Nicht immer muss Haarausfall schicksalsergeben hingenommen werden. Der Arzt kann helfen, wenn sich eine erkennbare Erkrankung hinter dem Problem verbirgt. Man sollte deshalb bei schwerem Haarausfall einen Facharzt für Hauterkrankungen konsultieren.
Haut, Haare und Nägel lassen Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand zu und weisen unter Umständen sogar auf bestimmte innere, organische Störungen hin. Beispielsweise kann verstärkter Haarausfall erstes Symptom einer Mangelerscheinung sein. Zwar verliert der Mensch immerzu Haare, insbesondere am Kopf, normalerweise sind das aber pro Tag nur sechzig bis hundert. Das ist gemessen an der Gesamtmenge der Kopfhaare – etwa 120.000 – wenig. Außerdem wächst das Haar in einem beständigen Kreislauf nach.
Haarausfall beim Mann
Die meisten Männer empfinden starken Haarausfall als sehr störend und peinlich, weil volles und kräftiges Haar ganz allgemein als Zeichen von Jugend und Männlichkeit gesehen wird. Auch Komplimente über den Charakterkopf, die schöne hohe Stirn, den musikalischen Hinterkopf oder den Philosophenschädel, der sich nun zeigt, vermögen sie dann nicht zu trösten. Im Gegenteil. Es werden keine Mittel und Wege gescheut, dem weiteren Fortschreiten des Haarausfalls vorzubeugen. Selten mit Erfolg.
Meist wird die psychische Belastung nur noch größer, wenn sich die „Therapie“ als ebenso fruchtlos wie kostspielig erweist. Der von starkem Haarausfall Betroffene sollte sich nicht vorschnell zu irgendwelchen Kuren verleiten lassen. Es gilt, mit dem Haarproblem genauso sachlich umzugehen wie etwa mit einer Blinddarmentzündung. Bevor nämlich zum Skalpell gegriffen wird, erstellt der Arzt erst einmal die Diagnose. Gehen also bei starkem Haarausfall zum Facharzt für Hauterkrankungen oder auch zum praktischen Arzt. Er wird untersuchen, welche Art von Haarausfall vorliegt und welche Ursache er hat.
Es könnte sich um das Symptom einer Mangelerscheinung handeln, um eine durch Überbeanspruchung der Haare hervorgerufene Erscheinung (Trichomalazie) oder um kreisförmig begrenzten Haarausfall. Der Hautarzt wird eine entsprechende Therapie einleiten oder dichan den zuständigen Facharzt überweisen.
Glatzenbildung beim Mann
Die konstitutionell (durch Veranlagung) bedingte Glatzenbildung ist die häufigste Ursache für Kahlköpfigkeit bei Männern. Sie kann mütter- oder väterlicherseits vererbt sein und hängt von dem männlichen Sexualhormon Testosteron ab. Man glaubt, dass Testosteron die Wachstumsperiode des Haares verkürzt, das Haar dadurch zunehmend dünner und kürzer wird, bis aus den Haarwurzeln nur noch feiner Flaum sprießt.
In der Mehrheit verlieren zu Kahlheit neigende Männer die ersten Haare an den Schläfen. Bei über 80 Prozent der Männer im Alter von siebzig Jahren zeigt sich diese Form des Haarschwundes, der allerdings häufig schon sehr frühzeitig, daher im Alter von zwanzig oder dreißig Jahren, eingesetzt hat. Bei einigen Männern wird das Haar zunächst im Scheitelbereich schütter, danach aber allmählich im gesamten oberen Kopfbereich, bis sich schließlich die Glatze zeigt.
Einem Mann, dessen Vater frühzeitig die Haare verlor, wird wahrscheinlich Ähnliches widerfahren. Sogar die Art der Glatzenbildung ist häufig dieselbe. Vorerscheinungen sind in den meisten Fällen starkes Fetten und Schuppen der Kopfhaut.
Seit Jahrhunderten sind junge Männer mit Glatze auf der Suche nach Heilmitteln. Zahlreiche, mit vielversprechenden Behauptungen angepriesene Haarwuchsmittel machten ihre Erfinder zwar reich, brachten aber einen konstitutionell bedingten Haarausfall keineswegs zum Stillstand. Und Spezialkliniken, die die Werbetrommel rühren, haben in der Regel kaum mehr zu bieten. Alle anderen Therapieverfahren, beispielsweise die Behandlung der Kopfhaut mit Haarwasser, besonderen Shampoos, speziellen Substanzen und Massagen oder die Einnahme von Spurenelementen haben letztendlich die Glatzenbildung nicht verhindert, sondern höchstens eine Zeit lang hinausgezögert.
Verbergen lässt sich eine Glatze am wirkungsvollsten durch Perücken, Haarteile oder Toupets. Sie lassen sich nach Maß anfertigen und werden so sorgfältig angepasst, dass sie kaum auffallen. Manchmal kann das Haarteil sogar vorsichtig in das noch vorhandene Haar eingearbeitet werden. Eine Haartransplantation ist möglich, wirkt allerdings häufig nicht besonders natürlich.
Bestimmte Erkrankungen können ebenfalls einen vorübergehenden Haarschwund nach sich ziehen. So verlangsamt eventuell eine schwere Grippe den Haarwuchs und führt zu zeitweiligem Haarausfall. Unterernährung und längeres Hungern wirkt sich möglicherweise ähnlich aus. Nach Wiederherstellung der Gesundheit setzt der Haarwuchs dann aber wieder ein. Drüsenstörungen, zum Beispiel im Bereich der Hirnanhangs- oder Schilddrüse, beeinträchtigen unter Umständen den Haarwuchs ebenfalls. In der Folge wird das Haar manchmal spröde und schütter, erholt sich aber mit der Behandlung des Grundleidens.
Haarausfall setzt gelegentlich auch nach einer Strahlentherapie, einer Behandlung mit Medikamenten gegen Krebs (Zytostatika) oder in der Folge von Vergiftungen ein.
Überbeanspruchung
Überbeanspruchung der Haare kann bei Männern zu vorübergehendem Haarschwund führen. Zu einem als Trichomalazie bezeichneten Haarausfall kommt es unter Umständen durch das Tragen von Pferdeschwanz, Zöpfen sowie anderen straffen Frisuren oder allein schon durch ständiges Herumzupfen am Haar. Mitunter wird vorübergehender Haarausfall durch ein zu viel an Bleichen verursacht. Eiweiß-, Vitamin- und Eisenmangel können gleichfalls zu Schädigungen führen. In der Regel sind diese Formen des Haarschwundes ,nicht von Dauer. Nach Beseitigung der Ursache wächst das Haar dicht und kräftig nach.
Kreisförmiger Haarausfall
Der kreisrunde. Haarausfall (Alopecia areata), bei dem in einem normalerweise behaarten Hautbezirk plötzlich sämtliche Haare ausgehen, kommt bei Männer hin und wieder vor. Die Kahlstellen sind unterschiedlich groß. Ihr Durchmesser kann einen Zentimeter, aber auch zehn bis fünfzehn Zentimeter betragen. Sie entstehen am Kopf, im männlichen Bart oder in der übrigen Körperbehaarung. Trotz wissenschaftlicher Untersuchungen steht ein Hinweis auf die eigentliche Ursache gegenwärtig immer noch aus. Offensichtlich spielen auch psychisch belastende Ereignisse, beispielsweise ein plötzlicher Todesfall, bei der Auslösung eine Rolle.
Im übrigen scheinen Personen mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes oder perniziöser (unheilbarer) Anämie etwas häufiger davon betroffen zu sein. Meist zeigt sich kreisförmiger Haarausfall in Form mehrerer kleiner, etwa zwei bis drei Zentimeter großer Kahlstellen auf dem Kopf. Es kommt vor, dass der Betroffene beim Erwachen morgens ein Büschel Haare auf dem Kopfkissen findet, oder das Haar geht nach und nach aus. Häufig wächst es nach mehreren Wochen oder Monaten nach, gelegentlich aber bleibt die Stelle kahl. In manchen Fällen entstehen ausgedehnte haarlose Flächen bis hin zu völliger Kahlköpfigkeit (Alopecia totalis).
Sehr vereinzelt kann es zum Verlust der gesamten Körperhaare kommen (Alopecia universalis). In beiden Fällen ist ein Nachwachsen der Haare erfahrungsgemäß sehr unwahrscheinlich. Eine zufriedenstellende Therapie für kreisförmigen Haarausfall gibt es nicht. Bei kleinen Stellen kann der Arzt versuchen, das Nachwachsen der Haare durch Injektionen kortisonhaltiger Wirkstoffe anzuregen. Doch Erfolge stellen sich selten ein. Sind Kahlstellen am Kopf nicht mehr zu verdecken, wäre eventuell eine sorgfältige Haartransplantation in Erwägung zu ziehen.