Knochen- und Gelenkentzündung

Viele Menschen halten Gelenkschmerzen für eine unvermeidliche Alterserscheinung. Ursache sind meist Knochen- und Gelenkentzündungen. Beide können behandelt und gelindert werden.

Die Osteoarthritis kommt im Vergleich mit der alleinigen Arthritis (Gelenkentzündung) seltener vor. Bei der Osteoarthritis geht die Entzündung in erster Linie vom Knochen aus und befällt allmählich auch die Knorpelstrukturen des Gelenks. Die Ursache ist in einem solchen Fall – ganz anders als bei der Gelenkentzündung – eine bakterielle Infektion, zum Beispiel Tuberkulose.

Die Arthritis dagegen ist eine sehr häufige Erkrankung. Tatsächlich weist etwa die Hälfte der Bevölkerung ab fünfzig Jahre diese oder jene Symptome von Arthritis auf. Auch Dreißig- bis Vierzigjährige können schon betroffen sein. Eine Gelenkentzündung kann in fast jedem Gelenk auftreten, bestimmte Gelenke sind allerdings besonders anfällig dafür. Eine Gelenkentzündung ist schmerzhaft und führt in Einzelfällen zu Verkrüppelung, weil die betroffenen Gelenke stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden und sich durch Knorpelabbau verformen.

Die Behandlung erfolgt mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Mitteln. In schweren Fällen wird auch operiert. Dabei werden die entzündlichen Gelenkinnenhäute (Synovialhäute) entfernt oder einige der betroffenen Gelenke durch künstliche ersetzt. Man weiß zwar viel darüber, wie sich eine Gelenkentzündung entwickelt, wenn sie einmal ausgebrochen ist, doch die eigentlichen Ursachen der Krankheit sind nicht bekannt. Einiges deutet darauf hin, dass auch das Immunsystem an den ursächlichen Faktoren beteiligt ist.

Gelenke sind mit Synovialhaut ausgekleidet. Sie bildet eine Art Sack um das Gelenk herum, und dieser ist mit Gelenkschmiere gefüllt. Die Teile der Knochen, die im Gelenk Berührung miteinander haben, sind mit Knorpel überzogen. Die Knorpelschichten müssen die eigentliche Belastung aushalten. Arthritis ist eine Krankheit, die durch Veränderungen in Struktur und Aufbau dieses Knorpels hervorgerufen wird.

Krankheitsverlauf

Im ersten Stadium einer Arthritis laufen entzündliche Prozesse ab, die meist unbemerkt bleiben. Dabei kommt es oft zu bindegewebigen Wucherungen, die die Knorpelschäden ausgleichen sollen – das aber nicht tun, sondern das Gelenk beeinträchtigen. In diesem Stadium bemerkt der Patient als Hauptsymptom ein schmerzhaft geschwollenes Gelenk, das durch das Entzündungsgeschehen auch gerötet sein kann. In der nächsten Phase werden die Knorpelkappen über den Knochenenden allmählich von Fresszellen des Immunsystems zerstört, die in das entzündete Gelenk einwandern beziehungsweise deren aggressive Substanzen die körpereigenen Gewebe angreifen. Schließlich ist der Knorpel abgebaut, und die Knochenenden reiben direkt aneinander. Die Knochensubstanz wird durch Abrieb geschädigt, und die Folge sind weitere entzündliche Prozesse, durch die das Gelenk immer stärker Schaden nimmt. Die Knochensubstanz kann sich zwar regenerieren (erneuern), doch läuft dieser Prozess im Bereich des erkrankten Gelenks völlig unregelmäßig ab. Das führt zur Bildung rauer Ablagerungen, die dem Gelenk mehr schaden als nützen.

Wie schon erwähnt, sind ursächliche Faktoren wohl auch in einer überschießenden Reaktion des Immunsystems zu suchen. Die auslösenden Fremdkörper für diese verstärkte Abwehrreaktion sind noch nicht bekannt. Es werden jedoch erbliche Faktoren und besondere hormonelle Konstellationen angenommen. Auch die klimatischen Ursachen werden diskutiert. Es ist eindeutig, dass die Arthritis in den gemäßigten Breiten besonders häufig auftritt. Je weiter man nach Norden oder Süden kommt, desto seltener sind die Erkrankungen.

Symptome

Das Hauptsymptom sowohl einer Arthritis als auch einer Osteoarthritis ist Schmerz. Dieser kann von einem leichten Ziehen in einem befallenen Gelenk bis zu quälenden Schmerzen bei jeder Bewegung reichen, die den Patienten praktisch unbeweglich machen. Im allgemeinen ist der Schmerz bei Bewegung stärker. In der Ruhestellung kann auch Schmerz auftreten, der dann allerdings dumpfer ist.

Neben dem Schmerz ist auch die Schwellung der Gelenke ein wichtiges Symptom. Sowohl der Schmerz als auch die Schwellung haben ihre Ursache im Entzündungsgeschehen des Gelenks. Die Intensität der Schmerzen sagt nicht unbedingt etwas über den Schweregrad der Erkrankung des Gelenks aus. Auch tritt der Schmerz nicht immer in dem betroffenen Gelenk auf. Vielmehr wird beispielsweise eine Arthritis oder Osteoarthritis des Hüftgelenks oft erst dadurch entdeckt, dass der Patient Schmerzen im Knie derselben Körperseite oder im Rücken hat.

Arthritis führt – besonders in den Fingergelenken – auch zu Steifigkeit. Diese ist nach dem Aufstehen am schlimmsten (Morgensteifigkeit), bessert sich aber im allgemeinen nach wenigen Minuten. Wenn die Krankheit fortschreitet, kann es zu beträchtlichen Deformierungen der Gelenke kommen. Schwer erkrankte Hüft- und Kniegelenke knirschen (Krepitationen). Die Beweglichkeit nimmt in dem Maße ab, wie Entzündungen fortschreiten, und das Gelenk kann fast völlig steif werden.

Gefahren

Arthritis ist zwar sehr unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Zu einer schweren Form dieser Erkrankung kann es jedoch kommen, wenn die Halswirbelsäule betroffen ist. Sind nämlich Deformationen der Wirbelsäule die Folge, drücken diese unter Umständen auf die Blutgefäße, die durch die Halswirbel zum unteren Teil des Gehirns führen, und unterbinden die Blutversorgung. Das führt dann zu Benommenheit und Ohnmachtsanfällen. Druck auf das Rückenmark oder dessen Nerven ruft Schwäche in Armen und Beinen hervor.

Behandlung

Schmerzstillende Mittel eignen sich am besten zur Schmerzlinderung und Bekämpfung entzündlicher Prozesse. Wirkstoffe wie Diclofenac oder Indometacin werden oft verordnet, doch schlägt auch Acetylsalicylsäure sehr gut an. Bei Arthritis und auch Osteoarthritis des Knie- und Hüftgelenks wird den Patienten auch geraten, zur Entlastung einen Spazierstock zu benützen.

In schweren Fällen muss operiert werden: Es wird entweder die Gelenkinnenhaut entfernt oder das gesamte Gelenk ersetzt, wodurch die Schmerzen dann weitgehend behoben sind und das Gelenk an Beweglichkeit gewinnt. Die besten Erfolge werden bei Hüftgelenken erzielt. Auch für Kniegelenke sind Fortschritte zu verzeichnen. In manchen Fällen kann auch eine Osteotomie von Nutzen sein. Bei dieser Operation werden die Knochen in ihrer Achsenstellung korrigiert und dadurch die Belastungen des Gelenks günstiger verteilt. Diese Operation wird überwiegend bei jungen Menschen durchgeführt. Man weiß nämlich nie mit Bestimmtheit, wie lange ein künstliches Gelenk hält und ob eine zweite oder sogar dritte Gelenkersatz-Operation später noch möglich ist. Schließlich kann das Gelenk auch operativ versteift werden. Es lässt sich dann zwar nicht mehr bewegen, verursacht aber auch keine Schmerzen mehr. Das klingt drastisch, kann aber in bestimmten Fällen die beste der Therapiemöglichkeiten sein. Dabei beeinträchtigt die Versteifung der Gelenke die Brauchbarkeit der Gliedmaße nicht nennenswert, zumal die Gelenke meist vorher schon aufgrund der übermäßigen Ablagerungen ziemlich steif waren.