Das rheumatische Fieber ist eine sehr ernste Erkrankung, die vorwiegend bei Kindern und jugendlichen Erwachsenen vorkommt und zu Herzklappenfehlern führen kann.
Das rheumatische Fieber wird auch als akuter Gelenkrheumatismus bezeichnet. Diese Erkrankung ist eine Zweitinfektion, die acht bis zwanzig Tage nach einer Mandelentzündung oder einer Racheninfektion auftritt. Meist sind Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren betroffen. Diese Zweitinfektion betrifft den Gesamtorganismus, doch während die Krankheitserscheinungen an den Gelenken, der Haut oder auch am Herzmuskel zurückgehen, können die Entzündungsherde der Herzinnenhaut (Endokard) zu bleibenden Herzklappenschäden führen. Viele dieser Herzklappenfehler müssen operativ behandelt werden.
Symptome
Das rheumatische Fieber ist eine allergisch bedingte Erkrankung, die bei etwa drei Prozent der Patienten mit einer streptokokkenbedingten Infektion nach 5 bis 20 Tagen auftritt. Die Streptokokken- Bakterien der Gruppe A verursachen in 95 Prozent aller Fälle Mandel-, Rachen-, Ohr- und Nebenhöhlenentzündungen, ebenfalls werden Scharlach und die Wundrose (Erysipel) durch Streptokokken der Gruppe A hervorgerufen. Der Verdacht auf rheumatisches Fieber besteht, wenn der Patient nach einer abgeklungenen Infektion oder einer Phase der Besserung erneut schwere Krankheitssymptome aufweist. Das rheumatische Fieber ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf einen Streptokokkeninfekt. Eine Disposition (Anlage) für diese Erkrankung sowie der Allgemeinzustand des Patienten spielen dabei eine Rolle. Zur Absicherung der Verdachtsdiagnose wird häufig die Konzentration von Antistreptolysin (Streptolysintiter) im Blut bestimmt.
Antistreptolysin ist ein im Organismus gebildeter Antikörper, der eine Reaktion auf das vorangegangene Infektionsgeschehen ist, zum Beispiel eine Mandelentzündung. Bestimmte Antistreptolysin-Konzentrationen weisen auf rheumatisches Fieber hin. Allgemeinerscheinungen wie Kopfschmerzen, Schwitzen und Fieber bis 41° C gehören zu den Nebenerscheinungen des rheumatischen Fiebers. Die Leitsymptome sind die Krankheitserscheinungen am Herzen, den Gelenken, der Haut und am Nervensystem. Vorwiegend sind die großen Gelenke betroffen, die überwärmt, geschwollen und äußerst schmerzhaft sind.
Die rheumatischen Gelenkbeschwerden springen von Gelenk zu Gelenk, und der Ausdruck „wandernde Arthritis“ ist sehr bildhaft. Die akuten Gelenkbeschwerden klingen bei Behandlung nach einigen Wochen völlig ab. Auch Hauterscheinungen bieten dem Arzt Anhaltspunkte dafür, dass rheumatisches Fieber vorliegt. Es können sich rötlich-blaue druckschmerzhafte Knoten bilden, die vorwiegend an den Streckseiten der Unterschenkel auftreten. Außerdem sind rosarote Flecken am Körperstamm typisch.
Endokarditis
Im Vordergrund dieser Erkrankung steht allerdings die Herzbeteiligung. Das gesamte Herz ist vom Infektionsgeschehen betroffen, aber die Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) bestimmt die Prognose. Bei 80 Prozent der Kinder spielt sich das rheumatische Fieber vorwiegend an den Klappenschließungsrändern ab. Durch die Infektion entstehen warzenförmige Auflagerungen, die später vernarben können. Die narbige Schrumpfung beeinträchtigt die Verschlussfunktion. Jede weitere Infektion verstärkt die Herzsymptome. Die Behandlung zielt darauf ab, die Entzündung so schnell wie möglich einzudämmen. Penicillin ist das Mittel der Wahl, denn Streptokokken sind noch weitgehend penicillinempfindlich. Die Therapie wird außerdem durch eine hoch dosierte Acetylsalicylsäure-Behandlung unterstützt. Manche Ärzte verabreichen Kortison, um die überschießenden Immunreaktionen zu bremsen. Auch nach der Genesung muss zur Vorbeugung weiterhin (meistens bis zum 25. Lebensjahr) Penicillin verabreicht werden, zumindest sollte der Penicillinschutz in Phasen hoher Gefährdung bestehen, etwa bei Grippewellen, Zahnbehandlungen und Operationen.
Erfolgt keine Behandlung, ist mit der Ausbildung eines Herzklappenfehlers zu rechnen, der nach Jahren zu einer schweren Beeinträchtigung der Herzfunktionen führen kann. Im Stadium der zunehmenden Herzleistungsschwäche sollte rechtzeitig eine Herzklappenoperation angestrebt werden, um einer weiteren Funktionseinbuße entgegenzuwirken.