Unter dem Begriff Rheuma fassen wir viele Arten schmerzhafter Beschwerden zusammen. Rheuma ist keine eigentliche Krankheit, sondern eine Gruppe von Symptomen. Unter Rheuma, das Wort leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet „fließen“, werden alle Beschwerden und Schmerzen der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder verstanden. Zu diesen Beschwerden gehören Schwellungen, Schmerz oder Druckempfindlichkeit und Steifheit des betroffenen Körperteils. Diese Symptome sagen wenig über das ihnen zugrunde liegende Leiden aus, denn solche Beschwerden treten bei den verschiedensten Erkrankungen der Gelenke und der sie umgebenden Bereiche auf. Aus diesem Grund vermeiden Ärzte heute meist die vage Bezeichnung „Rheuma“ oder „Rheumatismus“ und versuchen, die zugrunde liegende Erkrankung zu benennen.
Drei Gruppen
Erst seit den 60iger Jahren werden die rheumatischen Krankheitsbilder in drei Gruppen unterteilt. So wird ein entzündlicher Rheumatismus, ein degenerativer Rheumatismus, der die Gruppe der rheumatischen Krankheiten auf Grund von Abnutzungserscheinungen umfasst, und ein extraartikulärer Rheumatismus unterschieden; der extraartikuläre Rheumatismus bezeichnet die Rheumaerkrankungen, die die Muskeln, Sehnen und Bänder betreffen. Die Ursachen des entzündlichen Rheumatismus sind noch weitgehend ungeklärt. Doch zeichnet sich immer mehr ab, dass er sich vorwiegend auf immunologischer Ebene abspielt und einige dieser entzündlichen Rheumaerkrankungen eindeutig zu den Autoimmunerkrankungen gehören.
Bei den Autoimmunkrankheiten richten sich bestimmte Antikörper im Rahmen einer überschießenden Immunreaktion gegen bestimmte körpereigene Gewebe. Durch diese Immunreaktionen werden Entzündungsprozesse in Gang gesetzt, die dann zu schweren Gelenkschädigungen führen können. Ebenfalls spielen Anlagefaktoren eine Rolle. In die Gruppe der entzündlichen Rheumaerkrankungen gehören das rheumatische Fieber, die rheumatoide Arthritis, das Still-Syndrom und die Bechterew-Erkrankung.
Das rheumatische Fieber ist eine immunologisch bedingte Zweiterkrankung, die nach einer durch Streptokokken. Bakterien verursachten Erkrankung, zum Beispiel einer Mandelentzündung, auftreten kann. Vorwiegend sind die großen Gelenke betroffen. Die heftigen Krankheitserscheinungen springen von Gelenk zu Gelenk und verursachen Schwellung und Schmerzen, die aber nach einer Behandlung vollständig zurückgehen. Das rheumatische Fieber kann auch das Herz angreifen.
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Das Krankheitsgeschehen spielt sich weitgehend an den kleinen Gelenken ab, wo es im Rahmen der überschießenden Immunreaktionen zu heftigen Entzündungsprozessen an den Gelenkflächen kommt. Erfolgt keine Behandlung, führt diese Krankheit zu fortschreitender Gelenkzerstörung und extremen Deformierungen.
Das Still-Syndrom ist eine chronische Gelenkentzündung im Kindesalter. Heftige Allgemeinerscheinungen wie Fieber und Abgeschlagenheit können der Gelenkerkrankung vorausgehen. Bei dieser Krankheit sind die großen und kleinen Gelenke betroffen. Schwellungen und Schmerzen sind die prägenden Gelenksymptome, die mit Hautausschlägen, Lymphknoten-, Milz- und Leberschwellungen sowie Herzentzündung einhergehen können. Die Behandlung zielt darauf ab, die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke zu erhalten, Deformierungen vorzubeugen und die psychische und körperliche Entwicklung zu fördern.
Die Bechterew-Krankheit ist eine chronische Wirbelsäulenversteifung. Sie befällt vor allem junge Männer. Die Ursache dieser Erkrankung ist ebenfalls im immunologischen Bereich angesiedelt, bei dem ein infektiöses Geschehen die auslösende Rolle einnimmt. Daneben spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, von denen die ererbte Veranlagung im Vordergrund steht. Die Bechterew-Krankheit ist geprägt durch chronisch-entzündliche Erscheinungen im Band- und Kapselapparat der kleinen Wirbelgelenke. Die Umbauvorgänge führen zur langsamen Versteifung des Rückgrats. Es können aber auch die Knie- und Hüftgelenke beteiligt sein. Bei rechtzeitiger und konsequenter Behandlung kann eine Invalidität meist verhindert werden.
Der degenerative Rheumatismus ist geprägt durch alters- und abnutzungsbedingte Veränderungen der Gelenke ohne echte Entzündungserscheinungen und wird vielfach als Arthrose bezeichnet. Überbeanspruchungsschäden durch Schwerarbeit, Fehlbelastungen im Sport, hohes Körpergewicht, Stoffwechselstörungen und mangelnde Versorgung der Knochensubstanz im Alter führen zur Schädigung der Gelenkflächen und damit zur Arthroseausbildung. An den knorpeligen Gelenkflächen kommt es bei der Arthrose zu Umbauprozessen, die eine Auffaserung des Knorpelgewebes verursachen.
Umbauprozesse
Als Reaktion auf diese Umbauprozesse werden Wucherungen hervorgerufen, die zu weiteren schmerzhaften Bewegungseinschränkungen führen. Schmerzen und zunehmende Bewegungseinschränkung sind die führenden Symptome der degenerativen rheumatischen Erscheinungen. Durch gymnastische Übungen, die zu einer Stärkung der Muskulatur führen und damit eine Entlastung der Gelenke bewirken, können arthrotische Erscheinungen gemindert werden. Der extraartikuläre Rheumatismus ist die Bezeichnung für rheumatische Erscheinungen, die nicht die Gelenke betreffen, sondern Muskeln, Sehnen und Bänder. Dieser Rheumatismus wird auch als Weichteilrheumatismus bezeichnet.
Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Schleimbeutel sind mit Gelenkschmiere gefüllte Säckchen innerhalb des Bindegewebes in der Umgebung von Gelenken. Schwellung, Schmerzen und Bewegungsbehinderung sind Anzeichen dafür, daß sich möglicherweise ein Schleimbeutel entzündet hat.
Fibrositis: Mit diesem Begriff bezeichnet man örtlich umschriebene Schmerzen von Muskeln. Die Ursachen dieser Beschwerden lassen sich nicht in allen Fällen aufdecken. Am häufigsten sind Hals-, Schulter und Rückenmuskeln betroffen. Meist ist ein kleiner Muskelbereich druckempfindlich und schmerzt bei Bewegung. Es kann sich dabei um ausstrahlende Schmerzen von einem arthrotischen Rückgrat oder Gelenk handeln, aber auch um Bereiche, in denen das Muskelgewebe infolge einer Überlastung geschädigt wurde.
Die Behandlung rheumatischer Beschwerden hängt von der Ursache ab und setzt eine genaue Diagnose voraus. Die Diagnose wird im allgemeinen nach einer sorgfältigen Untersuchung des vom Rheuma befallenen Körperteils gestellt. Das Blut wird oft auf biochemische Störungen wie beispielsweise eine erhöhte Harnsäurekonzentration oder auf abnorme Proteine untersucht, wodurch die Diagnose einer Autoimmunkrankheit erleichtert wird. Die meisten Arten des extraartikulären Rheumatismus wie Sehnenscheidenentzündung oder Fibrositis bessern sich durch Ruhe oder erfordern eine lokale Behandlung.
Physiotherapie mit Wärmebehandlung oder Ultraschall wirkt sich oft günstig aus. Manchmal verschwinden die Beschwerden nach einer lokalen Injektion. Bei Polymyalgia rheumatica ist jedoch eine Behandlung mit oralen Steroidpräparaten erforderlich. Dieses Behandlung führt zu einer Besserung der Beschwerden. Die Behandlung des degenerativen Rheumatismus erstreckt sich oft über Jahre. Die krankengymnastische Therapie steht im Mittelpunkt.
Anwendungen von Wärme, Eis oder Fango können die Behandlung unterstützen und erleichtern die gymnastischen Übungen. Bei den entzündlichen Rheumaerkrankungen ist ebenfalls die Aufrechterhaltung der Bewegungsfähigkeit oberstes Therapieziel. Neben der Krankengymnastik ist hier aber bei manchen Erkrankungen die medikamentöse Therapie ein Bestandteil der Behandlung. Bei rheumatoider Arthritis ist manchmal auch eine operative Korrektur notwendig.