Flüssigkost

Bei bestimmten Krankheiten und Verletzungen ist es unerlässlich, einen Patienten flüssig zu ernähren. Diese Form der Kost sollte jedoch den gängigen Ernährungsmaßstäben entsprechen und medizinisch erprobt sein.

Einerseits empfehlen Ärzte häufig aus bestimmten medizinischen Gründen, dass einem Patienten nur flüssige Nahrung gegeben wird. Andererseits können Menschen, die sich von einer Erkrankung erholen, Nahrung oft gar nicht anders als in flüssiger Form zu sich nehmen. Soll die Behandlung nicht gefährdet und die Genesung beschleunigt werden, muss die Flüssigkost alle Nährstoffe enthalten, die der Patient benötigt. Gelegentlich darf ein Patient vor einer Operation nur Flüssigkeit zu sich nehmen, damit der Darm völlig entleert wird. Das dauert jedoch nur wenige Tage, und man muss sich keine Gedanken über die Ausgewogenheit und den Kaloriengehalt der Nahrung machen. Die Flüssigkeit wird zudem ständig im Krankenhaus überwacht. Jede Flüssigkost, die den Anforderungen einer gesunden Ernährung entsprechen soll, muss genügend Wasser, Proteine mit den essentiellen Aminosäuren, Kohlenhydrate, Fette sowie Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Diese Ausgewogenheit ist besonders bei Heilungsprozessen wichtig.

Die meisten Nährlösungen enthalten vorsorglich Vitaminzusätze. Außerdem sind sie so zusammengestellt, dass sie genügend Kalorien liefern. Viele kranke Menschen benötigen 2.500 Kalorien täglich, besonders nach einer Operation, bei hohem Fieber und schweren Verletzungen, wie sie vor allem bei Verbrennungen auftreten.

Formen der Flüssigkost

Eine reine Flüssigkost enthält keinerlei größere Teilchen, so dass die Nahrung aus einer Tasse getrunken werden kann. Unter bestimmten Umständen wird sie durch eine Sonde, die durch die Nase in den Magen führt, geleitet. Obwohl nur selten erforderlich, kann Flüssigkost unbegrenzt eingesetzt werden, soweit sie alle Bestandteile enthält, die für Wachstum, Wiederherstellung und Funktionsfähigkeit des Körpers notwendig sind. Verschiedene Flüssigkostprodukte werden von der Arzneimittelindustrie angeboten, die gewährleisten, dass den Ernährungsanforderungen entsprochen wird. Für halbflüssige Kost wird die Nahrung püriert oder gepresst. Das geschieht meist mit Hilfe einer Handpresse oder eines elektrischen Mixers. Die groben Substanzen werden zerkleinert und gemahlen; der Gehalt an Ballaststoffen reduziert sich. Breikost kommt der normalen Ernährungsform etwas näher, muss aber noch immer nicht gekaut werden und ist leicht zu schlucken. Sie ist ideal, um den Appetit eines Kranken anzuregen, und sehr leicht verdaulich.

Flüssigkost im Krankenhaus

Unter normalen Umständen wird die Nahrung mit den Zähnen zerkleinert und dann als Bröckchen oder weicher Brei durch die Speiseröhre in den Magen befördert. Schon im Mund beginnt der Verdauungsprozess; der Bissen wird durch die Zerkleinerung und den Speichel geschmeidig und feucht. Sobald das Schlucken eines Bissens schmerzhaft oder schwierig ist, wird Flüssigkost verabreicht. Hat ein Patient einen schweren Kieferbruch, müssen die Knochen durch Verdrahten der oberen und unteren Zähne ruhig gestellt werden. Der Patient kann nicht mehr kauen und muss möglicherweise mehrere Wochen lang flüssig ernährt werden, bis die Knochen wieder zusammengewachsen sind. Die Nährflüssigkeit muss völlig frei von größeren Nahrungspartikeln sein, so dass Spülen allein den Mund reinigt.

Ist der Mund oder der Kehlkopf von Krebs befallen oder erfolgen Bestrahlungen des Kehlkopfs oder der Speiseröhre, so wird der Patient unter Umständen über einige Monate hinweg flüssig ernährt. Eine Bestrahlung der Speiseröhre beispielsweise ruft eine Entzündung der normalen Zellen hervor, die den Muskelschlauch auskleiden. Feste Nahrung würde die Zellauskleidung reizen, während flüssige oder halbflüssige Kost in den Magengelangt, ohne die Speiseröhre weiter zu schädigen.

Sondenkost

Liegt eine Lähmung der Schluckmuskeln vor, kann feste Nahrung zum Tod durch Ersticken führen. Dann wird Flüssigkost zur einzigen Lösung. Bei völliger Lähmung der Schluckmuskeln muss die Ernährung permanent durch eine Nasen-Magen-Sonde erfolgen. Auch auf Intensivstationen wird mittlerweile bevorzugt Sondenkost eingesetzt. Das hat viele Vorteile, unter anderem kann auf die intravenöse Ernährung über den Tropf verzichtet werden. Flüssige Kost kann in Zeiten der Krankheit und Genesung auch zu Hause verabreicht werden. So mag zum Beispiel ein Patient, der sich einer komplizierten Zahnextraktion unterziehen musste, Schmerzen beim Kauen haben. Es empfiehlt sich dann die Ernährung mit flüssiger Kost, von der man allmählich zu halbflüssiger und schließlich zu einer breiigen Kost übergeht. Lasse dich von deinem Zahnarzt beraten.

Auch aufgrund einer Virusinfektion können Mundgeschwüre das Essen äußerst schmerzhaft machen. Flüssigkost schont die Mundschleimhaut, so dass die Heilung schneller erfolgt. Durchfall- und Brechanfälle erfordern ebenfalls eine längere Enthaltsamkeit von fester Nahrung, da sich sonst die Genesung verzögern würde. Nachdem der Patient 24 Stunden nur Flüssigkeit, zum Beispiel Tee getrunken hat, kann er meistens zu Flüssigkost übergehen. Diese Form der Ernährung sollte man etwa 36 Stunden durchhalten. Eine gute Ernährung hilft immer, wenn man sich von einer Erkrankung erholen muss. In den Anfangsphasen der Genesung liefert Flüssigkost die zusätzlichen Kalorien, die man zur Stärkung braucht, ohne üppige Mahlzeiten essen zu müssen. Man kann pürierte Suppen, Fruchtsäfte und Milch verwenden. Kalorienreiche Milchshakes oder andere Nährgetränke sind in der Apotheke erhältlich.

Probleme

Obwohl man risikolos flüssige oder halbflüssige Nahrung für wenige Tage ohne ärztlichen Rat zu sich nehmen kann, liegt die Hauptgefahr einer Flüssigkost darin, nicht alle lebenswichtigen Nährstoffe zu erhalten. Rücksprache mit einem Arzt oder Ernährungsspezialisten schaltet dieses Risiko aus. Ein anderes Problem besteht darin, dass Flüssigkost kaum Ballaststoffe enthält und leicht zu Verstopfung führt. Da die Kost jedoch arm an Rückständen ist, besteht kein Grund zur Besorgnis. Der unangenehmen Nebenwirkung kann dadurch entgegengewirkt werden, dass der Patient Backpflaumensaft trinkt. Wichtig ist auch, der Kost Vitamin C hinzuzufügen, wenn die Gemüse zum Pürieren weichgegart worden sind. Nimmt ein Kranker bei Ernährung mit Flüssigkost ab, ist diese wahrscheinlich nicht ausgewogen oder nicht ausreichend. Konsultieren Sie auch in diesem Fall einen Diätspezialisten.