Migräne

Bei Migräne handelt es sich um anfallsartige heftige Kopfschmerzen, die von Übelkeit, Erbrechen sowie Seh-, Hör-, Empfindungs- und Sprachstörungen begleitet sein können. Was ist die Ursache einer Migräne, und wie kann man die Schmerzattacken verhüten oder lindern?

Millionen Menschen leiden an regelmäßigen Migräneanfällen. Die Attacken können so schwer sein, dass der Betroffene weder im Beruf noch im Privatleben seiner gewohnten Tätigkeit nachgehen kann. Insgesamt sind Migräneanfälle bei Erwachsenen jüngeren oder mittleren Alters am häufigsten. Es können aber auch Kinder und ältere Leute betroffen sein. Einen Migräneanfall kann jeder irgendwann einmal bekommen.

Ursachen und Symptome

Die Ursachen für Migräne sind bisher nicht genau geklärt. Vermutlich beruht sie darauf, dass sich die Blutgefäße im Kopf zuerst verengen und anschließend erweitern. Das beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns. Auf diese Weise werden der quälende Kopfschmerz und zum Beispiel Sehstörungen ausgelöst. Untersuchungen ergaben, dass ein Migräneanfall durch Veränderungen der „vasoaktiven Amine“ hervorgerufen wird. Diese Substanzen beeinflussen die Blutgefäße in ihrem Durchmesser. Sie sind immer im Blut vorhanden. Ihre Konzentration kann jedoch steigen, zum Beispiel beim Genuss von Schokolade, Käse oder Alkohol. Dies kann auch der Fall sein, wenn jemand unter Stress steht oder sein Blutzuckerspiegel niedrig ist, weil er zu lange nichts gegessen hat.

Die Konzentration des Gewebshormons Serotonin im Blut spielt ebenfalls eine Rolle. Vermehrt wird Serotonin bei empfindlichen Personen ausgeschüttet, wenn sie sich in stickigen, verrauchten Räumen aufhalten oder ein Wetterumschwung mit warmer, trockener Luftbewegung heraufzieht. Darüber hinaus hat man festgestellt, dass Migränepatienten unter einem Mangel an Monoaminoxidase leiden. Dieses Enzym ist für Aufspaltung und Abbau der Amine zuständig. Man nimmt an, dass bestimmte Amine nicht genügend abgebaut werden.

Menschen, die zu Migräne neigen, können häufigere und schwerere Anfälle bekommen, wenn sie einen erhöhten Blutdruck haben oder allgemein im Stress sind. Steigt der Salz- und Wassergehalt der Körpergewebe an, sind ebenfalls Anfälle möglich. Auch nach Verletzungen im Halswirbelsäulenbereich können die quälenden Attacken auftreten. Manche Menschen reagieren mit Migräne aufbestimmte Nahrungsmittel oder alkoholische Getränke. Migräne ist durch einen Schmerz gekennzeichnet, der über oder hinter einem Auge – oft auch halbseitig – auftritt und mit Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen sowie Licht- und Lärmscheu verbunden sein kann. Arme und Beine sind kalt und bläulich (zyanotisch). Manchmal sind die Patienten auch zittrig, haben Schwindelgefühle und können nicht richtig sprechen. Dem klassischen Migräneanfall geht im allgemeinen eine warnende „Aura“ voraus. Ihre Kennzeichen, euphorische Gefühle oder Reizbarkeit und Traurigkeit, verschwinden im allgemeinen, sobald die Kopfschmerzen einsetzen.

Risiken

Migränepatienten sollten während eines Anfalls nicht Auto fahren oder andere Tätigkeiten ausüben, die eine genaue Koordination zwischen Bewegung und Sehen erfordert. Die Sehstörungen können zu blinden Flecken im Gesichtsfeld und zu Problemen bei der Einschätzung von Entfernungen führen. Wer noch nie unter Migräne gelitten, aber plötzlich wiederkehrende schwere Kopfschmerzen hat, sollte unbedingt zum Arzt gehen. Er kann feststellen, ob es sich um eine ernstere Erkrankung wie etwa einen Tumor oder einen Blutpfropf im Gehirn handelt.

Behandlung

Vorbeugung ist das beste Mittel gegen Migräne. Zunächst müssen die Auslösefaktoren ermittelt werden. Dazu führst du am besten ein „Migräne-Tagebuch“: Notiere alles, was du in den 24 Stunden vor einem Migräneanfall gegessen hast, und alle Stressfaktoren. Möglicherweise kannst du so feststellen, welche Nahrungsmittel sich bei dir ungünstig auswirken. Wenn Überanstrengung der Augen als Ursache in Frage kommt, solltest du zum Augenarzt gehen; falls du dich von hellem Licht geblendet fühlst, wirst du möglicherweise häufig eine Sonnenbrille tragen müssen. Stresssituationen, Menschenansammlungen und Räume mit stickiger Luft solltest du künftig meiden, wenn diese Faktoren bei dir eine Rolle spielen.

Migräneanfällige müssen sich grundsätzlich damit abfinden, dass sie empfindlicher sind als andere Menschen: Sie sollten ausreichend schlafen, regelmäßig und gut essen und ein eher ruhiges Leben führen. Stress zu Hause, in persönlichen Beziehungen und am Arbeitsplatz kann zu einer Verschlimmerung der Migräne beitragen; der Patient sollte lernen, sich nicht rücksichtslos anzutreiben und Situationen, in denen er unter Druck stehen würde, aus dem Weg zu gehen. Viele Migränekranke neigen dazu, „alles in sich hineinzufressen“.

Regelmäßige leichte sportliche Betätigung wie Schwimmen hilft körperliche Anspannung und Verkrampfung zu vermeiden. Auch regelmäßige Meditation und Yoga-Übungen haben sich als nützlich erwiesen. Die meisten Migränekranken reagieren überhaupt nicht auf einfache Schmerzmittel. Deshalb werden oft Medikamente für die Anfangsphase des Anfalls verordnet, die Ergotamin enthalten. Diese Substanz wirkt auf die Gefäßmuskulatur und stoppt die Ausweitung der Gefäße im Kopf. Bei Einnahme dieser Medikamente ist größte Vorsicht geboten. Die vom Arzt empfohlene Dosis darf nicht überschritten werden.

Da viele der verschriebenen Medikamente nicht zufriedenstellend wirken, unangenehme Nebenwirkungen haben oder auf Dauer zu Abhängigkeit führen können, sollten auch andere Behandlungsmethoden ausprobiert werden. Oft sind sie in den frühen Stadien eines Anfalls sehr wirksam. Der Kranke sollte in einem ruhigen, abgedunkelten Zimmer flach ausgestreckt ohne Kopfkissen im Bett liegen. In diesem Stadium kann vorsichtige Massage dazu beitragen, Verspannungen im Hals und an der Schädelbasis, im Rücken und an den Schultern zu lösen. Eine kalte Kompresse auf die Stirn oder den Nacken, ein Fingerdruck auf die Nasenwurzel oder auf die Pulsstellen an den Schläfen und hinter den Ohren können den Schmerz vorübergehend lindern.

Ein Anfall lässt sich manchmal dadurch verkürzen, dass man im Anfangsstadium früh zu Bett geht oder einen starken Kaffee trinkt. Wenn der Kranke sich trösten lässt oder mit jemandem über seine drängendsten Probleme spricht, kann dies psychische Spannung abbauen, so dass der Anfall milder verläuft.

Prognose

Manche Menschen sind besonders anfällig für Migräne, was oft erblich bedingt ist. Diese Veranlagung lässt sich nicht beseitigen. Sie betrifft die Hälfte der Migränepatienten. Wer regelmäßig unter Migräneanfällen leidet, sollte seinen Arzt nach Möglichkeiten zur langfristigen Vorbeugung fragen. Bei Problemfällen sind die Chancen dann am besten, wenn die Behandlung von verschiedenen Ansätzen her erfolgt und neben Medikamenten auch Entspannungstechniken und verhaltenstherapeutische Maßnahmen mit einbezieht. Bei einer Langzeitanwendung von Medikamenten müssen der Nutzen und mögliche Nebenwirkungen gegeneinander abgewogen werden.