Kontaktlinsen

Wohl jeder Brillenträger würde seine Brille gern gegen Kontaktlinsen tauschen. Diese Sehhilfe eignet sich jedoch nicht für jeden, und ohne sorgfältige Pflege können Komplikationen auftreten.

Brille und Kontaktlinse sind unterschiedliche Systeme zur Korrektur von Sehfehlern. Brillengläser, die ja einen gewissen Abstand vom Auge haben, vergrößern oder verkleinern zum Beispiel je nach Art des Sehfehlers die Bilder, die man wahrnimmt. Mit Kontaktlinsen sieht man die Umwelt stets in natürlicher Größe, denn sie wirken unmittelbar. Sie schwimmen auf dem natürlichen Tränenfilm des Auges. Viele Menschen, die eine Sehhilfe benötigen, tragen Kontaktlinsen aus kosmetischen oder beruflichen Gründen. Beim Sport kommen Kontaktlinsen zum Einsatz, weil sie die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Oft sind Kontaktlinsen die einzige Hilfe bei komplizierten Sehfehlern, zum Beispiel hochgradiger Kurz- oder Weitsichtigkeit, Ungleichsichtigkeit zwischen beiden Augen (Aniseikonie), Unregelmäßigkeiten der Hornhautwölbung (Astigmatismus), kegelförmiger Vorwölbung der Hornhaut (Keratokonus) oder nach Operationen beim grauen Star, einer altersbedingten Linsentrübung.

Im Jahre 1887 gelang es dem Schweizer Augenarzt Dr. Eugen Fick erstmals mit Kontaktlinsen aus Glas, Sehfehler direkt auf dem Auge zu korrigieren. Mit der neuen Methode behandelte er eine krankhafte, kegelförmige Hornhautvorwölbung. Die eigentliche Verbreitung der Kontaktlinse begann allerdings erst nach 1946, als geeignete Kunststoffe entwickelt wurden.

Sorgfältige Voruntersuchung

Nach den verwendeten Materialien unterscheidet man heute zwischen harten, flexibelharten und weichen Kontaktlinsen. Welcher Linsentyp in Frage kommt, muss anhand sorgfältiger Untersuchungen festgestellt werden. Moderne Kontaktlinsen haben nur noch einen zentralen optischen Teil. Ihre Rand- und Rückenflächengestaltung ist ebenso wie das Material für die Verträglichkeit von Bedeutung. Kontaktlinsen müssen deshalb vom Augenarzt oder einem erfahrenen Augenoptiker individuell angepasst werden. Die klassischen harten Kontaktlinsen werden aus einem plexiglasähnlichen Material hergestellt, sind sehr robust und halten etwa fünf bis zehn Jahre. Es kann allerdings recht lange dauern, bis man sich an sie gewöhnt hat.

Harte und weiche Linsen

An die Stelle harter Kontaktlinsen sind inzwischen vielfach die flexibelharten, sauerstoffdurchlässigen Linsen getreten. Sie haben kürzere Eingewöhnungszeiten und halten etwa drei bis fünf Jahre. Aus einem hydrophilen (wasseraufnahmefähigen) Kunststoff werden die weichen Kontaktlinsen hergestellt. Durch Aufnahme von Tränenflüssigkeit bleiben diese Linsen weich und anschmiegsam. Die sauerstoffdurchlässigen Linsen haften sehr gut auf dem Auge, sind bequemer als andere Linsentypen zu tragen und werden häufig wegen ihrer guten Verträglichkeit bevorzugt. Luftdurchlässige, weiche Kontaktlinsen eignen sich auch für Leute, die diese Sehhilfen nur zeitweilig tragen, zum Beispiel beim Sport. Weiche Linsen korrigieren allerdings nicht alle Augenfehler. Eine Hornhautverkrümmung zum Beispiel können sie nicht ausgleichen.

Ihr größter Nachteil: Sie verschmutzen leicht, und die luftdurchlässige, poröse Oberfläche kann einen Nährboden für Krankheitserreger bilden. Weiche Linsen sollte man daher spätestens alle zwei Jahre gegen neue austauschen.

Verbandlinsen

Als „Verbandlinsen“ werden weiche Kontaktlinsen zur Behandlung von Hornhauterkrankungen eingesetzt. Ebenfalls ist – durch den Augenarzt überwacht – bei Entfernung der Linse bei einer Staroperation (Aphakie) – eine Korrektur der Optik mit weichen Linsen möglich. Die unansehnliche „Starbrille“ braucht man dann nicht. Natürlich wünscht sich jeder Kontaktlinsenträger eine Sehhilfe, die er – einmal auf dem Auge – ständig tragen kann. Zwar gibt es hochhydrophile Kontaktlinsen, die eine optimale Sauerstoffversorgung des Auges gewährleisten und täglich lange getragen werden können, doch sind auch diese Linsen für ein ununterbrochenes Tragen nicht gedacht. Vor dem Schlafengehen sollte man diese Linsen herausnehmen.

An Qualität sind moderne Kontaktlinsen den Linsen früherer Jahre weit überlegen und deshalb bei richtiger Pflege und Aufbewahrung im allgemeinen gut verträglich. Kontaktlinsen eignen sich als Sehhilfe für kleine Kinder ebenso wie für ältere Menschen. Dennoch kann es vorkommen, dass Kontaktlinsen Schwierigkeiten bereiten. Eine Veränderung des Hormonhaushalts, beispielsweise infolge einer Schwangerschaft oder durch die Antibabypille, aber auch Stress, Konditionsschwankungen, bestimmte Medikamente und Krankheiten können die Stoffwechselvorgänge im Auge so verändern, dass man möglicherweise Probleme mit den Kontaktlinsen bekommt. Menschen, die zu allergischen Reaktionen an der Augenbindehaut neigen, sollten besser keine Kontaktlinsen tragen. Auch wer sich ständig in Gebäuden mit Klimaanlagen aufhält, kann unter Umständen Kontaktlinsen nicht gut vertragen. Lästige Nebenwirkungen sind manchmal brennende Augen, im allgemeinen ein Zeichen ungenügender Sauerstoffversorgung.

Die richtige Pflege

Wenn Kontaktlinsen Reizungen am Auge hervorrufen, kann es auch an einer mangelhaften Pflege liegen. Die jeweiligen Pflegeanweisungen müssen deshalb stets genau beachtet werden. Die heute erhältlichen Reinigungssysteme für Kontaktlinsen sind im Vergleich zu früher einfacher anzuwenden. Die neuen Pflegemittel lösen Verschmutzungen selbsttätig aus den Linsen heraus. Außerdem enthalten sie weniger Konservierungsstoffe. Für Menschen mit besonders empfindlichen Augen gibt es inzwischen auch wirkstoffärmere Pflegepräparate, die noch verträglicher sind.

Wegwerf-Linsen

Mittlerweile werden Kontaktlinsen angeboten, die man nach ein- bis zweiwöchigem Tragen (Tag und Nacht) einfach wegwirft. Viele Fachleute betrachten diese Linsen mit Skepsis. Sie befürchten, dass so mancher diese Linse aus falscher Sparsamkeit länger als vorgeschrieben trägt und es dann zu Veränderungen oder gar Schäden am Auge kommen könnte. Grundsätzlich gilt für alle Kontaktlinsensysteme: Die Linsen nie über die empfohlene Tragezeit hinaus auf dem Auge lassen.

Kontaktlinsen sind auch farbig erhältlich. Diese „Colorlinsen“ entsprechen in ihren Eigenschaften denen normaler „glasklarer“ Kontaktlinsen. Farbige Linsen gibt es auch ohne optischen Schliff. Man kann damit die eigene Augenfarbe intensivieren oder gar verändern. Interessant sind diese Linsen auch für Menschen, deren Auge links und rechts eine unterschiedliche Farbtönung besitzen.