Muskelzuekungen und Tics

Muskelzuckungen im Kopf- und seltener im Schulterbereich werden als Tics bezeichnet. Sie äußern sich als schnelle, koordinierte und unwillkürliche Bewegungen.

Leichtere Muskelzuckungen hat jeder von Zeit zu Zeit. Sie sind ohne Bedeutung. Es gibt jedoch auch ernste Erkrankungen des Nervensystems – beispielsweise durch schwere Stoffwechselstörungen bedingt -, die zahlreiche und lästige Zuckungen zur Folge haben Diese Muskelbewegungen zeigen kein deutliches rhythmisches Muster auf und betreffen vor allem Arme und Beine, treten aber auch im Gesichts- und Schulterbereich auf.

Muskelzucken bei Müdigkeit

Am häufigsten verliert der Körper die Kontrolle über den Muskelapparat, wenn ein Mensch müde ist. In diesem Zustand ist ein gelegentliches Muskelzucken – etwa ein Augenlid – nichts Ungewöhnliches. Bei Kindern sind die kurzen, schnellen und unwillkürlichen Bewegungen der Muskeln selten organisch bedingt. Sie können die Folge einer Hirnerkrankung oder Gehirnentzündung sein. Leichte Formen dieser unwillkürlichen Bewegungen oder Tics treten im Augenbereich auf und äußern sich als Augenzwinkern, Stirnrunzeln oder Hochziehen der Augenbrauen.

Ein Tic zeichnet sich dadurch aus, dass er schubweise auftritt, das heißt sich in unregelmäßigen Abständen wiederholt. In einem Zustand der Erregung ist der Tic stärker, im Schlaf lässt er nach. Bei Kindern zwischen fünf und zehn Jahren sind Tics keine Seltenheit. Spätestens nach ein paar Wochen klingen sie dann wieder ab. Ziemlich schnell verschwinden die reflektorischen Tics, die sich aus vorübergehend sinnvollen Bewegungen als Reflex entwickelt haben.

Psychische Ursachen

Leichte Tics treten häufiger in Zeiten starker Anspannung auf: beim Schulbeginn, bei Rivalitäten unter Geschwistern oder bei Überforderung durch die Eltern. Auf eine psychische Belastung deuten leichte und natürlich auch schwere Formen eines Tics hin, bei denen Räuspern, Schnüffeln, Grimassen mit Gesichtsverzerrungen oder sogar Abwehrbewegungen beobachtet werden.

dass eine psychische Ursache zugrunde liegt, wird dann häufig durch typische Begleitsymptome bestätigt, etwa nächtliches Wasserlassen im Schlaf. Früher galten Tics als ein Zeichen der Ungezogenheit, und die Eltern versuchten, sie ihren Kindern mit aller Härte auszutreiben. In jüngerer Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass problematische Familiensituationen in vielen Fällen die Ursache dieser Muskelzuckungen sind. Ein wohlüberlegtes liebevolles Verhalten der Eltern vermag dann einen günstigen Einfluss auszuüben und führt oft zu einer „Heilung“. Allerdings brauchen die Eltern viel Geduld.

Schwierig wird die Situation, wenn die Eltern Druck auf das Kind ausüben und es den Hänseleien seiner Geschwister und Kameraden ausgesetzt ist. Dann verstärken sich die Muskelzuckungen, und die Erziehung des Kindes wird noch schwieriger als zuvor. Die einzig sinnvolle Lösung besteht dann darin, das Kind aus seiner gewohnten Umgebung herauszunehmen und es so unterzubringen, dass es keinen übermäßig starken Spannungen mehr ausgesetzt ist.

Man nimmt an, dass eine elektrische Störung in den Steuerzentren des Gehirns für einen Tic verantwortlich ist, vor allem in dem Bereich, der für die Bewegung der Gesichtsmuskeln zuständig ist. Eine Schädigung der Hirnsubstanz ist jedoch nicht nachzuweisen.

Das Tourette-Syndrom

Die schwere, aber äußerst seltene Krankheit ist nach dem französischen Arzt Gilles de la Tourette benannt, der sie Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben hat. Das Tourette-Syndrom beginnt im allgemeinen im Kindesalter mit der Entwicklung verschiedener Symptome im Gesichts-, Hals- und Schulterbereich und der Äußerung seltsamer Grunzlaute und typischer Schreie. Dazu kommen später herausgebrüllte anale und sexuelle Schimpfworte sowie Angstzustände und Wutanfälle.

Die Intelligenz des Betroffenen ist nicht beeinträchtigt, aber aufgrund, der extremen Symptome ist der Besuch einer normalen Schule bei einem Kind mit dem Tourette-Syndrom nicht vertretbar.

Behandlung

Bei gelegentlichen Muskelzuckungen oder leichten Tics genügt es in der Regel, den Betroffenen zu beruhigen. Auch ein offenes Gespräch hilft. Eltern können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Tics ihrer Kinder nach einer Weile verschwinden. In seltenen Fällen ist eine Behandlung mit Medikamenten möglich, die von einem Facharzt für Neurologie verordnet werden können.