Genesung

Sowohl die optimistische Einstellung und Mitarbeit des Kranken selbst als auch die Pflege und Zuwendung, die ihm durch Verwandte und Freunde zuteil wird, helfen den Genesungsprozess zu fördern und zu beschleunigen.

Wer einige Tage krank im Bett verbracht hat, kennt das Gefühl der Schwäche und Mattigkeit in den ersten Tagen der Genesung. Ähnlich, nur wesentlich stärker, machen sich die Folgen einer schweren Krankheit oder einer Operation bemerkbar; sie erfordern über längere Zeit eine umsichtige Nachsorge.

Nachsorge

Wie lange ein Patient beispielsweise im Krankenhaus bleiben muss, hängt nicht nur von der Schnelligkeit und dem Grad seiner Gesundung ab, sondern auch davon, welche Pflege er zu Hause haben wird. Alte Menschen, die allein leben, werden normalerweise erst dann entlassen, wenn für sie eine Betreuung gefunden worden ist. Die Versorgung eines Genesenden (Rekonvaleszent) stellt unter Umständen eine erhebliche Belastung dar. Da viele Menschen die Krankenpflege als ihre Pflicht ansehen oder den Vorwurf fürchten, sie seien nicht hilfsbereit genug, nehmen sie oft mehr auf sich, als sie verkraften können – und sind dann so überlastet, dass das Verhältnis zum Patienten darunter leidet. Es ist besser, bescheiden an eine solche Aufgabe heranzugehen.

Schlage die von Verwandten oder Freunden angebotene Hilfe nicht aus. Ist der Patient also nach Hause entlassen, sollte sein Tag zunächst so ähnlich verlaufen wie im Krankenhaus. Er darf sich nicht gleich zuviel zumuten. Am besten beginnt man mit sehr leichter Beschäftigung oder Hausarbeit und kurzen Spaziergängen an der frischen Luft. In der ersten Phase der Genesung kann eine Spazierfahrt im Auto großen psychischen Auftrieb geben; denn Rekonvaleszenten vermissen oft den Kontakt mit der Außenwelt. Ein Kind, das sich von einer Erkrankung erholt, braucht besonders viel Aufmerksamkeit sowie beruhigenden und ermutigenden Zuspruch. Es sollte beschäftigt werden. Denke aber daran, dass die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes begrenzt ist und es leicht ermüdet.

Einige Krankenhäuser bieten spezielle Rehabilitationsprogramme an, an denen Patienten auch noch teilnehmen können, wenn sie schon entlassen sind. Sie kehren dann in die entsprechenden Abteilungen zurück, um dort beispielsweise nach einem Schlaganfall wieder gehen zu lernen oder sich nach einem Herzinfarkt für körperliche Belastungen zu trainieren. Hat eine Krankheit eine Körperbehinderung zur Folge – und sei es nur für eine bestimmte Zeit -, ist die Rehabilitation (Wiederherstellung) ein wesentlicher Teil der Gesundung. Ein Physiotherapeut (Krankengymnast) diagnostiziert Art und Grad der Behinderung und versucht sie dann so weitgehend wie möglich zu beseitigen. Die entsprechenden Bewegungsprogramme werden immer auf den einzelnen Patienten abgestimmt. Gelegentlich erhält der Genesende auch eine Zeitlang Unterstützung in Form von Gehhilfen wie etwa Krücken, oder einen Gehwagen, um ihm Sicherheit zu geben und das Gehen zu erleichtern.

Beschäftigungstherapie

Auch Beschäftigungstherapeuten greifen helfend in den Genesungsprozess ein. Sie machen sich zunächst ebenfalls ein Bild von der Belastbarkeit des Patienten. Dann zeigt ihm der Therapeut, welche Tätigkeiten er mit seinen eingeschränkten Kräften schon verrichten und womit er sich beschäftigen kann. Das hat eine sowohl psychische als auch körperliche Heilwirkung. Bei einem Patienten, der einen Schlaganfall erlitten oder sich einer Kehlkopfoperation unterzogen hat, kann ein Sprachtherapeut unterstützend eingreifen. Viele Ärzte verzichten heute auf die Verabreichung von „Krankenkost“, außer vielleicht in den ersten Tagen nach einer Operation. Die Kost sollte aus nährreichen, doch leichten Mahlzeiten mit Obst und Gemüse, Milch, Käse, Fleisch und Fisch bestehen. Wichtig ist, dass sie abwechslungsreich ist, damit der Körper all die Stoffe erhält, die er zum Aufbau braucht.

Postoperative Depression

Oft geht es dem Patienten unmittelbar nach einer Operation erstaunlich gut. Das ist besonders dann der Fall, wenn er davor starke Schmerzen hatte. Die plötzliche Erleichterung kann eine Welle von Optimismus auslösen. Der Körper braucht allerdings seine Zeit, um auf die „Ereignisse“ zu reagieren. Beschwerden und Schwächen folgen oft erst am zweiten und dritten Tag nach der Operation. Sie erscheinen dem Patienten dann als Rückschlag und stürzen ihn in ein Stimmungstief. Die Depressionen verschwinden aber mit zunehmender Genesung.