Infektionskrankheiten

Infektionskrankheiten waren früher die häufigste Todesursache. Verbesserte Wohnverhältnisse sowie Schutzimpfungen, Antibiotika und andere Medikamente haben die Zahl dieser Todesfälle stark reduziert.

Dringen Krankheitserreger in einen lebenden Organismus ein, beispielsweise den menschlichen Körper, wird dieses Geschehen als Infektion bezeichnet. Beginnen die Erreger sich dann im Körper zu vermehren und sie selbst oder ihre Stoffwechselprodukte unsere Körperzellen und -gewebe zu schädigen, so kann eine Infektionskrankheit entstehen. Ob das tatsächlich geschieht, hängt immer sowohl von der Art, Aktivität und Aggressivität der Erreger als auch von der Abwehrlage beziehungsweise Immunität des Menschen ab.

Die Bandbreite der Infektionskrankheiten reicht von Erkältungen und grippalen Infekten bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Cholera. Die Krankheitserreger sind winzige Organismen, die man nicht mit bloßem Auge erkennen kann: Sie werden deshalb als Mikroorganismen bezeichnet. Zwei Typen von Mikroorganismen, Viren und Bakterien, verursachen die meisten Infektionskrankheiten.

Bakterielle Infektionskrankheiten sind unter anderem: Cholera, Pest, Diphtherie, Tuberkulose, Lepra, Tetanus, Syphilis und Gonorrhö. Eine dritte Gruppe infizierender Mikroorganismen sind die Protozoen: größere einzellige Organismen und Pilze. Die Malaria, weltweit wahrscheinlich die bedeutendste Infektionskrankheit, wird von einem dieser Protozoen, dem Plasmodium, ausgelöst.

Mikroorganismen lösen Krankheiten auf ganz unterschiedliche Weise aus. Im allgemeinen verursachen sie eine Erkrankung dadurch, dass sie Gewebe zerstören oder die Funktionsweise eines Organs beeinträchtigen. Bei einer Pneumonie (Lungenentzündung) zum Beispiel sind die Lungenbläschen beeinträchtigt, und große Bereiche der Lunge stehen dann nicht mehr für die Atmung zur Verfügung. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Krankheitserreger giftige Substanzen (Toxine) produzieren; eine solche Krankheit ist beispielsweise Diphtherie.

Abwehr von Erregern

Der Körper bekämpft eine Infektion mit Hilfe der Abwehrmechanismen des Immunsystems. Krankheitserreger gelangen meist über die Haut oder die Schleimhaut in den Körper. Dabei stellen Haut und Schleimhaut schon eine erste Barriere gegen Mikroorganismen dar: Der Säuremantel der Haut bietet den Erregern ein ungünstiges Milieu zum Überleben, Schleim und Härchen der Schleimhäute halten sie zurück. Sind Mikroorganismen aber doch in den Körper gelangt, werden sie möglicherweise von Phagozyten (Fresszellen) vernichtet. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von weißen Blutzellen, die körperfremde Stoffe umfließen und vernichten. Ähnliche Zellen finden sich auch in Organen und Geweben. In einigen Fällen sterben beide ab, der Mikroorganismus und der Phagozyt, und das führt zur Bildung von Eiter.

Darüber hinaus stehen dem Immunsystem vor allem noch zwei Waffen zur Verfügung, mit denen es eine Invasion von Mikroorganismen bekämpfen kann. Zum einen sind das die Antikörper, Rieseneiweißmoleküle (Immunglobuline), die in bestimmten B-Lymphozyten gebildet und ins Blut abgegeben werden, wo Sie dann zirkulieren. Treffen sie auf Fremdsubstanzen (Antigene) – wie in unserem Fall Mikroorganismen – machen sie diese in einer Antigen-Antikörper-Reaktion unschädlich; Viren beispielsweise können dann nicht mehr in Zellen eindringen. Die Antikörper sind jeweils immer nur gegen den Erreger gerichtet, der ihre Bildung ausgelöst hat. Die Abwehr verläuft spezifisch (gerichtet) und ist Teil des spezifischen Immunsystems. Man spricht auch von humoraler (an Flüssigkeit gebundene) Abwehr. Zum anderen greift der Körper auf die zellulären (an Zellen gebundene) Abwehrmechanismen des spezifischen Immunsystems zurück. Die Zellen, die dabei aktiv werden, sind die T-Lymphozyten. Ein Teil davon wandelt sich bei Kontakt mit einem Antigen beziehungsweise in unserem Fall mit einem Krankheitserreger zu Killerzellen um, die die Mikroorganismen dann vernichten. Andere T-Lymphozyten werden Gedächtniszellen. Sie speichern die Information über das jeweilige Antigen und erkennen es noch nach vielen Jahren wieder.

Kommt es zu einem erneuten Eindringen dieser Antigene oder Krankheitserreger, werden sie erkannt und dann sehr schnell mit Hilfe der Antikörper oder der Killerzellen unschädlich gemacht. Dabei fühlt sich der Betroffene nicht in seinem Befinden beeinträchtigt. Er ist immun.

Schutzimpfungen

Genau diese Wiedererkennungsmechanismen des Immunsystems macht man sich bei Schutzimpfungen zunutze. Die Entwicklung von Impfstoffen zum Schutz gegen Infektionskrankheiten gehört zu den bedeutendsten Beiträgen, die die Medizin für die Gesundheit geleistet hat. Der erste Impfstoff wurde schon im Jahr 1796 entwickelt, als Edward Jenner eine überaus wichtige Beobachtung machte. Er erkannte, dass Personen, die schon einmal an Kuhpocken – einer ungefährlichen von Kühen auf Menschen übergehenden Infektionskrankheit – erkrankt waren, während einer Pockenepidemie verschont blieben. Daraufhin impfte er einige Kinder mit infizierter Lymphe von einem Kalb, das an Kuhpocken litt. Später infizierte er diese Kinder mit Pocken, um seine Theorie auf die Probe zu stellen. Keines der Kinder bekam die Krankheit. Seitdem wurde Jenners Methode der Pockenimpfung erfolgreich angewendet.

Schutzimpfungen beruhen auf dem grundlegenden Prinzip, dass das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern angeregt werden kann, wenn man ihm die jeweiligen Krankheitserreger – am besten in abgeschwächter Form – zuführt. Wenn die auf diese Weise immunisierte Person später mit diesen Erregern wieder in Berührung kommt, nehmen die im Körper vorhandenen Antikörper den Eindringlingen ihre schädigende Wirkung. Es gibt drei Arten von Schutzimpfung. Die erste ist zugleich die älteste, die Immunisierung mit einem „lebenden“ Impfstoff. Sie stützt sich auf dieselben Mechanismen, die Edward Jenner 1796 beobachtet hatte. Der jeweilige Impfstoff enthält lebende Mikroorganismen, die den auslösenden Erregern ähnlich und in ihrer Wirkung auf den Körper schwächer sind. Nachdem ein Impfstoff mit abgeschwächten Erregern injiziert worden ist, kommt es zu einer Auseinandersetzung des Körpers mit den Erregern, in deren Verlauf unmerklich spezifische, nur gegen diese Art Erreger gerichtete Antikörper gebildet werden. Dabei können sich schwache Krankheitssymptome, wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit, zeigen. Lebend-Impfstoffe werden vor allem gegen Masern, Röteln, spinale Kinderlähmung, Tuberkulose und Gelbfieber eingesetzt.

Bei einer zweiten Art der Schutzimpfung werden nur Erregerbestandteile verwendet. Deren Injektion regt auch zur Produktion von Antikörpern an, die jede künftige Infektion erfolgreich abwehren: Solche Impfstoffe werden vor allem gegen Diphtherie, Typhus und Cholera eingesetzt. Eine dritte Art von Impfstoff wird gegen Erreger verwendet, die dadurch eine Krankheit auslösen, dass sie Toxine (Gifte) produzieren. Der Impfstoff besteht aus einem chemisch abgeschwächten Toxin, das für den Körper nicht mehr giftig, aber dem ursprünglichen Toxin doch ähnlich genug ist, um die Produktion von Antikörpern anzuregen. Diesen Impfstoff nennt man ein Toxoid. Am häufigsten wird das Tetanus-Toxoid eingesetzt.