Rehabilitation

Unter Rehabilitation versteht man die Wiederherstellung von körperlichen und auch geistigen und seelischen Funktionen, die infolge einer Erkrankung oder einer Verletzung geschwächt oder behindert sind. Die Rehabilitation umfasst medizinische und eventuell auch psychotherapeutische Nachsorge und ist verbunden mit der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung. Rehabilitationsmaßnahmen sind nicht nur auf den Dauerbehinderten ausgerichtet, sondern auch auf Patienten , die nur vorübergehend krank oder verletzt sind. Die Erfolgschancen sind um so besser, je früher mit der Rehabilitation begonnen wird. Die Rehabilitationsmedizin ist ein eigenständiger und wesentlicher therapeutischer Bereich in vielen Krankenhäusern. Rehabilitation im weitesten Sinne wird nach jeder Krankheit erforderlich. In bestimmten Bereichen hat Rehabilitation jedoch eine herausragende Bedeutung.
Der Kreis der Patienten reicht von Körperbehinderten mit angeborenen Missbildungen, gelähmten oder sprachgestörten Menschen, Arbeits- und Verkehrsunfallopfern sowie Rheumatikern bis hin zu psychisch kranken Menschen. Rehabilitationsmaßnahmen sollen auch den Menschen helfen, die eine lange und schwächende Erkrankung ganz oder teilweise überwunden haben, aber noch nicht fähig sind, ihr normales Leben wieder aufzunehmen.

Der Patientenkreis

Von der Rehabilitationsmedizin profitieren Patienten mit Herzerkrankungen (etwa nach einem Infarkt), Lungenerkrankungen wie der chronischen Bronchitis, aber auch Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Außerdem spielt die Rehabilitation eine wichtige Rolle für Patienten mit Arthritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung. Ebenso soll die Rehabilitation Krebskranke ermutigen, beispielsweise nach Amputationen. Von großer Bedeutung ist die psychische und soziale Rehabilitationsmedizin für Menschen mit Gemütserkrankungen sowie für Alkohol- und Drogenabhängige. Neben einer psychiatrischen und medizinischen Behandlung brauchen diese Patienten Unterstützung bei der Wiedereingliederung in Familie und Gesellschaft. Ebenso kann eine berufliche Rehabilitation (Ausbildung, Umschulung, Weiterbildung) erforderlich sein.

Formen der Rehabilitation

Rehabilitation umfasst unterschiedliche medizinische Maßnahmen. Sie finden gemeinsam mit der ärztlichen Behandlung im Krankenhaus oder in der häuslichen Umgebung des Patienten Anwendung. An diesen Aufgaben arbeiten der Physio-, Beschäftigungs- und Sprachtherapeut, der Sozialarbeiter und der Arzt Hand in Hand. Physiotherapeuten befassen sich mit den körperlichen und funktionellen Aspekten der Genesung. Sie wenden Übungs- und Trainingsprogramme mit Bewegungs- und Haltungsübungen an, um z.B. versteifte Gelenke wieder beweglich zu machen. Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, lernen wieder das Laufen. An Arthritis erkrankte Menschen führen Übungen durch, damit ihre Muskelkraft und Beweglichkeit erhalten bleibt. Bewegungsbäder im warmen Wasser (Balneotherapie) tragen zur Schmerzlinderung bei und fördern die Entspannung der Muskulatur. Diese Therapiemaßnahme wird zum Beispiel bei Patienten mit Sehnenerkrankungen oder Bandscheibenschäden angewendet.

Funktionelle Fähigkeiten

Nach einer physiotherapeutischen Behandlung beurteilt der Beschäftigungstherapeut gemeinsam mit dem Physiotherapeuten die funktionellen Fähigkeiten des Patienten. Festgestellt wird, ob der Patient in der Lage ist, seine häuslichen Tätigkeiten, Berufs- und Freizeitaktivitäten möglichst selbständig auszuführen. Diese Beurteilung schließt Tätigkeiten ein wie die Körperpflege (Baden, Waschen), Toilettenbenutzung, Anziehen, Kochen, Essen, Treppensteigen, Sitzen und Stehen, sich ins Bett legen und wieder aufstehen. Hat der Patient mit der Bewältigung dieser Aufgaben Schwierigkeiten, kann eine Fortführung der physiotherapeutischen Behandlung in Betracht kommen. In anderen Fällen werden Hilfsmittel eingesetzt. Größeres Besteck beispielsweise erleichtert Patienten mit Gelenkversteifungen das Zugreifen. Handgeländer ermöglichen Patienten mit einer Gehbehinderung nach einem Schlaganfall eine größere Bewegungsfreiheit in ihrer Wohnung. Die Therapeuten geben auch Anleitungen zum Gebrauch von Prothesen oder Gehhilfen, um eine möglichst normale Körperhaltung sowie die bestmögliche Funktionsfähigkeit eines versehrten Körperteils zu erreichen. Beschäftigungstherapie, etwa Zeichnen oder handwerkliche Tätigkeiten wie Tischlern, soll helfen, sowohl die Körperfunktionen als auch die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren. Falls erforderlich, hilft der Therapeut einem behinderten Patienten, spezielle Situationen in der Öffentlichkeit besser zu bewältigen, etwa das Verhalten im Straßenverkehr oder die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Im Rahmen der Rehabilitation finden auch Menschen Unterstützung, die eine behindertengerechte Wohnung benötigen. Ein besonderes Problem ist die Rehabilitation älterer alleinstehender Menschen. Sie leben häufig gesellschaftlich isoliert und haben Schwierigkeiten, sich eigenständig zu versorgen. Sozialarbeiter können in diesen Fällen Kontakte zu Altentagesstätten vermitteln, die zum Beispiel Freizeitaktivitäten für Ältere anbieten. Ihre Versorgung stellen Einrichtungen wie „Essen auf Rädern“ sicher. Zur Rehabilitation gehört auch die Beratung kranker oder behinderter Menschen mit Berufsproblemen. Geholfen wird bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, in Fragen der Umschulung und Weiterbildung. Zu diesem Zweck stehen verschiedene staatliche oder kirchliche Programme zur Verfügung.

Sprachtherapie

Bei Sprachschwierigkeiten kann eine Sprachtherapie helfen. Wenn der Patient nicht mehr sprechen lernen kann, zeigt ihm der Therapeut, wie er sich auf andere Weise verständlich machen kann. Die allgemeinen Regeln und Ziele der Rehabilitation sind in jedem Falle gleich, werden aber auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Für einige Patienten liegt der Schwerpunkt auf körperlicher Bewegung, für andere ist die Beschäftigungstherapie von größerer Bedeutung.

Einige Beispiele: Ein häufiger chirurgischer Eingriff ist ein Hüftgelenkersatz bei Hüftgelenkarthrose, die im wesentlichen auf einer übermäßigen Abnutzung des Hüftgelenks beruht. Rehabilitationsmaßnahmen nach der Operation sorgen für die Wiederherstellung von Muskelkraft und Hüftgelenkbeweglichkeit. Der Patient beginnt mit speziellen Übungen, kann dann mit Krücken gehen, bis schließlich seine Gehfähigkeit komplett wiederhergestellt ist. Häufig wird die volle Beweglichkeit innerhalb von zwei Monaten erreicht. Im Vergleich dazu ist die Rehabilitation eines Alkoholabhängigen enorm schwierig und von längerer Dauer. Die Patienten werden zumeist in psychiatrischen Abteilungen zunächst körperlich entzogen. Nach der Entwöhnungskur sieht das Behandlungsprogramm in vielen Fällen psychotherapeutische Maßnahmen zur Bewältigung der Probleme vor, die möglicherweise die Entwicklung des Alkoholismus begünstigt haben. Begleitend zur Gesprächs- und Gruppentherapie unter Leitung eines Psychiaters oder Psychologen kann der Physiotherapeut beispielsweise ein gezieltes Gymnastikprogramm mit den Patienten durchführen. Beschäftigungstherapeuten motivieren die Patienten zu handwerklichen Arbeiten, um ihre Fingerfertigkeit wiederherzustellen und Interesse für neue manuelle Tätigkeiten zu wecken. Das Ziel – Abstinenz, normales Sozialverhalten und Wiedereingliederung in das Berufsleben – muss auch konsequent weiterverfolgt werden, wenn die Patienten die Klinik verlassen haben. Ärztliche Kontrolle, Betreuung durch Sozialhelfer, die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfeorganisation, etwa der Vereinigung der Anonymen Alkoholiker, sowie die familiäre Unterstützung tragen dazu bei.

Ein ähnliches Programm wird für die Rehabilitation von Drogenabhängigen angewendet und Menschen, die unter Gemütskrankheiten leiden. Die Rehabilitation des arthrotischen Patienten ist einer der Bereiche, in dem große Erfolge erreicht werden können. Die Ziele sind körperliche Bewegung im Rahmen der für den Patienten akzeptablen Grenzen, Vermeidung von Gelenkverformungen, Erhaltung und wenn möglich Verbesserung der Beweglichkeit in den betroffenen Gelenken sowie die Steigerung der Muskelkraft. Die Behinderung soll gering gehalten und der arthrotische Patient in die Lage versetzt werden, so weit wie möglich ohne fremde Hilfe auszukommen.

Therapie im Krankenhaus

Meistens beginnt man mit dem Therapieprogramm im Krankenhaus, so dass eine angemessene medizinische Behandlung des zugrunde liegenden Leidens gewährleistet ist. Der Physiotherapeut führt passive Übungen und isometrische Muskelübungen mit dem Patienten durch, um dem Muskelschwund vorzubeugen. Ebenso werden die Gelenke in der geeigneten Position gehalten. Nach und nach wird der Patient mobilisiert. Später folgt als nächster Schritt Gymnastik im warmen Wasser. Die Wärme mindert den Schmerz in den entzündeten Gelenken. Außerdem werden die Gelenke im Wasser weniger belastet und können leichter bewegt werden, da das Körpergewicht vermindert ist. Der Patient wird zu weiteren Bewegungen ermutigt, was den Beginn eines aktiveren Übungsprogramms ermöglicht.

Probleme

Rehabilitation bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Sie erfordert deshalb vom Patienten aktive Mitarbeit. Zeigt der Patient dazu nur wenig Bereitschaft, ist der Erfolg der Rehabilitation in Frage gestellt. Der Patient muss deshalb so früh wie möglich ermutigt werden, seine normalen Tätigkeiten wieder aufzunehmen. Auch wenn die Grundkrankheit oder Behinderung gewisse Grenzen setzt, muss das Training der verbliebenen Kräfte und Fähigkeiten konsequent betrieben werden. Ein Mensch, der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist, wird in den meisten Fällen nicht vollständig genesen. Ein erfolgreich rehabilitierter Alkoholkranker hingegen kann wieder vollkommen in die Gemeinschaft und das Berufsleben integriert werden.