Raynaud-Krankheit

Kalte Hände sind im Winter nicht ungewöhnlich. Kalte, weiße und schmerzende Finger können aber auch auf die Raynaud-Krankheit hindeuten. Die Krankheit tritt gewöhnlich erstmals zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf. Sie ist gegenüber dem Raynaud-Syndrom eine eigenständige Krankheit. Das Raynaud-Syndrom hat zwar ganz ähnliche Symptome, tritt aber immer zusammen mit anderen Erkrankungen auf, etwa mit der rheumatoiden Arthritis oder der Sklerodermie, einer krankhaften Quellung des Bindegewebes mit Verhärtung der Haut. Darüber hinaus kann das Raynaud-Syndrom bei Personen vorkommen, deren Hände regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg stärkeren Vibrationen ausgesetzt sind, etwa bei der Berufsausübung.

Ursachen

Die Raynaud-Krankheit entwickelt sich aus einer Anomalie der feinen arteriellen Blutgefäße in den Fingern. Gelegentlich sind auch die Zehen betroffen, seltener Nase und Kinn. Die Gefäße werden überaus kälteempfindlich. Normalerweise wird bei Kälteeinwirkung die Durchblutung der Haut leicht reduziert, aber bei der Raynaud-Krankheit kommt die Durchblutung praktisch zum Stillstand, weil sich die kleinen arteriellen Blutgefäße krampfartig zusammenziehen. Warum sie das tun, ist allerdings unbekannt . Abgesehen von dieser Reaktion in den feinen Blutgefäßen ist der Blutkreislauf vollkommen normal.

Das Raynaud-Syndrom steht immer im Zusammenhang mit einer anderen Krankheit; es tritt also sekundär auf. Zu den häufigsten Ursachen gehört eine länger anhaltende Vibration, die sich auf die Hände auswirkt. Betroffen sind häufig Konzertpianisten oder Arbeiter, die mit hochtourigen Sägen, Bohrern, Schleif- und Poliermaschinen arbeiten. Ihre Hände sind durch diese Werkzeuge regelmäßigen Vibrationen ausgesetzt. Die ständigen Vibrationen schädigen wahrscheinlich die zu den feinen Blutgefäßen in den Fingern führenden Nerven und die kleinen Arterien.

Eine andere mögliche Ursache des Raynaud-Syndroms ist das Karpaltunnel-Syndrom, bei dem die zu den Händen führenden Hauptnerven durch Einklemmung beeinträchtigt sind. Diese Einklemmung kann durch abnorm feste Gewebestreifen verursacht werden, die auf einen Nerv am Handgelenk drücken. Auch einige Formen der Arthritis (Gelenkentzündung), etwa die rheumatoide Arthritis, und verschiedene andere Bindegewebestörungen können das Raynaud- Syndrom auslösen.

Arteriosklerose

Wenn die größeren Blutgefäße, die die Hände und Füße versorgen, durch Fettablagerungen blockiert werden – man spricht dann von Arteriosklerose -, leidet darunter die Durchblutung. Ein frühes Anzeichen für solche Probleme kann das Auftreten des Raynaud-Syndroms in dem betroffenen Glied sein. Auch bestimmte seltene Blutkrankheiten können das Raynaud-Syndrom auslösen. Vom Knochenmark und lymphatischen System werden gelegentlich abnorme Eiweißstoffe produziert, die dann im Blutkreislauf zirkulieren. Diese Kälte- oder Kryoglobuline gerinnen bei einer Temperatur, die nur knapp unter der Körpertemperatur liegt. Wenn nun ein Patient, der an dieser Kryoglobulinämie leidet, sich der Kälte aussetzt, weist er die Symptome des Raynaud-Syndroms auf, die in diesem Fall massiv an Händen und Füßen auftreten können. Schließlich wird das Raynaud-Syndrom, wenn auch selten, von einer Überdosis oder von versehentlich eingenommenem Ergotamin verursacht. Es handelt sich dabei um eine Substanz, mit der Migräne behandelt wird und deren Dosierung sehr sorgfältig überwacht werden muss. Schon eine geringe Überdosis kann eine anhaltende Raynaud-Attacke auslösen, und schließlich entwickelt sich sogar eine Gangrän (Gewebsbrand). Ergotamin kommt auch in der Natur vor, und zwar im Mutterkornpilz, der an Gräsern – besonders am Roggen – wächst. Nach dem Genuss von Brot aus Getreide, das mit diesem Pilz befallen ist, können Nebenwirkungen auftreten, •darunter schwere Raynaud-Attacken.

Symptome

Gewöhnlich sind die Finger beider Hände betroffen, aber manchmal sind es auch nur zwei oder drei Finger. Der übliche Verlauf ist, dass es zu Gefäßattacken kommt, wenn der Patient an kalten Tagen aus dem Haus geht oder wenn er die Hände in kaltes Wasser eintaucht. Zunächst werden die betroffenen Finger weiß und kalt, und sie fangen heftig an zu schmerzen. Eine Attacke dauert unterschiedlich lange – manchmal nur Minuten, manchmal eine halbe Stunde oder sogar mehrere Stunden.

Die Finger werden zuerst weiß, dann dunkelblau und dunkelrot. Manchmal werden sie auch nur dunkelblau und dunkelrot. Geht das Raynaud-Syndrom auf eine Schädigung der Nerven zurück, die zu den Fingern führen, ist nur dieser Problembereich betroffen. Ähnliches gilt, wenn die Ursache der Krankheit eine Atherombildung (Grützbeutel) in den größeren Blutgefäßen ist: Nur die betroffenen Gliedmaßen weisen die Symptome des Raynaud-Syndroms auf. Dagegen sind die Symptome der Mutterkornpilzvergiftung meist breiter gefächert.

Untersuchungen

Treten bei einem Mann in mittleren Jahren plötzlich die Symptome des Raynaud-Syndroms in einer Hand auf, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass eine Nerven- oder Durchblutungsstörung in der Hand zugrunde liegt. Zu den Tests gehören deshalb oft spezielle Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen von Knochen oder Gelenken und manchmal Röntgenaufnahmen von Gefäßen (Angiogramme).

Behandlung

Das Nächstliegende und Wichtigste bei der Raynaud-Krankheit ist, wenn irgend möglich die Kälte zu meiden. Werden die Attacken durch starke Emotionen ausgelöst, können Beruhigungsmittel helfen. Auch blutgefäßerweiternde Mittel und der Einsatz von Prostaglandinen (hormonähnliche Substanzen) sind erfolgreich.

Wenn die medikamentöse Behandlung nicht hilft, ist eine Operation, die Sympathikektomie unerlässlich. Bei dieser Operation werden die Nervenimpulse blockiert, die die Verengung der Blutgefäße bewirken. Bei der Behandlung des Raynaud-Syndroms kommt es entscheidend darauf an, die zugrunde liegende Krankheit zu berücksichtigen. Bei einem „Vibrationssyndrom“ sollte der Patient auf vibrierende Werkzeuge verzichten. Die meisten anderen Ursachen des Raynaud-Syndroms lassen sich mit einer spezifischen Behandlung des zugrunde liegenden Problems erfolgreich bekämpfen.

Raucher sollten auf jeden Fall auf Zigaretten, Zigarren oder andere Rauchwaren verzichten, weil Rauchen eine Gefäßverengung bewirkt.