Das multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Die Krankheit ist recht selten und tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf.
Ein Myelom ist eine vom Knochenmark ausgehende Geschwulst. Bei einer Erkrankung an multiplem (vielfachem) Myelom – häufig auch als Plasmozytom bezeichnet – wird gesundes Knochenmark nach und nach von bösartigem Gewebe verdrängt. Eine intensive medikamentöse Behandlung kann sich bei dieser außerordentlich aggressiven Krankheit lebensverlängernd auswirken. Die Krankheit befällt in der Regel ältere Menschen, und bei Personen unter 40 ist das multiple Myelom sehr selten.
Die Krankheit beginnt mit einer bösartigen Veränderung der Plasmazellen des Knochenmarks. Diese Zellen sind für die Bildung von Immuneiweißkörpern (An tikörpern) als Reaktion auf Infektionen oder zur Abwehr körperfremder Substanzen, die in den Organismus eingedrungen sind, zuständig. Die entarteten Plasmazellen vermehren sich im Knochenmark und überwuchern dort das gesunde Gewebe. Die Zellen produzieren zwar weiterhin Immuneiweißkörper, aber nur eine ganz spezielle Form, die der Körperabwehr nicht dienen kann. Durch den Überschuss an Eiweißkörpern wird das Blut dickflüssiger, was Durchblutungsstörungen zur Folge haben kann. Wenn diese Eiweißkörper schließlich in die Nieren gelangen, schädigen sie durch Verklumpung den Urinbildungsmechanismus. Die Zunahme von Myelomgewebe in den Knochen schwächt deren Struktur und führt häufig zu spontanen (med. spontan = ohne Fremd- oder Gewalteinwirkung) Knochenbrüchen. Zudem wird die Fähigkeit des Knochenmarks zur Bildung von Blutzellen gestört, was zur Anämie (Blutarmut) führen kann.
Symptome
Die ersten Symptome sind oft Knochenschmerzen oder ein unerklärlicher Knochenbruch. Am häufigsten davon betroffen sind Becken, Wirbelsäule, Rippen und der Schädel. Die vom Myelom befallenen Knochenbereiche weisen auf der Röntgenaufnahme ein „ausgestanztes“ Muster auf. In vielen Fällen stellt sich eine schwere Anämie mit zunehmender Kurzatmigkeit und allgemeiner Schwäche ein. Manchmal besteht zusätzlich eine Neigung zu schwer stillbaren Blutungen. Dann hat das Myelom das Gerinnungssystem geschädigt.
Andere Patienten zeigen Symptome eines drohenden Nierenversagens. Sie scheiden große Mengen unkonzentrierten Harns aus und fühlen sich insgesamt sehr schlecht. Als Begleiterscheinung kann geistige Verwirrung auftreten. Drei Merkmale lassen den Arzt die Diagnose Plasmozytom stellen: die typischen Knochenveränderungen auf dem Röntgenbild, der Nachweis von „Plasmazellnestern“ im Knochenmark und das Identifizieren der vermehrt gebildeten Eiweißkörper im Blut.
Risiken
Bleibt die Erkrankung unbehandelt, tritt im allgemeinen innerhalb von sieben Monaten nach Diagnosestellung der Tod ein. Die häufigste Ursache liegt dann darin, dass die Nieren durch Myelom-Eiweißkörper derartig verstopft sind, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können. Da zu wenige funktionsfähige Immunproteine gebildet werden, erliegen die Patienten auch leichter Infektionen, wie etwa Lungenentzündung. Die zunehmende Verdrängung des Knochenmarks durch Plasmazellen führt darüber hinaus zu einer schweren Anämie, die den Patienten zusätzlich schwächt.
Erhöhter Kalziumspiegel
Ein weiteres myelombedingtes Risiko ist die Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut. Dadurch werden zuallererst wieder die Nieren geschädigt. Aber auch Symptome von Seiten des Magens wie Übelkeit und Erbrechen sowie eine allgemeine Muskelschwäche können entstehen. Verursacht wird der erhöhte Kalziumspiegel durch die Zersetzung der Knochen durch die Myelomzellen. Das im Knochen gebundene Kalzium wird frei und gelangt in die Blutbahn. Ohne Behandlung schädigen die Myelomzellen die Knochen so stark, dass diejenigen, welche viel Gewicht tragen müssen, schließlich brechen. Diese Brüche wachsen ohne chirurgische Maßnahmen nicht zusammen.
Die einzig wirksame Behandlung ist nur mit krebshemmenden Medikamenten (Zytostatika wie z. B. Melphalan oder Cyclophosphamid) möglich. Die Medikamente werden in der Regel wiederholt über kurze Zeiträume in hohen Dosierungen verabreicht oder längerfristig in einer niedrigen Dosierung. Ziel der Behandlung ist, die Vermehrung der Myelomzellen und die Bildung anomaler Myelomeiweißkörper zu hemmen. Unter Umständen werden auch andere Medikamente, wie beispielsweise dem Kortison verwandte Steroide, gegeben. Die Therapie erfordert sorgsame Überwachung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und Blutanalysen. Im Falle einer Anämie kann dem Patienten eine Blutübertragung helfen.