Eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Bewegungsapparates ist der Klumpfuß. Diese Krankheit kann im Frühstadium in der Mehrzahl der Fälle relativ leicht und ohne operative Maßnahmen korrigiert werden.
Als Klumpfuß wird eine Fehlstellung des Fußes bezeichnet, bei der dieser verkürzt und gegenüber einer normalen Position in sich verdreht ist. Im typischen Fall weist dabei die Fußsohle nach innen, zum anderen Fuß hin, und der Fuß ist gleichzeitig so stark gebeugt, dass die Zehen nach unten gerichtet sind. Meistens ist der Klumpfuß angeboren. Er kann sich jedoch auch infolge von Krankheiten oder Verletzungen ausbilden und wird dann als „erworbener“ Klumpfuß bezeichnet.
Ursachen
Welche Ursachen zur Entstehung des angeborenen Klumpfußes führen, ist umstritten. Offenbar sind mehrere Faktoren daran beteiligt. Es handelt sich vermutlich um eine Entwicklungshemmung des kindlichen Fußes, die schon in der ersten Hälfte der Schwangerschaft einsetzt. Der Fuß des menschlichen Embryos sieht nämlich in einer frühen Entwicklungsphase einem Klumpfuß sehr ähnlich und wandelt seine Gestalt erst im weiteren Verlauf der Schwangerschaft. Auch erbliche Einflüsse dürften eine Rolle spielen. Der Klumpfuß tritt nämlich familiär gehäuft auf; Jungen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Dieser erbliche Faktor ist jedoch keineswegs so ausgeprägt, dass, wenn ein Elternteil einen Klumpfuß hatte, die Kinder zwangsläufig mit dieser Fehlbildung zur Welt kommen.
Eine Ursache könnte auch sein, dass der Fuß des Kindes im Mutterleib zu sehr eingeengt ist. Bei Fehlbildungen der Fruchtblase, Fruchtwassermangel, Zwillingsschwangerschaften und anderen Umständen, die zu einer räumlichen Einengung führen, kommt es häufiger zu dieser Fehlentwicklung des Fußes. Oft jedoch liegen solche beengenden räumlichen Verhältnisse vor, ohne dass es zu Schäden kommt. Diese Erklärung alleine reicht daher nicht aus.
Eine weitere Theorie besagt, dass ein Nervenschaden die Entwicklung der davon abhängigen Muskulatur beeinträchtigt und der Fuß durch das Überwiegen der normal entwickelten Muskelanteile in die falsche Position gezogen wird. Tatsächlich ist es so, dass beim Klumpfuß bestimmte am Fuß ansetzende Muskelgruppen oft unterentwickelt sind. Häufig ist vor allem die Wadenmuskulatur nur schwach ausgeprägt. Ein vorrangiges Ziel der Behandlung ist es dann, durch Bewegungsübungen diese Muskeln zu kräftigen.
Erscheinungsformen
Zunächst handelt es sich beim Klumpfuß in den meisten Fällen lediglich um eine Fehlstellung des Fußes. Das bedeutet, dass die verschiedenen Knochen, die das Gerüst des Fußes bilden, normal geformt sind, jedoch in ihrer Stellung zueinander eine falsche Position einnehmen. Wenn nicht sehr frühzeitig korrigierende Maßnahmen ergriffen werden, verfestigt sich der Zustand rasch, und dann finden auch in den Knochen Umbauprozesse statt. Die Knochen eines Kleinkindes sind nämlich noch recht biegsam und wachsen auch schnell. Jede Fehlstellung im Skelettsystem führt zu Fehlbelastungen, die dem Wachstum eine falsche Richtung geben. Wenn das Krankheitsbild sich soweit verselbstständigt hat, kann in den meisten Fällen nur eine Operation helfen.
Klumpfuß ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Fehlstellungen des Fußes. Die medizinische Bezeichnung richtet sich nach der Art der Abweichung. Die häufigste Form des angeborenen Klumpfußes wird von den Medizinern „Pes equinovarus“ genannt. Das bedeutet, dass ein Spitzfuß besteht, also die Zehen nach unten gerichtet sind und die Ferse zum Rumpf zeigt. Gleichzeitig ist der Fuß dabei um die eigene Achse so verdreht, dass die Fußsohle nach innen zum anderen Fuß hin weist. Bei einem ausgeprägten Klumpfuß dieser Art wird der Fuß nicht mit der Sohle, sondern mit der seitlichen Fußkante aufgesetzt, bei extremen Abweichungen sogar mit dem Fußrücken.
Seltene Fehlstellungen
Seltener sind Varianten, bei denen der Fuß in andere Richtungen abweicht. Er kann dabei durchaus auch nach oben gebogen sein und die Sohle nach außen weisen. Es kommt auch vor, dass einzelne Abschnitte des Fußes eine ausgeprägtere Fehlstellung einnehmen als andere, was die Gestalt des Fußes in sich verändert. Ist der Vorfuß stärker nach unten gebogen als die Ferse, entsteht ein Hohlfuß, der in sich gekrümmt ist. So ist eine große Zahl von verschiedenen Stellungs- und Formabweichungen möglich.
Recht häufig kommt es auch vor, dass nicht nur ein Fuß betroffen ist, sondern dass beide Füße in ähnlicher Weise verformt sind. Ein Baby wird nach der Geburt genauestens medizinisch untersucht, und das Augenmerk gilt dabei selbstverständlich auch der Stellung der Gelenke. Da die genannten Fehlstellungen leicht zu erkennen sind, kann die Therapie schnell einsetzen.
Frühbehandlung
Die orthopädische Behandlung muss so rasch wie möglich einsetzen, das heißt schon in den ersten Lebenstagen oder -wochen. Der Fuß ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr weich und biegsam und kann viel leichter korrigiert werden, als dies später der Fall sein würde. Dies geschieht in der Regel durch eine schrittweise Redression. Das heißt, der Arzt versucht mit entsprechenden Handgriffen, den Fuß wieder in die richtige Stellung zu bringen. Anschließend muss dieser Korrekturvorgang gesichert werden, damit der Fuß nicht wieder in die Fehlstellung gerät. Dies geschieht mit elastischen Verbänden oder aber auch mit Gipsverbänden. Die Verbände werden immer nur für wenige Tage angelegt, um dann erneut beurteilen zu können, wie die Fußstellung sich entwickelt hat. Dementsprechend erfolgen neue Korrekturen, die jeweils wieder für einige Tage mit Verbänden gesichert und fixiert werden. Diese Art der Behandlung wird solange fortgesetzt – oft ein Vierteljahr lang – bis das Ergebnis zufriedenstellend ist.
Sehr wichtig ist vor allem eine konsequente Beobachtung und gegebenenfalls Weiter- und Nachbehandlung, bis das Knochenwachstum abgeschlossen ist, etwa bis zum vierzehnten Lebensjahr. Es kann spezielles orthopädisches Schuhwerk angefertigt werden. Wichtig ist, dass durch aktive krankengymnastische Übungen schwach ausgebildete Muskeln gestärkt und die auf den Fuß einwirkenden Kräfte dadurch normalisiert werden.
Erworbener Klumpfuß
Verschiedene Erkrankungen der Fußmuskeln, -bänder oder -knochen können dazu führen, dass ein ursprünglich gesunder Fuß zum Klumpfuß wird. Durch Lähmungen – zum Beispiel die Kinderlähmung (Polio) – können einzelne am Fuß ansetzende Muskeln ausfallen und durch das Übergewicht der gesunden Muskeln der Fuß allmählich in eine falsche Richtung gezogen werden. Knochenbrüche oder Entzündungen der Knochen und Gelenke sind ebenfalls mögliche Ursachen von Verformungen.
Chirurgische Maßnahmen
In der Mehrzahl der Fälle ist die beschriebene Behandlung des angeborenen Klumpfußes so erfolgreich, dass eine Operation nicht erforderlich wird. Besteht auch nach der Pubertät noch eine Fehlstellung oder ist von Anfang an der Bau des Fußskelettes fehlerhaft, muss eventuell eine korrigierende Operation vorgenommen werden. Das trifft häufig auch für den erworbenen Klumpfuß zu.
Es gibt verschiedene Operationen, um das erforderliche Kräftegleichgewicht wiederzuerlangen. Der Ansatzpunkt von Muskelsehnen kann so verändert werden, dass die Zugrichtung sich ändert, keilförmige Knochenanteile entfernt oder Bänder verlängert beziehungsweise gestrafft werden. Unterbleiben diese notwendigen Eingriffe, besteht nicht nur die Gefahr, dass der Fuß weiteren Schaden nimmt, wahrscheinlich wird auch das Knie in Mitleidenschaft gezogen, und der Betroffene wird frühzeitig an Arthrose (Gelenkverschleiß) erkranken.