen. Fast immer ist der Eingriff kompliziert. Man wird deshalb nur bei sehr schweren Missbildungen operieren. Man kann die Wirbelknochen miteinander verschmelzen und auf diese Weise die Form des Rückens verbessern, allerdings auf Kosten der Beweglichkeit des Rückgrats. Diese Methode erfordert oft mehrere Operationen, die im Abstand von wenigen Monaten durchgeführt werden. Unter Umständen muss der Patient nach jeder Operation mehrere Wochen im Gips oder in einem Korsett verbringen.

Bei der Spondylitis ankylosans geht man mit entzündungshemmenden Mitteln gegen die Entzündung in den Gelenken vor. Zudem sollen physiotherapeutische Maßnahmen sicherstellen, dass der Rücken möglichst gerade bleibt. Bei einem Rundrücken infolge von Osteoporose kann die Behandlung schwierig sein. Meistens verspricht sie wenig Erfolg. Kalziumgaben können den Knochenschmerz lindern helfen.