Klistier

Ein Klistier ist ein Darmeinlauf und wird meistens verabreicht, um hartnäckige Verstopfung zu behandeln oder den Darm vor einer Operation zu reinigen.

Auch Kontrastmittel können mit dem Klistier eingeführt werden. Das Klistier ist eine der ältesten Maßnahmen der Heilkunde und im Prinzip schmerz- und gefahrlos. Die Technik, einen Einlauf korrekt durchzuführen, ist einfach. Wenn die notwendigen Hilfsmittel vorhanden sind, kann auch ein Laie nach entsprechender Einweisung dieses Verfahren anwenden. Dies erweist sich zum Beispiel bei der Heimpflege chronisch Kranker oder gelähmter Menschen als vorteilhaft. Im allgemeinen wird ein Einlauf jedoch von Krankenschwestern oder dem Altenpflegepersonal gemacht.

Klistier bei Verstopfungen

Der häufigste Grund, einen Einlauf vorzunehmen, ist eine hartnäckige Verstopfung (Obstipation), die mit anderen Behandlungsverfahren nicht beseitigt werden kann. Bei Verstopfung werden oft zunächst Abführmittel genommen, die in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen erhältlich sind. Sie reichen von einfachen Hausmitteln bis zu Medikamenten (Laxantien). Viele Abführmittel sind mehr oder weniger Reizmittel für den Darm und dürfen deshalb nicht gewohnheitsmäßig eingenommen werden. Der Missbrauch von medikamentösen Abführmitteln ist vor allem unter älteren Menschen weit verbreitet. Wenn der Darm ständig mit künstlichen Mitteln zur Tätigkeit angeregt wird, verlernt er immer mehr, aus eigenem Antrieb zu arbeiten. Häufig stellen sich dann schwere Obstipationen ein, die schließlich auf Medikamente überhaupt nicht mehr reagieren und dann nur noch mit dem Einlauf zu behandeln sind.
Verstopfung kann jedoch auch infolge einer Krankheit, langer Bettlägerigkeit oder einer Operation auftreten. Eine der möglichen Nebenwirkungen von Narkosemedikamenten ist die Hemmung der Darmtätigkeit, die oft einige Tage anhält. Bis zum Ablauf des vierten Tages nach einer Operation wird in der Regel abgewartet, um der Darmmuskulatur Zeit zu geben, sich von alleine wieder zu erholen. Erst dann werden Laxantien oder ein Klistier verabreicht. Nach einer Operation am Darm selbst – zum Beispiel wegen Dickdarmpolypen – kann die Darmträgheit besonders ausgeprägt sein. Hier ist die einmalige oder wiederholte Anwendung des Einlaufs erforderlich.

Vor Operationen wird oft ein Klistier gegeben. Dies gilt in ganz besonderem Maße für chirurgische Eingriffe im Becken- oder Bauchraum und natürlich für Darmoperationen, bei denen der Darm möglichst vollständig gereinigt sein muss. Hier drohen Infektionen, wenn stark von Bakterien besiedelter Stuhl in die Blutbahn gelangt oder in den freien Bauchraum, wo eine gefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen könnte. Zur Reinigung verabreicht man auch vor Untersuchungen des Darmes ein Klistier. Bei der Endoskopie (Darmspiegelung) wird ein optisches Instrument in den Darm eingeführt und so die Darmschleimhaut direkt in Augenschein genommen. Dies ist nur möglich, wenn der Darm sauber ist. Bei einer Kontrastmitteluntersuchung des Darmes wird über einen Einlauf flüssiges für Röntgenstrahlen undurchlässiges Barium in den Darm gebracht. Es haftet kurzfristig an der Darmschleimhaut und zeigt in der Röntgenaufnahme recht genau die Konturen der Darmwände. Durch die Zugabe von Medikamenten können Darmkrankheiten mit Einläufen behandelt werden. Dies hat den Vorteil, dass die Medikamente direkt an den Ort gebracht werden, an dem sie ihre Wirkung entfalten sollen, und nicht der ganze Organismus belastet wird. Eine solche Therapie wird vor allen Dingen bei der Colitis ulcerosa angewendet, einer schubweise auftretenden, oft massiven, eitrigen Entzündung des Dickdarms. Bei dieser Krankheit werden entzündungshemmende Mittel mit dem Klistier in den Darm eingeführt, nachdem zuvor ein Reinigungseinlauf gemacht wurde. Ähnlich verläuft die Behandlung des Morbus Crohn (Ileitis terminalis), einer Krankheit, bei der ebenfalls weite Abschnitte des Darmes entzündet sein können.

Nährklistier mit Traubenzucker

Ein Nährklistier wird nur noch in Ausnahmefällen gemacht, wenn bei Krankheiten des Verdauungstraktes Magen und Dünndarm nicht in der Lage sind, Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten. Dann kann man zum Beispiel einfache Lösungen mit Traubenzucker der Klistierflüssigkeit beimischen, die von der Darmschleimhaut resorbiert (aufgenommen) werden und von dort ins Blut gelangen. Normalerweise werden bei solchen Erkrankungen heutzutage die für den Organismus erforderlichen Substanzen jedoch über eine Tropfinfusion direkt in die Blutbahn geleitet. Um einen Reinigungseinlauf vorzunehmen, werden eine Einlaufkanne (Irrigator), ein ein Meter langer Schlauch, der an der Kanne befestigt wird, sowie ein ungefähr fingerdickes Darmrohr – ein Einwegrohr aus Kunststoff – benötigt, das am anderen Ende des Schlauches angebracht wird. Die Einlaufflüssigkeit ist im allgemeinen auf Körperwärme vortemperiertes Leitungswasser. Bei Erwachsenen genügt ein Liter, bei Kindern ein halber Liter.

Irrigatorkanne und Schlauch

Das Wasser muss so in den Irrigator und Schlauch gefüllt werden, dass keine Luftblasen im System bleiben. Dann wird der Schlauch vorerst abgeklemmt. Dem Patienten wird als Vorbereitung ein Gummituch sowie Zellstoff unter das Gesäß gelegt, bei solchen, die nicht aufstehen können, eine Bettpfanne bereitgestellt. Der Patient legt sich am besten mit leicht angezogenen Knien auf die linke Seite, gegebenenfalls hilft man ihm dabei. Da der Enddarm einen schrägen Verlauf hat, ist dies die geeignetste Position, um die Flüssigkeit einlaufen zu lassen. Das mit Vaseline eingefettete Darmrohr wird dann vorsichtig circa zehn Zentimeter weit in den After eingeführt und die Schlauchklemme entfernt. Am besten hält man die Irrigatorkanne in etwa Brusthöhe, und dann kann die Flüssigkeit alleine der Schwerkraft folgend in den Darm rinnen. Klagt der Patient über Beschwerden, klemmt man den Schlauch kurz ab, fordert ihn auf, ein paar Male kräftig durchzuatmen und lässt dann weiter langsam einlaufen. Ist die Kanne geleert, zieht man das Darmrohr aus dem After. Der Patient soll die Flüssigkeit möglichst einige Minuten halten und den Stuhldrang solange unterdrücken. So ergibt sich die beste Wirkung. Mit dem Reinigungseinlauf soll die Darmmuskulatur gereizt werden, ihre Tätigkeit aufzunehmen. Der natürliche zur Stuhlentleerung führende Reiz ist der Druck des im Enddarm liegenden Stuhles. Durch das Einführen des Darmrohres und den Druck des Wassers auf die Darmwände wird dieser Reiz imitiert und verstärkt. Wenn die Temperatur der Einlaufflüssigkeit etwas unter der Körpertemperatur liegt (bis circa 33 Grad Celsius), ist dies eine zusätzliche Stimulation. Auch durch verschiedene dem Wasser zugesetzte Substanzen – gebräuchlich ist Kochsalz, Kamillenextrakt oder Glycerin – lässt sich der Reiz auf die Muskulatur verstärken.