Heiserkeit klingt in den meisten Fällen relativ rasch wieder ab. Voraussetzung dafür ist, dass eine Zeit lang die Stimmbänder konsequent geschont werden.
Jede Art von Ton wird durch Schwingungen erzeugt – rasch aufeinanderfolgende Hin- und Herbewegungen von Materie. Bei einer Gitarre ist es zum Beispiel die Saite, die vibriert. Sie überträgt die Schwingungen auf die Luft, und diese leitet sie mit Schallgeschwindigkeit bis in unser Ohr.
Beim Menschen sind es die Stimmbänder, zwei einander gegenüberliegende dünne Membranen beziehungsweise Gewebeblätter, die den Ton erzeugen. Sie sind etwa zwei Zentimeter lang und liegen im Kehlkopf, der sich über der Luftröhre befindet und aus vier Knorpeln besteht. Beim Sprechen strömt die ausgeatmete Luft über die Stimmbänder und versetzt diese in Schwingung. Werden die Stimmbänder unterschiedlich stark angespannt – der Kehlkopf ist dafür mit mehreren kleinen Muskeln ausgestattet – variiert die Tonhöhe.
Die Lautstärke dagegen wird durch die Stärke des Luftstromes reguliert, der die Stimmbänder zum Vibrieren bringt. Je stärker ein Mensch die Luft beim Sprechen ausstößt, desto lauter spricht er. Langes lautes Sprechen oder Singen belastet die Stimmbänder und kann sie unter Umständen schädigen.
Entstehung der Heiserkeit
Heiserkeit entsteht vor allem dadurch, dass Veränderungen an den Stimmbändern selbst auftreten und diese nicht mehr frei schwingen. Da für den Klang der Stimme aber auch Form von Rachen-, Mund- und Nasenraum eine wichtige Rolle spielen, führen Störungen in diesem Bereich unter Umständen zu einer Veränderung der Klangfarbe oder zu Heiserkeit.
Verengen sich diese Hohlräume zum Beispiel durch Entzündungen, Gewebs- oder Schleimhautwucherungen, kann der Luftstrom so verändert werden, dass Turbulenzen (Luftverwirbelungen) entstehen und die Stimme verfremden wird. Da dieser Bereich durchweg doch relativ großen Belastungen ausgesetzt ist (lautes Sprechen, trockene Raumluft, Erkältungen) und auf so kleinem Raum schon die geringsten Veränderungen eine starke Auswirkung haben, verwundert es nicht weiter, dass viele Menschen zeitweilig unter Heiserkeit leiden. Da darüber hinaus das richtige Zusammenwirken einer Vielzahl von Muskeln und Nerven sowie der Form der Hohlräume gegeben sein muss, können die unterschiedlichsten Beeinträchtigungen dieser Faktoren Heiserkeit hervorrufen. Eine länger anhaltende Heiserkeit oder Stimmveränderung ist häufig auch das erste Zeichen einer ernsten Erkrankung in diesen Bereichen.
Häufigste Ursache
Meist wird die Heiserkeit jedoch einfach durch eine übermäßige Beanspruchung der Stimmbänder hervorgerufen, also besonders langes und lautes Sprechen oder Schreien und Singen. Menschen, die entsprechende Berufe ausüben, sind besonders oft betroffen. Für sie empfiehlt es sich daher, alle unnötigen Belastungen der Stimmbänder zu vermeiden, damit sie ihre Tätigkeit auch langfristig ausüben können.
Rauchige, staubige und vor allem zu trockene Luft kann die Stimmbänder ebenfalls belasten: Kehlkopf und Rachen sind mit Schleimhäuten ausgekleidet. Diese sorgen für ein feuchtes Milieu, damit die Stimmbänder nicht spröde werden und sich nicht entzünden. Sehr oft setzt Heiserkeit auch mit einer Erkältung oder Grippe ein, in deren Verlauf sich Kehlkopf und Stimmbänder entzünden. Die Schleimhäute schwellen dann an und verhindern die Schwingung der Stimmbänder, auf denen sich unter Umständen auch Schleim oder Eiter ablagern können.
Komplikationen
Fortgesetzte übermäßige Belastung der Stimmbänder kann eine lang anhaltende Heiserkeit auslösen. Sie wird als chronisch bezeichnet, wenn sie länger als drei Wochen dauert. Es bilden sich dabei manchmal auch kleine Gewebsknoten an den inneren Rändern der Stimmbänder: die Sänger oder Schreiknötchen. Diese können eine starke Heiserkeit hervorrufen und sogar zu einem völligen Stimmverlust führen. Auch Polypen (Schleimhautwucherungen) treten auf.
Behandlung
Der Heiserkeit, die durch Überbeanspruchung ausgelöst ist, wird am besten entgegengewirkt, indem man die Stimme schont, daher nicht spricht. Menschen, die das aus beruflichen Gründen nicht konsequent durchhalten können, sollten um so mehr darauf achten, dass alle anderen schädigenden Faktoren möglichst vermieden werden. Dazu gehören vor allem Zigarettenrauch und zu trockene Raumluft.
Wenn man oft heiser ist, kann es auch sehr sinnvoll sein, eine andere Sprech- oder Atemtechnik zu erlernen. Einen entsprechenden Unterricht erteilen Sprachtherapeuten (Logopäden). Es können auch Hals-Nasen-Ohren-Ärzte konsultiert werden, die die Zusatzbezeichnung für „Stimm- und Sprachstörungen“ führen. Viele Menschen sprechen so, dass die Stimmbänder unnötig belastet werden.
Atmen sie fast ausschließlich durch den Mund, trocknen die Schleimhäute aus. Auch Schreiknötchen und Kontaktgeschwüre können sich unter einer Sprachtherapie zurückbilden, wenn sie in ihrer Entwicklung noch nicht zu weit fortgeschritten sind. Sonst kann letztlich nur ein chirurgischer Eingriff dieses Problem beheben.
Gefahren
Verletzungen der Stimmbänder durch äußere Gewalteinwirkung können zu Heiserkeit führen. Bei einem Unfall werden unter Umständen die Knorpel des Kehlkopfes eingedrückt und die Stimmbänder eingeklemmt oder gezerrt.
Verletzungen von innen treten eventuell auf, wenn man sich verschluckt oder für eine Narkose Instrumente in die Luftröhre eingeführt werden. Die Stimmbänder oder die Schleimhäute können dabei beschädigt werden. Da der Kehlkopf der engste Teil des Atemtraktes ist, führen Verletzungen dort auch leicht zu einer Behinderung der Atmung und werden möglicherweise sehr schnell lebensbedrohlich. Das gilt auch für jede stärkere Schleimhautschwellung im Kehlkopfbereich, wie sie als allergische Reaktion auftritt oder als Pseudokrupp bei Kleinkindern in Zusammenhang mit Infektionskrankheiten oder grippalen Infekten. Entsteht also Heiserkeit, die bis zur Stimmlosigkeit führt, besonders rasch, und stellt sich dazu Atemnot mit starkem Herzklopfen ein, ist die Situation lebensbedrohlich. Es muss sofort ein Krankenhaus aufgesucht werden, damit umgehend die entsprechenden Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Kleinkinder sind besonders gefährdet, da die Atemwege noch verhältnismäßig eng sind. Schon eine geringe Schwellung kann schwerwiegende Auswirkungen haben. Bessert sich Heiserkeit trotz Behandlung nach drei Wochen nicht, muss genauer untersucht werden, woran das liegt. Einerseits besteht nämlich das Risiko, dass durch Gewebsreaktionen bleibende Schäden entstehen, die vermieden werden sollten. Andererseits können sich hinter der Heiserkeit auch ernste Erkrankungen verschiedener Art verbergen. Dabei handelt es sich nicht selten um Krebserkrankungen des Rachens. Wenn der Arzt sie frühzeitig diagnostiziert, zeigt eine Behandlung in der Regel gute Ergebnisse.