Querschnittlähmung

Bei einer Querschnittlähmung sind die psychologischen und sozialen Hilfen darauf ausgerichtet, dass der Patient seine Selbstständigkeit so weit wie möglich wiedererlangt. In der Rehabilitation werden heute gute Erfolge erzielt.

Eine Querschnittlähmung wird von dem Betroffenen und seiner Umwelt als großer Schicksalsschlag empfunden, denn die Versorgung eines Querschnittgelähmten ist ein außerordentlich komplexes Problem. Umfassende Rehabilitationsmaßnahmen tragen dazu bei, dass der körperlich behinderte Mensch möglichst rasch wieder aktiv am Leben teilnehmen kann und auch beruflich in die Gemeinschaft integriert wird.

Ursachen

Unter „Querschnitt“ versteht man in der Neurologie (Wissenschaft vom Nervensystem) eine Durchtrennung quer zur Längsachse des Rückenmarks. Die Ursachen der Querschnittlähmung sind vielfältig. Häufig ist die Querschnittlähmung die Folge einer direkten Verletzung des Rückenmarks, wie sie bei Bade-, Auto- oder Motorradunfällen vorkommt. Die Querschnittlähmung kann aber auch indirekt durch einen Tumor oder eine Entzündung des Nervensystems bedingt sein. Das Ergebnis ist eine spastische oder schlaffe Lähmung unterschiedlichen Ausmaßes. Gleichzeitig ist das Empfinden für Schmerz und Berührung verloren. Der Arzt spricht in diesem Zusammenhang von einem Sensibilitätsausfall.

Das Rückenmark ist die vom Hirnstamm nach unten führende Nervensäule. Aus ihm entspringen motorische und sensible Nerven sowie Eingeweidenerven (Teile des vegetativen Nervensystems), die Körperteile und Organe versorgen. So etwa die Beine und den Darm. Wird das Rückenmark an einer Stelle verletzt, ist der darunter liegende Körperteil betroffen. Beispielsweise sind bei einer Schädigung zwischen dem elften und zwölften Brustwirbel die Beine gelähmt und unempfindlich. Liegt die Verletzung etwas höher in der Rückenmarkssäule, so kommt es auch zum Ausfall der willkürlichen Blasenkontrolle. Verletzungen des Halsmarks führen zu einer Lähmung beider Arme und Beine, sowie der Rücken- und Zwischenrippenmuskulatur, wobei auch die Atmung schwer behindert ist.

Im Krankenhaus

Nach der ersten Behandlung in der Chirurgie oder der orthopädischen Abteilung kommt der Patient in ein Rehabilitationszentrum. Physiotherapeuten und Beschäftigungstherapeuten sind hier an der weiteren Behandlung des Patienten beteiligt. In der Rehabilitation Querschnittgelähmter werden heutzutage große Erfolge erzielt. Unter Anleitung eines Physiotherapeuten absolviert der Patient ein tägliches Trainings- und Übungsprogramm. Er erlernt Techniken, die es ihm zum Beispiel erlauben, vom Bett in den Rollstuhl zu gelangen.

Selbst einfache Bewegungen – so das Drehen von einer Seite auf die andere im Liegen – erfordern eine neue Technik. Rehabilitationszentren verfügen auch über behindertengerecht gestaltete Räume, beispielsweise eine Küche zum Üben. Auf diese Weise kann ein Behinderter so weit gefördert werden, dass er in der Lage ist, alltägliche Handhabungen so weit wie möglich selbstständig auszuführen. Technische Hilfsmittel werden erprobt, die dem Behinderten zu Hause den Alltag erleichtern werden. In der Rehabilitation erfährt der Patient auch psychische und soziale Hilfen.

Die Unterstützung des Querschnittgelähmten stellt seine Familie und Freunde vor besondere Aufgaben. Der Umgang mit dem Patienten erfordert neben viel Zeit auch großes Einfühlungsvermögen. Mehr schaden als nützen kann übertriebene Fürsorge. Sie verstärkt bei dem Querschnittgelähmten eher das Gefühl der Hilflosigkeit. Seine Wiedereingliederung in die Familie und Gemeinschaft wird schneller erreicht, wenn er seelische, körperliche und soziale Aktivitäten aus eigenem Antrieb wieder aufnimmt. Dazu sollten ihn Familie und Freunde anspornen.

Selbst wenn der Patient während der Rehabilitation eine gute seelische Einstellung gefunden und sich auf seine Behinderung eingerichtet hat, kann es nach der Entlassung zu Rückschlägen , kommen. In modernen Kliniken wird daher schon frühzeitig die Art der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung besprochen. So auch die berufliche Umschulung und die Möglichkeit der Sport- und Freizeitaktivitäten. Oft entdecken die Patienten neue Fähigkeiten und Interessen. Ist ein Mensch querschnittgelähmt, können Ehe und Partnerschaft großen Belastungen ausgesetzt sein. Das Sexualleben ist für einen Querschnittgelähmten ebenso wichtig wie für einen gesunden Menschen.

Die Partnerschaft

Querschnittgelähmte Männer sind zwar meistens nicht in der Lage, eine Erektion aufrechtzuerhalten und zu ejakulieren. Das schließt sexuelles Erleben anderer Art jedoch nicht aus. Querschnittgelähmte Männer und Frauen berichten, dass die Sensibilität an anderen erogenen Zonen – den Brustwarzen vor allem – zunimmt. Mit einem verständnisvollen Partner finden sie Befriedigung und erleben auch eine Art von Orgasmus. Ein querschnittgelähmter Mann ist dagegen oft nicht in der Lage, den Geschlechtsakt zu vollziehen, oder ist auch zeugungsunfähig.

Gesunde Menschen können die Blasenentleerung willkürlich steuern. Sie erhalten ein „Signal“, wenn die Blase einen gewissen Füllungsgrad erreicht hat. Querschnittgelähmte bekommen diese Signale nicht, sie müssen sich umstellen. Nur in wenigen Fällen bleibt es bei dem Anlegen eines Dauerkatheters, der in ein Harnsammelgefäß mündet, das unter dem Hosenbein verborgen am Unterschenkel befestigt ist. Im allgemeinen wird der Harnfluss durch Beklopfen der Blase ausgelöst. Weiter ist es möglich, medikamentös die Gestaltungsfähigkeit des Harnablaufs zu regeln, das heißt gezielte Tabletten und Flüssigkeitseinnahme.

Rollstühle

Der Rollstuhl ist das wichtigste technische Hilfsmittel für den Querschnittgelähmten. Er sichert ihm die Mobilität und wird nach umfassender Beratung mit einem Physiotherapeuten oder Beschäftigungstherapeuten ausgewählt. Jüngere Querschnittgelähmte besitzen im allgemeinen zwei Rollstühle unterschiedlicher Bauweise. Bei sehr schwerer Behinderung ist ein motorgetriebener Rollstuhl erforderlich. Ein zweiter mechanischer, der faltbar ist und in jeden Autokofferraum passt, erlaubt Ausflüge und kleine Reisen. Manche Querschnittgelähmte können in ihrem alten Beruf weiterarbeiten, zum Beispiel wenn sie vor dem Unfall bereits eine sitzende Tätigkeit ausgeübt haben. Andere können durch eine Umschulung oder Weiterbildung in das berufliche Leben eingegliedert werden.

Auch von Freizeitaktivitäten sind Rollstuhlfahrer nicht ausgeschlossen. Wer sich zum Beispiel für Sport interessiert, kann sich einem Behinderten-Sportverband anschließen und an Wettkämpfen teilnehmen. Querschnittgelähmte, die eine behindertengerechte Gestaltung ihrer Wohnung nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können, erhalten Zuschüsse von öffentlichen Leistungsträgern.

Behindertengerechtes Wohnen

Ideal ist eine Wohnung, die im Erdgeschoß liegt, oder ein eingeschossiges Haus. Damit der Rollstuhlfahrer das Haus ohne Hilfe verlassen kann, sind in der Regel Rampen erforderlich. Türen müssen der Breite des Rollstuhls angepasst werden. Lichtschalter sollten tiefer, Steckdosen höher gelegt werden. Toilette und Bad sollten vom Schlafzimmer aus zugänglich sein. Der Waschtisch ist üblicherweise unterfahrbar. Eine Absenkung für die Badewanne oder eine spezielle Duscheinheit werden installiert.