Krämpfe

Muskelkrämpfe haben vielfältige Gründe und befallen unterschiedliche Muskeln oder Muskelgruppen. Sie können zwar auch ein Symptom einer allgemeinen Erkrankung sein, sind jedoch meist harmloser Natur.

Der Muskelkrampf ist ein unwillkürliches, oft sehr schmerzhaftes Zusammenziehen eines oder manchmal auch mehrerer Muskeln. Am häufigsten kommt der Wadenkrampf vor – ein plötzliches, schmerzvolles Verkrampfen der Muskeln, die den Fuß beugen. Solche Krämpfe treten oft unvermittelt auf, manchmal im tiefen Schlaf, und der Betroffene wird dann von den Schmerzen geweckt. Bei einem verkrampften Muskel verkürzen sich die Muskelfasern, der Muskel ist hart und verspannt, und die Stellung von Arm- oder Beinknochen ist entsprechend der Zugrichtung verändert. Bei einem Wadenkrampf nimmt also der Fuß eine gebeugte Zwangshaltung ein, bei einem Krampf der Hüftbeugemuskulatur der ganze Oberschenkel.

Krampfarten

Je nachdem, ob sich nur einzelne Fasern eines Muskels, ein ganzer Muskel oder mehrere unwillkürlich zusammenziehen, kann man unterschiedliche Arten von Krämpfen unterscheiden. Das gleiche gilt für die Dauer des Krampfes. Es kann sich dabei nämlich um eine ganz kurz einsetzende Zuckung handeln, eine längerwährende, intensive Verkrampfung (tonischer Krampf) oder um rhythmische, sich wiederholende Muskelverkürzungen (klonischer Krampf). Ziehen sich nur einzelne Muskelfasern wiederholt schnell zusammen, kann man dies als leichte Bewegung unter der Haut erkennen. Dies nennt man Faszikulationen. Sie sind völlig schmerzlos. Der Betroffene ist meist nur etwas irritiert oder vielleicht sogar besorgt, aber es handelt sich bei dieser Erscheinung nur in Ausnahmefällen um ein Krankheitssymptom. In der Regel ist es eine rasch vorübergehende, unbedenkliche örtliche Reizerscheinung.

Ohne Krankheitswert

Die meisten Menschen kennen aus eigener Erfahrung die langanhaltenden, tonischen Verspannungen, die als Muskelhartspann bezeichnet werden. Sie treten nach Überlastungen vor allem in der Muskulatur des Schulter- und Nackenbereichs auf oder in den Muskeln, die entlang der Wirbelsäule verlaufen. Auch hier handelt es sich um eine lokale Reizerscheinung, der kein eigener Krankheitswert zukommt. Sie sind jedoch oft sehr schmerzhaft und druckempfindlich und ein Zeichen dafür, dass die dazugehörigen Abschnitte des Bewegungsapparates zu stark oder falsch belastet wurden.

Ähnlich ist es bei den Myogelosen, kleinen runden, sehr harten Muskelverspannungen. Sie sind in den gleichen Bereichen zu finden wie der Muskelhartspann, aber oft noch schmerzhafter und wesentlich hartnäckiger. Bei einer Tetanie (das Wort lässt sich von Spannung ableiten) dagegen sind viele Muskeln, meist an symmetrischen Skelettabschnitten, schmerzhaft verkrampft. Ein harmloseres Beispiel einer Tetanie ist die Hyperventilationstetanie, die entstehen kann, wenn man sehr rasch und tief atmet. Bei der Hyperventilationstetanie verkrampfen sich vor allem Hände und Füße, wobei die Hände in einer charakteristischen „Pfötchenstellung“ gehalten werden. Die Unterarme sind dabei angewinkelt, die Hände gebeugt, und die Finger werden in einer Art Schreibstellung gehalten.

Richtige Diagnose

Bei Erkrankungen des Nervensystems treten die unterschiedlichsten Muskelreaktionen auf. Sie sind oft spezifisch für das jeweilige Krankheitsbild und weisen dadurch erst den Weg zur richtigen Diagnose. Dies können bestimmte Muskelverspannungen sein wie bei der Spastik (verkrampft gehaltene, gelähmte Glieder), tonisch – klonische Krämpfe bei der Epilepsie oder typische Formen des Zitterns wie etwa beim Morbus Parkinson (Schüttellähmung).

Verkrampfen die Muskeln innerer Organe, so äußert sich dies oft als Kolik, ein massiver an- und abschwellender Schmerz. Hierfür sind Nieren- und Gallenkoliken die bekanntesten Beispiele. Krampft dagegen der Herzmuskel (Angina pectoris), weil er zu wenig Sauerstoff bekommt, so kann es zu einem „Vernichtungsschmerz“ kommen, daher der Schmerz ist so stark und beängstigend, dass der Betroffene glaubt, er würde durch ihn vernichtet. Die häufigsten Krämpfe, die in der Medizin auch als Krampus bezeichnet werden, sind jedoch die der Wadenmuskulatur, der Zehenbeuger oder auch der Oberschenkel- oder Schultermuskulatur. Sie treten oft ohne Zusammenhang mit einem besonderen Krankheitsprozess ganz spontan auf.

Es können jedoch auch bestimmte körperliche Belastungen auslösend sein. Ursachen Für das Zusammenziehen (Kontraktion) eines Muskels und damit auch für den Muskelkrampf ist immer eine elektrische Erregung der Muskelzellen verantwortlich. Normalerweise wird ein Skelettmuskel unter Kontrolle des Gehirns über Nervenbahnen erregt und arbeitet dann zielgerecht. Beim Krampf jedoch gerät dieser geordnete Ablauf aus dem Gleis. Die Störungen können im Gehirn selber ihren Ursprung haben – beispielsweise bei Epilepsie, Parkinson, Spastik – und wirken sich dann meist in vielen Muskelgruppen aus.

Es können jedoch auch Veränderungen in der Zusammensetzung des Blutes entstehen. Wird das empfindliche Gleichgewicht im Blut gestört, ist eine allgemein erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems und der Muskeln möglich. Bei der Hyperventilationstetanie beispielsweise wird zu viel Kohlendioxid ausgeatmet, und dadurch gerät das chemische Gleichgewicht aus der Balance. Das gleiche gilt für die im Blut befindlichen Mineralien. Verliert der Körper Mineralien, zum Beispiel durch heftiges Schwitzen, Darm- oder Nierenerkrankungen, können Krämpfe die Folge sein. Ein sehr wichtiger Faktor bei der Entstehung von Krämpfen einzelner Muskeln ist eine mangelnde Blutzufuhr in dem betreffenden Bereich.

Kälte kann die Ursache sein, weil sich Blutgefäße bei Kälte zusammenziehen, zum Beispiel beim sogenannten Badekrampf. Auch bei leichten Verletzungen haben Blutgefäße die Tendenz, sich reflektorisch zu verengen, zum Beispiel Krämpfe beim Sport. Bei der Arteriosklerose sind die Blutgefäße dagegen durch Ablagerungen ständig verengt, so dass nur wenig Blut passieren kann. Werden Muskeln aber nur unzureichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, äußert es sich oft durch einen Krampf. Manchmal genügt aber auch schon eine ungewohnte Bewegung oder ungeschickte Bewegung, um den Muskel verkrampfen zu lassen. Spezielle Auslöser nächtlicher Wadenkrämpfe sind mitunter auch Stoffwechselerkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Gicht.

Auch Nikotin und Alkohol können Muskelkrämpfe verursachen. Oft bleibt bei spontanen Krämpfen einzelner Muskeln die eigentliche Ursache jedoch ungeklärt. Es handelt sich dann meist auch nur um schnell vorübergehende Episoden, die, abgesehen von den unangenehmen Schmerzen, keinen Anlass zur Besorgnis geben.

Behandlung

Bei einem plötzlich auftretenden Krampus besteht die beste Behandlung in einer raschen Dehnung des verkrampften Muskels. Bei einem Wadenkrampf etwa heißt das, dass man den Fuß überstreckt und den verkürzten Muskel lockert. Bleibt die Krampfneigung bestehen, hilft es meist, ein wenig auf- und abzugehen. Günstig ist auch ein leichtes Massieren des Muskels.

Auch schmerzhafte Muskelverspannungen oder Myogelosen kann man durch Massagen lockern. Am besten beugt man ihnen jedoch vor, indem man einseitig belastende Körperhaltungen vermeidet. Durch Krankengymnastik kann man lernen, seine Körperhaltung und Bewegungsmuster so zu verändern, dass die auslösenden Überlastungen vermieden werden.