Psychologie

Psychologie ist die Wissenschaft vom Seelenleben. Sie beschäftigt sich mit den Vorgängen der Seele und der Frage, wie Menschen und andere Lebewesen denken, fühlen und sich auf die ihnen eigene Art verhalten.
Psychologen setzen sich mit sämtlichen Formen seelisch-geistigen Erlebens und Verhaltens des Menschen auseinander. Sie arbeiten aufgrund ihrer speziellen Ausbildung entweder in der Forschung, im klinischen Bereich, in kommunalen oder gemeinnützigen Einrichtungen oder psychologischen Praxen. Ein Psychologe hat ein akademisches Studium abgeschlossen, ist jedoch im allgemeinen kein Arzt. Die Psychologie kennt verschiedene Arbeitsbereiche und wissenschaftliche Richtungen.

Psychotherapie

Die Psychotherapie umfasst alle Behandlungsmethoden bei psychischen Störungen, die auf die seelische Situation des Patienten einwirken. Dazu gehören zum Beispiel suggestive (beeinflussende) Einwirkungen wie Hypnose oder autogenes Training, Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen, Atemschulung und rhythmische Bewegungsübungen. Ein weiteres psychotherapeutisches Verfahren ist die Psychoanalyse, um 1900 von dem Wiener Neurologen Sigmund Freud entwickelt. Die Psychoanalyse verfolgt das Ziel, dem Patienten in die unbewussten seelischen Vorgänge Einsicht zu verschaffen, die seiner Persönlichkeit und seinen Konflikten zugrunde liegen. Der Patient überlässt sich dabei in entspannter Haltung seinen Einfällen und Assoziationen. Er erzählt seine Konflikte, Erinnerungen und Träume. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Neurosen, die in Angst, Zwängen oder Depressionen zum Ausdruck kommen, behandeln. Nicht selten gehen Neurosen Hand in Hand mit körperlichen Beschwerden, etwa Kopfschmerzen. Es können sich auch Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder Magen- und Darmgeschwüre entwickeln. Bei der Behandlung von Patienten mit solchen psychosomatischen Störungen (Psyche = Seele/Soma = Körper) arbeiten Psychotherapeuten gegebenenfalls mit einem Allgemeinmediziner oder Facharzt zusammen. Andererseits muss ein Psychotherapeut auch oft Patienten betreuen, bei denen sich eine massive psychische Reaktion auf ein schweres körperliches Leiden zeigt. Dies kann beispielsweise nach einem Herzinfarkt der Fall sein, nach der Amputation eines Armes, Beines oder der Brust. Mit den Konsequenzen derartiger Leiden zurechtzukommen, ist für die Betroffenen oftmals sehr schwierig. Sie benötigen psychologische Unterstützung und Hilfe, um sich auf eine neue, manchmal stark eingeschränkte Lebensweise einzustellen. Unter Umständen kann Psychotherapie auch im Umgang mit chronischen Schmerzen Erleichterung verschaffen. Sie kann den Stellenwert und die psychische Verarbeitung der Schmerzempfindung verändern und damit das Leben des Betroffenen erträglicher machen. Aus Trauerfällen erwächst vor allem bei Kindern und älteren Menschen eine Kette schwerer emotionaler und Verhaltensstörungen. Der Psychotherapeut hilft diesen Menschen bei der Bewältigung ihres Verlustes.

Hilfe durch Psychiater

In Kliniken unterstützen Psychologen die Psychiater – Ärzte, die schwere psychische Störungen und Krankheiten behandeln – in der Therapie dieser Erkrankungen. Psychotherapeutische Maßnahmen erweisen sich zum Beispiel nicht nur bei Neurosen als hilfreich, sondern auch bei Depressionen und Schizophrenie. Diese Therapien werden häufig durch die medikamentöse Behandlung ergänzt, stellen bei einer psychischen Störung oft aber auch die einzige – zumindest aber wichtigste – Behandlungsmethode dar. Zur Festlegung der geeigneten Therapieform bedienen sich Psychotherapeuten vielfältiger Methoden. Vor allem zu Beginn einer Behandlung führen Sie mit dem Patienten lange Gespräche. Sie müssen die Probleme ihres Patienten ergründen und die Art und Weise, in der sie dessen Leben beeinflussen. Mitunter verwenden sie zur Einschätzung der Persönlichkeit des Patienten, seiner Einstellung oder anderer Aspekte seines Lebens besondere Fragebögen. Selbstverständlich bleiben sämtliche vom Patienten offenbarte Einzelheiten streng vertraulich. Ähnlich dem Psychiater muss auch der klinische Psychologe oft ausgesprochen intime Details aus dem Leben des Patienten wissen.

Verhaltenstherapie

Eine der gebräuchlichsten Behandlungsformen ist die Verhaltenstherapie. Sie geht von dem Grundgedanken aus, dass psychische Fehlreaktionen „erlernt“ wurden und deshalb auch wieder „verlernt“ werden können. Vereinfacht gesagt: Die Verhaltenstherapie soll dem Patienten helfen, in verschiedenen Situationen angemessen zu reagieren. So etwa, wenn er unter Phobien – wie zum Beispiel Platzangst – leidet. Eine Technik, die hier häufig erfolgreich zur Anwendung kommt, ist die systematische Desensitivierung. Dabei arbeitet der Patient gemeinsam mit dem Therapeuten eine Liste von Situationen aus, und zwar von wenig bis stark angstauslösend. Der Patient wird sich dann in aufsteigender Reihenfolge die angstauslösenden Situationen vorstellen. Er lernt Schritt für Schritt, die Angst abzubauen, bis er diese Angstsituation ertragen kann. Später wird er in der Realität mit der Angstsituation konfrontiert, bis die Angstreaktion gelöscht ist. Im Rahmen der Verhaltenstherapie häufig angewandte Techniken sind verschiedene Methoden des Entspannungstrainings. Sie verschaffen dem Patienten innere Ruhe und mildern Stressreaktionen ab. Für sich alleine angewandt, kann die Entspannungstherapie bei stressbedingten Störungen und Angstgefühlen sehr positiv wirken.

Beratungstherapie

Psychotherapeuten setzen unterschiedliche Formen der Therapie ein. Die Beratungstherapie (auch unterstützende Therapie genannt) erstreckt sich unter Umständen über eine relativ kurze Zeitspanne von beispielsweise wenigen Wochen mit einer wöchentlichen Behandlungsstunde. Analytische Psychotherapie einschließlich der klassischen Psychoanalyse nach Freud und abgewandelten Varianten systematischer Psychotherapie können sich über einen längeren Zeitraum mit mehreren Sitzungen pro Woche erstrecken. Ob Krankenkassen Kosten ganz oder teilweise übernehmen, hängt von der Art der Kasse und der individuellen Problematik ab. Neben der Einzelbehandlung kennt die Psychotherapie die Behandlung in der Gruppe. Die Gruppentherapie eignet sich insbesondere für Menschen mit ähnlich gelagerten Verhaltenskonflikten. Wenn sie Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen haben, kann die Gruppensituation die Kontaktfähigkeit fördern. Die Teilnehmer profitieren durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch, so dass sie sich mit ihren Problemen nicht all eine fühlen.

Kinderpsychotherapie

Einige Psychologen und Psychotherapeuten befassen sich speziell mit Verhaltensstörungen bei Kindern und der Beurteilung der kindlichen Entwicklung. Sie sind in der Erziehungsberatung tätig oder arbeiten in einer Klinik gemeinsam mit Kinderärzten. Schon kleine Kinder können Verhaltensstörungen entwickeln. Sie äußern sich in Schlafproblemen, Schwierigkeiten beim Essen oder bei der Erziehung zur Sauberkeit. Ältere Kinder zeigen mitunter Verhaltensweisen wie Aggressivität oder Zerstörungswut, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Bei Jugendlichen können Gewalttätigkeiten oder Drogenprobleme Ausdruck gestörter Beziehungen zum Beispiel in der Familie sein. In die Therapie verhaltensgestörter Kinder schließen Psychotherapeuten häufig die Familie mit ein. Nicht selten wurzeln die Probleme von Kindern in einem tiefergreifenden Familienkonflikt oder in einem gestörten Verhältnis der Eltern zu dem Kind. Konflikte, die in einer Einzeltherapie unlösbar schienen, erfahren in einer Familientherapie oft eine überraschende Wendung.