Die Hirnhautentzündung kann durch eine Vielzahl von Erregern ausgelöst werden. Entsprechend unterschiedlich kann diese Erkrankung verlaufen. Entscheidend ist in allen Fällen eine frühzeitige Diagnose.
Das Gehirn ist mit drei dünnen Gewebeschichten überzogen, den Hirnhäuten oder Meningen. Sie setzen sich nach unten als Rückenmarkshäute fort, die das Rückenmark schützen. Den Raum zwischen den beiden inneren Häuten füllt eine Flüssigkeit aus, die das Gehirn schützt und mit Nährstoffen versorgt: der Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rükkenmark-Flüssigkeit) oder kurz Liquor.
Zur Hirnhautentzündung (Meningitis) kann es kommen, wenn Krankheitserreger in den Liquor eindringen und die Hirnhäute reizen. Den Weg zum Liquor nehmen die Erreger über das Blut, in das sie beispielsweise durch Nase und Rachen geraten können. Sie können aber auch von Entzündungen im Körperinneren stammen.
Dringt infolge eines Schädelbruches Luft in die Schädelhöhle, so kann auch hierdurch eine Hirnhautentzündung verursacht werden. Bestimmte Gruppen von Menschen sind besonders gefährdet. Die Allerjüngsten sind am anfälligsten; so kommen zum Beispiel 160 Fälle von Hirnhautentzündung auf eine Million Kinder unter einem Jahr; dagegen kommen auf 1 Million Erwachsene über 25 nur noch drei Fälle (Im Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankungen dann wieder zu).
Eine weitere Risikogruppe sind Menschen, bei denen die Hirnhäute einer direkten Infektion ausgesetzt werden; das kann nach einem Unfall sein, wenn der Schädel oder die Nasenwurzel gebrochen ist. Gefährdet sind auch Spina-bifida-Kinder, das sind Neugeborene, bei denen das Rückenmark offen liegt. Anfällig sind außerdem Menschen, deren Abwehrkräfte aus irgendeinem Grund geschwächt sind.
Anzeichen
Bei Hirnhautentzündung treten heftigste Kopfschmerzen auf, gewöhnlich mit Schmerzen in den Augen verbunden, sobald der Betroffene ins Licht blickt (Lichtscheu). Er fühlt sich fiebrig und unwohl und hat das Bedürfnis, in einem dunklen Raum zu liegen. Übelkeit und Erbrechen sind weitere Symptome. Auch können Bewusstseinsstörungen und Krämpfe auftreten.
Das häufigste und wichtigste Anzeichen jedoch ist die Nackensteife, die von der Entzündung um das Gehirn und am Rückenmark verursacht wird. Einen deutlichen Hinweis gibt auch die Lage des Erkrankten. Da die Rückenmuskulatur verkrampft ist, sind Rumpf und Kopf rückwärts gebeugt. Drückt der Arzt den Kopf des Patienten nach vorn und erfolgt daraufhin als Reflex eine Kniebeugung, so deutet dies auf Reizzustände der Hirnhaut hin. Das gleiche gilt, wenn der Arzt die gestreckten Beine des Patienten beugt und dieser dann über heftige Schmerzen im Bein, Kreuz oder Gesäß klagt.
Diagnose
Alle Patienten mit Verdacht auf Hirnhautentzündung sollten in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort kann man eine Blutuntersuchung vornehmen und eventuell röntgen. Der wichtigste Test bei einer eventuellen Hirnhautentzündung ist jedoch die Lumbalpunktion, bei der vom Liquor um das Rückenmark eine Probe genommen wird. Der Liquor ist normalerweise klar – wenn er trübe ist, so ist das ein fast sicherer Hinweis auf eine Hirnhautentzündung. Der Liquor wird untersucht und der Krankheitserreger identifiziert. Bei einem trüben Liquor wird die Behandlung oft sofort eingeleitet, noch bevor die Laborbefunde vorliegen, denn jede Stunde des Zuwartens verschlechtert die Situation.
Virale Hirnhautentzündung
Es ist wichtig, zwischen viralen und bakteriellen Formen der Erkrankung zu unterscheiden. Die virale Hirnhautentzündung ist die häufigste und im allgemeinen die weniger gefährliche Form. Ihre Symptome können unterschiedlich ausfallen: Mal ist es eine kurze, grippeähnliche Erkrankung mit starken Kopfschmerzen, mal sind es schwerere Symptome. Antibiotika sind meist nicht erforderlich, und es bedarf nur einer sehr guten Pflege. Doch gibt es auch hier sehr ernste Formen, so zum Beispiel die durch Herpes-Viren verursachte Meningitis, die das Gehirn in Mitleidenschaft zieht.
Bakterielle Hirnhautentzündung
Die häufigste bakterielle Form ist die Meningokokken -Hirnhautentzündung, die manchmal als Epidemie auftritt. Es gibt davon zwei Formen, deren erste sehr gefährlich ist. Sie bricht ganz plötzlich aus, mit Kopfschmerzen, einem Schock und einem Ausschlag, der den Betroffenen aussehen lässt, als habe er Quetschungen am ganzen Leib. Der Tod kann in kürzester Zeit eintreten – manchmal innerhalb von zwölf Stunden; eine sofortige Behandlung ist daher lebenswichtig.
Bei der zweiten, häufigeren Form kommt es zu Symptomen wie bei einer Erkältung, die ein, zwei Tage anhalten; es folgen heftige Kopfschmerzen, Erbrechen und ein Ausschlag. Normalerweise wird Penicillin eingesetzt, und die Genesungschancen sind gut. Die Meningokokken- Hirnhautentzündung ist ansteckend, und die engsten Kontaktpersonen des Patienten sollten durch Antibiotika geschützt werden.
In der Gruppe der über 45jährigen ist die Pneumokokken-Hirnhautentzündung häufiger. Sie ist gefährlich, und in 25 Prozent der Fälle bleibt ein Hirnschaden zurück. Die Behandlung ist ähnlich wie oben beschrieben. Diese Form der Krankheit ist nicht sehr ansteckend; die Kontaktpersonen brauchen also keinen besonderen Schutz. Das Bakterium Haemophilus influenzae ist der Erreger einer Hirnhautentzündung, die vorwiegend Kinder in den ersten Lebensjahren befällt. Sie ist anderen Formen der bakteriellen Hirnhautentzündung sehr ähnlich, unterscheidet sich aber in einem Punkt: Sie reagiert nicht auf Penicillin, so dass andere Antibiotika eingesetzt werden müssen.
Bei allen Arten der Hirnhautentzündung ist die frühe Diagnose entscheidend. Jeder, der die Symptome bei sich feststellt, sollte augenblicklich einen Arzt rufen. Je früher die Behandlung einsetzt, um so besser sind die Chancen einer Genesung.