Optiker verkaufen nicht nur Brillen und Kontaktlinsen. Sie untersuchen auch in vielen Fällen die Augen und stellen fest, welche Art von Sehbehinderung vorliegt.
Es gibt zwei grundlegende Arten von Fehlsichtigkeit, für die man die Dienste eines Optikers in Anspruch nimmt. Die erste ist die Kurzsichtigkeit: Gegenstände in einer gewissen Entfernung werden nicht mehr scharf wahrgenommen. Die zweite Art ist die Weitsichtigkeit: Ein Weitsichtiger sieht gut in die Ferne, hat aber Schwierigkeiten, seine Augen auf nahe Objekte einzustellen und Kleingedrucktes zu lesen. Die meisten Menschen werden mit zunehmendem Alter mehr oder minder weitsichtig, auch wenn sie vorher keinerlei Probleme mit ihren Augen hatten. Sowohl Kurz- als auch Weitsichtigkeit können durch einen Astigmatismus noch komplizierter werden. Als Astigmatismus bezeichnet man eine abnorme Krümmung der Hornhaut. Sehen kann man nur bei Licht, das man sich als geradlinige Strahlen vorstellen sollte. Wenn die Lichtstrahlen nun durch eine bestimmte Materie gehen – sei es Wasser, Glas oder eben auch das durchsichtige Gewebe des Auges – , so ändern sie ihre Richtung. Die bezeichnet man als Brechung. Im Auge werden die Lichtstrahlen im Idealfall nun so gebrochen, dass sie ein Bild auf der lichtempfindlichen Netzhaut an der Rückseite des Augapfels entwerfen. Der größte Teil der Brechung erfolgt in der Hornhaut. Nur etwa 25 Prozent der Brechung werden durch die Linse hervorgerufen. Ihre Aufgabe ist vor allem die Feineinstellung des Bildes. Dies wird durch den ringförmigen Ziliarmuskel bewirkt, der die Linse umgibt.
Ursachen von Fehlsichtigkeit
Der häufigste Grund für eine Sehschwäche – also eine unzureichende Brechkraft des Auges – ist nicht in einem Versagen der Linse, sondern in der Form des Augapfels selbst zu suchen. Der Augapfel ist im Idealfall mehr oder minder kugelförmig. Ist er nun zu lang, ist die Hornhaut relativ stark gekrümmt. Dadurch vereinigen sich die Strahlen schon vor der Netzhaut. Auf der Netzhaut entsteht nur noch ein unscharfes Bild. Der Betroffene ist kurzsichtig. Bei einem zu kurzen Augapfel hingegen ist die Hornhaut vergleichsweise schwach gekrümmt. Sie kann die Lichtstrahlen nicht stark genug brechen und der gedachte Brennpunkt der Strahlen liegt hinter der Netzhaut. Die Folge davon ist Weitsichtigkeit.
Diagnose der Ursache
Eine wichtige Aufgabe des Optikers besteht nun darin, festzustellen, durch welche Art von Brechungsfehler die Sehschwäche hervorgerufen wird. Sein wichtigstes Hilfsmittel ist dabei eine Tafel, auf die der Patient im allgemeinen aus einer Entfernung von sechs Metern blicken muss. Die bekannten Buchstabenreihen werden heute immer mehr durch Ringe ersetzt, die eine kleine Aussparung aufweisen. Dieses Testverfahren ist genauer, da man Buchstaben allein anhand ihrer groben Form relativ leicht erraten kann. Der oberste Landolt-Ring ist so groß, dass ein Normalsichtiger die Lage der Aussparung aus 60 Meter Entfernung erkennen würde. Die nächste Reihe kann aus 36 Meter Entfernung gelesen werden, die übrigen aus 24, 18, 12 und 6 Meter. Wer die sechste Reihe aus sechs Meter Entfernung lesen kann, ist normalsichtig. Das bezeichnet man als Sehleistung 6/6 (= 1). Wer aus sechs Meter Entfernung nur die oberste Reihe erkennen kann, hat die Sehleistung 6/60, also ein Zehntel der Sehleistung eines gesunden Auges. Die erste Zahl ist jeweils der Abstand von der Prüftafel, die zweite die auf Grund des sich vorzustellenden Abstands gewählte Nummer der Reihe, die der Betreffende noch lesen kann. Der Optiker lässt den Patienten bei der Augenuntersuchung durch ein spezielles Brillengestell blicken, in das er nacheinander unterschiedliche Linsen einlegt. Der Patient sagt ihm, mit welcher Linse er am deutlichsten sieht, und der Optiker erfährt, wie stark die Brille sein muss, damit sie eine Sehleistung von 6/6 erzielt. Es ist selten, dass ein Mensch auf beiden Augen gleich gut – beziehungsweise gleich schlecht – sieht. Die Brillengläser unterscheiden sich aus diesem Grund sehr oft in ihrer Stärke. Handelt es sich bei dem Patienten um einen Brillenträger, so untersucht der Optiker nun die Brille, um festzustellen, ob die Gläser noch geeignet sind.