Muttermale

Über die Entstehung von Muttermalen kursieren viele Theorien, tatsächlich aber ist ihre Ursache unbekannt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind Muttermale harmlos und kein Grund zur Sorge.

Als Muttermal bezeichnet man jede auffällige, umschriebene (deutlich begrenzte) Hautanomalie in Form einer tastbaren Erhebung oder einer farblichen Veränderung. Es kann angeboren sein, kurz nach der Geburt oder auch erst im späteren Leben entstehen. Fast alle Menschen haben zumindest ein oder zwei Muttermale, in der Regel aber keine Probleme damit. Wirken solche Hautflecken oder Hautmale entstellend, können sie in vielen Fällen behandelt und auf Wunsch entfernt werden.

Blutzellen und Hautfarbstoff

Da in der Haut verschiedene Zellarten vertreten sind, die auf unterschiedliche Weise fehlgebildet sein können, gibt es sehr viele Arten von Hautmalen, die gegeneinander abzugrenzen sind. Die auffälligsten Muttermale bestehen aus Ansammlungen anomaler Blutgefäße oder aus Anhäufungen von Pigmentzellen, daher Melanozyten, die den braunen Hautfarbstoff produzieren. Mediziner gebrauchen für die meisten Arten von Hautmalen in der Regel das Wort Naevus. So werden zum Beispiel Muttermale aus erweiterten Blutgefäßen – umgangssprachlich Feuermale – als Naevus flammeus bezeichnet, die aus den Melanozyten entstehenden Leberflecken als Pigmentmerkmale.

Geht der Naevus nur von der obersten Hautschicht, der Epidermis, aus, spricht man von einem epidermalen Naevus. Es handelt sich dabei um hautfarben bis bräunliche Wucherungen, die mit Warzen Ähnlichkeit haben. Kleine Dellen – meist im Gesicht, an Hals und Ohren zu beobachten, können Zeichen einer unvollständigen Bildung von Unterhautgewebe sein. Die Ursache der meisten Muttermale ist noch nicht erschöpfend erforscht und damit nicht bekannt.

Im wesentlichen werden zwei Arten von Blutgefäßmalen unterschieden. Das Feuermal (Naevus flammeus) entsteht durch einen Regulationsdefekt in den feinsten Blutgefäßen, den Kapillaren, der obersten Hautschicht. Diese Kapillaren erweitern sich und die stärkere Durchblutung führt zur Rötung des betroffenen Hautbereichs. Im Volksmund heißen diese Muttermale auch Storchenbiss oder Rotweinmal.

Die andere Hauptgruppe der Blutgefäßmale beruht auf einer Fehlbildung von Blutgefäßgewebe. Ein solches Hautmal entwickelt sich meist kurze Zeit nach der Geburt. Dieser Naevus wird als kavernöses Hämangiom oder Blutschwamm bezeichnet.

Storchenbisse und Feuermale

Im Gegensatz dazu sind Storchenbisse und Feuermale schon bei der Geburt ausgebildet. Storchenbisse sind blassrosa, von feinsten Blutgefäßen durchzogen, treten meist am Nacken, in der Stirnmitte und an den Augenlidern symmetrisch, daher, an bei den Gesichts- oder Körperhälften, auf. Feuermale sind dagegen dunkelrot und sehr viel auffälliger. In der Mehrheit der Fälle verblassen diese Gefäßmale in kurzer Zeit und verlieren sich mit Ablauf des ersten Lebensjahres ganz. Eine Behandlung ist selten erforderlich. Treten Feuermale entgegen der Regel asymmetrisch, daher nur an einer Gesichts- oder Körperhälfte auf, kann das ein Hinweis darauf sein, dass auch andere Schäden, zum Beispiel des Nervensystems, vorliegen. Der Arzt muss dann sorgfältig nach den entsprechenden Symptomen forschen. Bei symmetrischen Feuermalen ist mit solchen Komplikationen nicht zu rechnen. Bei Feuermalen, die sich nicht spontan (ohne Behandlung) zurückbilden, verläuft eine Behandlung im allgemeinen höchst zufriedenstellend. Ist das Mal klein und kann es vollständig herausgeschnitten werden, ohne dass korrigierende chirurgische Maßnahmen, zum Beispiel Hauttransplantationen, erforderlich werden, ist mit einem guten Behandlungsresultat zu rechnen. Wenn jedoch große Hautpartien betroffen und Hauttransplantationen notwendig sind, kommt es unter Umständen zu hässlichen Narben. Ist ein solches Ergebnis voraussehbar, wäre es eine bessere Alternative, das Feuermal mit Make-up abzudecken.

In den letzten Jahren wurden in gewissem Umfang Erfolge mit Laserstrahl-Behandlungen erzielt. Dieses Verfahren befindet sich noch in der Entwicklung. Die andere, häufig vorkommende Form des kavernösen Blutgefäßmales ist der Blutschwamm oder Hämangiom. Ein solches Hautmal entwickelt sich gewöhnlich im Laufe des ersten Lebensmonat als praller roter Fleck und kann an jeder beliebigen Körperstelle auftreten; meist erscheinen sie allerdings am Kopf oder Hals. Sie wachsen schnell und erreichen ihre maximale Größe nach sechs bis neun Monaten: zwei bis fünf Zentimeter. In seltenen Fällen können sie auch noch großflächiger sein. Blutschwämme sind scharf begrenzt und rosa bis violett. Zu Komplikationen kommt es nur ganz vereinzelt – etwa wenn es aus dieser Art Hautmal stark blutet oder wenn ein solcher Hautschwamm den Naseneingang zu verlegen droht.

Etwa 90 Prozent der Blutschwämme bilden sich bis spätestens zum fünften Lebensjahr von selbst zurück. Der Versuch einer Behandlung mit Röntgenstrahlen oder Kortison ist möglich.

Reine Pigmentmale

Bei Pigmentmalen werden zwei Hauptformen unterschieden. Zum einen gibt es die flachen, einheitlich blass braunen Male mit einem Durchmesser von zwei bis zwanzig Zentimeter, die man als Cafe-aulait- oder Milchkaffee-Flecken bezeichnet. Zum anderen sind zu der Untergruppe der Pigmentmale eine Vielfalt von kleineren Hautmalen zu zählen, die umgangssprachlich häufig auch mit dem Namen Leberfleck belegt werden. Der Leberfleck ist ein Pigmentmal, das auf einer Überpigmentierung, also einer Überproduktion an Melanin, dem braunen Hautfarbstoff, beruht. Der Lentigo simplex (Linsen- oder Leberfleck) entwickelt sich auch im Kindes-, Jugendlichen und frühen Erwachsenenalters. Der Lentigo liegt in der Haut und tritt einzeln oder in dichter Streuung auf.

Entstehung eines Leberflecks

Für die Entstehung von Leberflecken ist eine verstärkte Aktivität der Melanozyten (Pigmentzellen) verantwortlich, denen die Haut ihren mehr oder weniger bräunlichen Farbton verdankt. Leberflecken entstehen im Kindes-, Jugend- oder frühen Erwachsenenalter, sind flach, meist nur bis etwa linsengroß, behaart oder haarlos und haben eine einheitlich braune Tönung. Leberflecken sollte man unter Beobachtung halten. Sie können in manchen Fällen bösartig werden, daher sich zum malignen Melanom entwickeln. Liegt eine bösartige Veränderung vor, bedarf sie einer frühzeitigen und umfassenden Behandlung. Nur dann kann eine Streuung dieser Krebsgeschwülste verhindert und eine vollständige Heilung erzielt werden.

Cafe-au-lait-Flecken – bei etwa zehn Prozent der Säuglinge zu beobachten – können normalerweise in medizinischer Hinsicht vernachlässigt werden. Sie verlieren sich zwar nicht, treten aber gewöhnlich am Rumpf auf und wirken aufgrund ihrer ausgesprochen blassen Farbe nicht entstellend.

Eine sehr häufige Art von Muttermal ist der Naevuszellnaevus. Diese Hautmale beruhen auf einem entarteten Zelltyp, der sich bei einer feingeweblichen Untersuchung nachweisen lässt. Er entwickelt sich aus Melanozyten. Diese Zellentartung ist zwar gutartig, kann aber in manchen Fällen – ähnlich wie beim Leberfleck – im fortgeschrittenen Alter bösartig werden. Es gelten die gleichen Vorsichtsregeln.

Naevuszellnaevus

Die Naevuszellnaevi sind in Gestalt und Form sehr unterschiedlich: Sie liegen im Hautniveau, sind erhaben oder treten in Form von Knötchen oder Warzen auf. Meist – jedoch keineswegs immer – sind sie hell- bis dunkelbraun gefärbt. Eventuell sind die Naevuszellnaevi behaart. In ihrer schlimmsten Form (sogenannter Tierfellnaevus) bedecken solche behaarten Hautmale ganze Körperabschnitte und sind für die Betroffenen psychisch sehr belastend. Die meisten Naevuszellnaevi entarten nicht bösartig und müssen daher auch nicht unbedingt entfernt werden. Stören sie jedoch aus kosmetischen Gründen oder verändern sie sich plötzlich, so dass Verdacht auf eine maligne Entartung besteht, sollten sie vorsichtshalber auf jeden Fall durch Exzision (Herausschneiden) entfernt werden.

Behandlung

Je größer der betroffene Hautbereich ist, desto schwieriger und langwieriger wird natürlich die Behandlung. Da die Naevuszellnaevi sich in Aussehen und Form sowie in ihrer Prognose stark unterscheiden, sollte immer nur ein Hautarzt entscheiden, welche Maßnahmen zu treffen sind. Das maligne Melanom tritt in aller Regel erst bei Personen über 30 auf. Häufig sind die Symptome unauffällig; man sollte deshalb alle Muttermale und Leberflecken, die man hat, vorsichtshalber sorgfältig beobachten. Gelegentlich erscheint ein neues Hautmal dieser Art, oder ein bereits vorhandenes verändert sich. Es kann größer oder dunkler werden, zu jucken beginnen, druckempfindlich oder geschwürig werden. Manche Flecken entwickeln einen rötlichen Saum oder bluten wiederholt und bilden Schorf. Für all diese Symptome kann es eine harmlose Erklärung geben, in einigen Fällen sind sie allerdings auch Anzeichen einer bösartigen Veränderung.

Bemerkt man die beschriebenen Veränderungen, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Besteht ein Verdacht auf eine bösartige Veränderung, wird ein solches Mal unter örtlicher Betäubung entfernt und zur Analyse an ein Speziallabor eingeschickt. Bestätigt sich der Verdacht, wird unter Umständen in einem weiteren chirurgischen Eingriff zusätzlich benachbartes Haut- und Fettgewebe entfernt, um eventuell verbliebene Zellen zu eliminieren. Je nach Ausdehnung und Lage des Operationsfeldes wird die Wunde genäht oder eine Hauttransplantation vorgenommen.

Untersuchung im Labor

lässt man Leberflecken oder Muttermale aus kosmetischen Gründen entfernen, wird das herausgenommene Gewebe ebenfalls routinemäßig im Labor untersucht. Diese Maßnahme ist wichtig, weil in seltenen Fällen auch völlig unverdächtige Hautmale bereits entartete Zellen beherbergen können. Ist das der Fall, so muss auch hier eventuell ein zweiter Eingriff erfolgen, um einer Metastasenbildung vorzubeugen. Niemals sollte man versuchen, an einem Muttermal oder Leberfleck selbst „herumzudoktern“. Das kann die Zellen reizen und Prozesse einleiten, die ihrerseits unter Umständen eine bösartige Veränderung zur Folge haben.