Herztransplantation

Durch eine Herztransplantation kann einigen Herzpatienten noch in einem Stadium geholfen werden, in dem vor nur wenigen Jahren keine Hoffnung mehr für sie bestand. Die Transplantation eines Herzens setzt bei den Herzspezialisten große chirurgische Erfahrung und ein umfangreiches Wissen über sehr komplizierte Vorgänge im Körper des Menschen voraus.

Etwa um 1930 begannen Chirurgen, mit experimentellen Eingriffen den Weg für eine Herztransplantation zu bahnen. Doch sie sahen sich schnell einem entscheidenden Problem gegenüber: der Neigung des Körpers, fremdes Gewebe abzustoßen.

Immunsuppressiva

Man begann mit der Entwicklung von Medikamenten zur Dämpfung der Abstoßungsreaktion (Immunsuppressiva), und es zeigte sich, dass man den Körper durchaus dazu bringen kann, fremdes Gewebe – ein transplantiertes Herz etwa – zu akzeptieren. Der Chirurg Christiaan Barnard war dann der erste, der ein Herz verpflanzte (1967 Kapstadt).

Bevor die Ärzte eine Herztransplantation vorbereiten, muss ein geeignetes Spenderherz gefunden werden. Wenn dieses mit dem des Empfängers in bestimmten Punkten nicht so genau wie möglich übereinstimmt, wird es langfristig abgestoßen werden. Die Abwehrreaktion des Körpers kann in einem solchen Fall noch so wirkungsvoll unterdrückt sein, auf Dauer helfen die immunsuppressiven Medikamente dann nicht. Die Übereinstimmung wird mit Hilfe einer Gewebebestimmung herausgefunden. Blutproben und Zellgewebe aus dem Körper des Empfängers werden analysiert und diese Daten der internationalen Organisation, die alle Angaben über die für Transplantationen verfügbaren Organe in einem Computer speichert, übersandt. Sie ermittelt die möglichen Spender mit dem geeigneten Gewebetyp. Das Spenderherz sollte natürlich gesund und etwa so groß wie das des Empfängers sein, damit es in den Brustraum passt, der Spender nicht älter als 35 Jahre sein.

Transport des Spenderherzens

Die Zeit, die benötigt wird, um das gespendete Herz an den Ort der Transplantation zu bringen, stellt einen weiteren kritischen Punkt dar. Im allgemeinen gilt die Regel, dass die „kalte ischämische Zeit“ (die Zeit, in der sich das Herz außerhalb eines Körpers befindet) drei Stunden nicht überschreiten sollte. Der Transport bedarf also einer sorgfaltigen Organisation. Befördert wird das Herz in einem Kühlbehälter, der es auf einer Temperatur von vier Grad Celsius hält. In der Zwischenzeit wird der Empfänger auf die Operation vorbereitet. Die Maßnahmen umfassen sorgfältiges Desinfizieren und Rasieren des Wundgebiets. Danach leitet ein Anästhesist die Narkose ein. Im Operationssaal öffnen Chirurgen den Brustkorb, klemmen soweit erforderlich die Blutgefäße ab und legen schließlich die Herzhöhle frei, indem sie mit einem Spreizer das aufgetrennte Brustbein und den Brustkorb auseinanderziehen. Das alles ist chirurgische Routinearbeit, kann aber bis zu zwei Stunden in Anspruch nehmen.

Wenn alles reibungslos verläuft, ist der Empfänger bei Eintreffen des Spenderherzens für die Transplantation vorbereitet. Die Transplantation Im wesentlichen geht es bei der Herztransplantation darum, den muskulösen Teil des Spenderherzens, daher die bei den Herzkammern, zusammen mit einem Teil der Vorhöfe und bestimmten Blutgefäßen unter die Vorhöfe des Empfängerherzens zu nähen. Die hintere Wand der Vorhöfe, der Sinusknoten (der natürliche Impulsgeber oder Schrittmacher) und die Venenmündungen des Empfängerherzens bleiben an ihrem Platz. Es gibt auch noch das „Huckepack“Verfahren. Dabei wird das Herz des Patienten nicht entnommen, sondern an seinem Platz belassen und mit dem Spenderherzen verbunden.

Solange der Empfänger ohne Herz ist, wird das Blut durch eine Herzlungenmaschine geleitet, die als Pumpe für den Kreislauf dient und das Blut mit Sauerstoff sättigt beziehungsweise das Kohlendioxid entzieht. Auf diese Weise wird der Körper mit dem Sauerstoff und den Nährstoffen versorgt, die er braucht. Wenn das Spenderherz eingepflanzt und an die Blutzufuhr angeschlossen ist, beginnt es gewöhnlich sofort zu schlagen. In den ersten Tagen nach der Operation ist das Herz oft etwas träge, so dass für einen perfekten, regelmäßigen Herzschlag möglicherweise mit einem Anregungsmittel nachgeholfen werden muss. Manchmal bedarf es auch der Unterstützung durch einen Herzschrittmacher.

Nach der Operation

Der Patient ist gewöhnlich nach etwa sechs Stunden wieder bei Bewusstsein, kann reden und Nahrung zu sich nehmen. Schon drei Tage später lässt sich seine neu gewonnene Leistungsfähigkeit mit dem Fahrrad-Ergometer testen. Doch die kritische Phase in dieser Zeit ist nicht so ohne weiteres überstanden. In den ersten drei Tagen nach der Operation versucht der Körper in jedem Fall das Spenderherz abzustoßen, mag sein Gewebe auch noch so exakt dem Gewebetyp des Patienten entsprechen. Einen Hinweis darauf, wann dieser Prozess für den Patienten gefährlich wird, liefert ein Dauer-EKG, das ständig über Monitor überwacht wird. Erscheint eine kleine Unregelmäßigkeit auf dem Bildschirm, wird der Herzmuskel umgehend durch eine Biopsie (Gewebeentnahme) überprüft.

Die Abstoßung wird bekämpft

Ist die Gefahr einer Abstoßung gegeben, wird der behandelnde Herzspezialist die Dosis der immunsuppressiven Mittel erhöhen. Er kann außerdem zwischen mehreren Mitteln wählen. In erster Linie hat allerdings der Wirkstoff Ciclosporin A Erfolge gebracht. Die heftigen Abstoßungsreaktionen halten zwei bis drei Monate an. Erst dann passt sich gewöhnlich das Immunsystem dem neuen Organ an. Doch muss der Patient sein Leben lang Immunsuppressiva in geringen Dosen nehmen.

Mit der Unterdrückung des Immunsystems wird auch die Fähigkeit des Körpers unterdrückt, sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Der Patient ist also stark infektionsgefährdet. In der kritischen Phase nach der Operation muss er daher gegen jegliche Gefahr dieser Art geschützt werden. Bedenkt man die Schwierigkeiten der Operation und die hohen Risiken, die Abstoßungsreaktion und Infektionsgefahr mit sich bringen, dann ist die Überlebensquote außerordentlich beeindruckend. Von den Patienten, die das erste Jahr nach der Operation überleben, kehren 70 bis 80 Prozent zu einem relativ normalen Leben zurück. 50 Prozent der Operierten überleben die Transplantation um mehr als fünf Jahre.