Fast in jeder Hausapotheke findet sich irgend ein Mittel gegen Husten, meist ein Hustensaft. Viele von ihnen sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig.
Husten kann nicht nur unterschiedliche Ursachen haben, sondern auch in unterschiedlichen Formen auftreten. Wird er so quälend, dass er den Betroffenen übermäßig anstrengt, den Schlaf behindert oder – abhängig von der zugrunde liegenden Krankheit – die Atmung beeinträchtigt, so kann ein Hustenmittel Linderung bringen. Es ist eine weitverbreitete Ansicht, dass alle Hustenmittel – meist in Form von Hustensaft eingenommen – ähnlich wirken und bei jeder Form von Husten angewendet werden können. Das stimmt jedoch nicht. Es gibt zwei große Gruppen von Hustenmitteln, die sich in ihrer Wirkung grundsätzlich unterscheiden und je nach Art des zu behandelnden Hustens eingesetzt werden.
Der Hustenreflex
Der Husten ist ein wichtiger Schutzreflex des Körpers, der die Atemwege freihalten soll, also keine Krankheit. Bildet sich in der Luftröhre oder den abzweigenden Bronchien Schleim oder geraten Nahrungsbestandteile in die Luftröhre, so werden die empfindlichen Schleimhäute gereizt. Dies wird über Nervenbahnen einem Bereich des Gehirns gemeldet, das als Hustenzentrum bezeichnet wird und sehr schnell den Hustenreflex auslöst, der das störende Material kraftvoll aus dem Atmungssystem hinausbefördert. Aber auch jede andere Reizung der Schleimhaut führt zu dieser Abwehrreaktion, etwa bei Entzündungen oder beim Einatmen schädlicher Dämpfe oder Gase.
Husten kann auch Symptom einer Erkrankung sein. Meist sind die Ursachen eines länger anhaltenden Hustens Entzündungen, die bei einer Erkältung oder Grippe durch Viren, bei anderen Erkrankungen der Atemwege auch durch Bakterien hervorgerufen werden. Es lassen sich grob zwei Arten von Husten unterscheiden: der trockene Reizhusten, der oft im Anfangsstadium einer Entzündung auftritt, und der produktive, mit Abhusten von Sekret (Schleim) verbundene, der sich im Verlauf der Erkrankung einstellt, wenn die schleimbildenden Zellen aktiv geworden sind. Beide Arten von Husten müssen unterschiedlich behandelt werden. Dementsprechend gibt es zwei große Gruppen von Hustenmitteln, die als Antitussiva und Expectorantien bezeichnet werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Wirkung grundsätzlich voneinander.
Antitussiva und Expectorantien
Zur Behandlung des trockenen Reizhustens sind die Antitussiva (tussis = Husten) geeignet, Medikamente, die auf das Hustenzentrum im Gehirn dämpfend wirken. Diese Substanzen sind verschreibungspflichtig. Die meisten sind Verwandte des Morphiums und besitzen noch einige der dämpfenden und schmerzstillenden Wirkungen dieses Betäubungsmittels, wenn auch in weit abgeschwächter Form. Die am meisten verwendete Substanz ist das Codein, das vor allem eine dämpfende Wirkung auf den Hustenreiz besitzt, während die schmerzstillende Komponente nur schwach ausgeprägt ist. Eine Suchtgefahr besteht in der vom Arzt angeordneten Dosierung kaum, obgleich die Möglichkeit einer Codeinabhängigkeit nicht ausgeschlossen werden kann. Die Nebenwirkungen der Antitussiva sind im Rahmen der üblichen Dosierungen nur gering. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die meist wohlschmeckenden Hustensäfte nicht in die Hände von Kindern geraten dürfen, was im übrigen für alle Medikamente gilt. Ein nicht unerheblicher Anteil der Vergiftungen bei Kindern geht auf das Konto der Hustensäfte!
Expectorantien sind Mittel, die die Tätigkeit der Bronchialschleimdrüsen anregen. Sie bilden verstärkt dünnflüssiges Sekret, das gut abgehustet werden kann. Es gibt unzählige verschiedene Präparate, die auf diese Weise wirken. Sie werden als heißer Tee (z. B. aus Linden- oder Kamillenblüten zubereitet) getrunken, inhaliert, als Hustensaft eingenommen oder als Salbe auf die Brust gerieben und setzen im letzteren Fall ätherische Öle frei, die eingeatmet werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte das Inhalieren mit ätherischen Ölen unterlassen werden. Es könnte unter Umständen zu Vergiftungen führen.
Anwendung
Antitussiva sollten nur angewendet werden, wenn ein trockener Reizhusten besteht, der als sehr quälend empfunden wird. Wenn Schleim abgehustet wird, hat der Hustenreflex die wichtige Funktion, die Atemwege zu reinigen und Krankheitskeime abzutransportieren; deshalb sollte er in der Regel auf keinen Fall medikamentös unterdrückt werden. Es sollte ein Antitussivum allenfalls vor dem Schlafengehen genommen werden, wenn der Husten den Schlaf zu stark beeinträchtigt. Bei Kindern werden Antitussiva nur sehr selten eingesetzt, da sie im allgemeinen trotz Hustens ganz gut durchschlafen. Angezeigt sind Antitussiva allerdings in der Anfangsphase einer Lungenentzündung und zudem bei manchen trockenen Kehlkopf- und Luftröhrenentzündungen.
Bei der Anwendung von Expectorantien ist entscheidend, dass viel warme Flüssigkeit getrunken und eventuell zusätzlich inhaliert wird. Expectorantien und Antitussiva sind in aller Regel nicht gleichzeitig einzunehmen, da der durch das Expectorans vermehrt gebildete Schleim aufgrund der Wirkung des Antitussivums nicht entfernt werden kann und die Atmung erschwert. Nicht wenige der in der Apotheke erhältlichen Hustenpräparate enthalten in der Tat eine solche unsinnige Kombination von Antitussiva und Expectorantien.
Wird ein gelblicher oder grünlicher Schleim abgehustet, so liegt wahrscheinlich eine bakterielle Infektion vor, und man sollte zum Arzt gehen, der wahrscheinlich ein Antibiotikum verschreiben wird. Sind andere Krankheiten die Ursache eines Hustens, müssen unter Umständen gezielt dagegen wirksame Medikamente verschrieben werden, die je nach Fall mit Antitussiva beziehungsweise Expectorantien kombiniert angewendet werden können.