Entzündungen

Bei einer Entzündung handelt es sich um eine örtlich begrenzte Reaktion von Körpergewebe. Sie beginnt, wenn Zellen oder Gewebe geschädigt wurden, und leitet meist den Heilungsprozess ein.

Immer wenn Gefäß- oder Bindegewebe Schaden erlitten hat, werden an der betreffenden Stelle Entzündungsmechanismen in Gang gesetzt, die in der Regel dazu dienen, die schädigende Ursache zu beheben und ihre Folgen zu beseitigen.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen für Entzündungen. Die häufigste besteht in einer Infektion (Ansteckung) mit Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten. Diese Mikroorganismen beziehungsweise ihre Gifte schädigen die Zellen in dem betroffenen Gebiet. Außerdem werden bestimmte Gewebezellen, die von der Fachwelt als Mastzellen bezeichnet werden, angeregt, das Gewebehormon Histamin und andere Stoffe freizusetzen. Alle diese Substanzen tragen zu der Entzündung bei und erhalten sie aufrecht.

Eine andere Ursache von Entzündungen besteht in der mechanischen Verletzung von Körpergewebe. Dabei kann es sich um einen Schnitt, eine Abschürfung, eine Quetschung oder das Eindringen eines Glassplitters handeln. Die von den Medizinern als physikalische Schäden bezeichneten Verletzungen umfassen unter anderem Verbrennungen und Verätzungen. Verbrennungen entstehen durch Hitzeeinwirkung (Brandwunden) und zu starke Einstrahlung von ultraviolettem Licht (Sonnenbrand), aber auch durch kurzweIlige Strahlung, etwa im Rahmen einer Strahlentherapie.

Hierbei sind vor allem die Haut, in schweren Fällen aber auch die tieferen Gewebeschichten betroffen. Die umgebenden Gewebe der betroffenen Bereiche reagieren dann ebenfalls mit einer Entzündung. Chemische Substanzen wie Säuren und Laugen führen auf Haut und Schleimhäuten zu Verätzungen, Reizgase wie Chlor vor allem zu Schleimhautschäden, auf die der Körper wiederum entzündlich reagiert.

Allergische Reaktionen

Eine besondere Form von Entzündungen tritt auf, wenn der Körper spezifische Antikörper gegen einen Fremdstoff bildet und damit eine Allergie, also eine Überreaktion des Immunsystems auslöst. Heuschnupfen ist beispielsweise eine solche allergische Reaktion, bei der der Körper Antikörper gegen die in der Luft schwebenden Pollen bildet. Diese Antikörper heften sich dann an die schon erwähnten Mastzellen und veranlassen diese zur Freisetzung von Histamin, was zur Entzündung führt. Es können sich im Anschluss daran alle Schleimhäute entzünden, die mit der pollenhaItigen Luft in Berührung kommen: in Nase, Augen, Bronchien und manchmal sogar in der Lunge.

Andere allergische Reaktionen können äußerst unangenehme Hautentzündungen hervorrufen, beispielsweise Nesselausschlag (auch: Nesselsucht oder -fieber). In seltenen Fällen beginnt der Körper sogar, Antikörper gegen bestimmte körpereigene Gewebe zu bilden, und löst dadurch in den betroffenen Geweben Entzündungen aus. Diese Autoimmunkrankheiten sind oft schmerzhaft und können tiefsitzende Entzündungen in inneren Organen verursachen. Rheumatoide Arthritis ist ein solcher Befund, aber auch bestimmte Typen entzündlicher Erkrankungen von Darm, Nieren, Leber und Schilddrüse werden auf Autoimmunreaktionen zurückgeführt. Ist die Blutzufuhr zu Organen oder Geweben unterbrochen (zum Beispiel bei einem Herzinfarkt), kommt es in dem betroffenen Bereich zu Zellschäden, denen ebenfalls eine Entzündung folgen kann.

Der Vorgang der Entzündung

In entzündeten Geweben geht eine Reihe von Veränderungen vor sich, die unabhängig von der jeweiligen Ursache stets nach dem gleichen Muster ablaufen. Bei schweren akuten Entzündungen kann jede der verschiedenen Phasen nur ein paar Sekunden dauern, manchmal entwickelt sich die Entzündung aber über mehrere Tage hinweg. Als erstes erweitern sich die Blutgefäße in dem betroffenen Bereich, um mehr Blut in die Gewebe gelangen zu lassen. Die Wände der Blutgefäße werden dann durch den Druckanstieg und freigesetzte Substanzen wie Histamin durchlässiger, so dass weiße Blutkörperchen und Blutflüssigkeit aus den Gefäßen in die Gewebe treten.

Die Flüssigkeit lässt das Gewebe anschwellen; die Blutkörperchen sammeln sich in großer Zahl. Sie können die beschädigten Gewebezellen oder ganze Mikroorganismen verschlingen und verdauen, was als Phagozytose bezeichnet wird. Wenn das gesamte beschädigte Material von den weißen Blutkörperchen über dem: Lymphweg entfernt ist (hierbei schwellen meist auch die Lymphknoten des betroffenen Bereichs an), kann der Heilungsprozess einsetzen. Die Blutzirkulation normalisiert sich, und es wachsen neue Gewebe an der Stelle der geschädigten. In leichteren Fällen gelingt die Heilung vollständig. War der Schaden jedoch zu groß, wird das ursprüngliche Gewebe durch Narbengewebe ersetzt.

Der Schweregrad einer Entzündung hängt nicht nur von dem Umfang der Schädigung ab, sondern auch von der Widerstandskraft des Patienten. Bei einem Menschen, der bereits durch eine Krankheit oder durch Unterernährung geschwächt ist, kann die entzündliche Reaktion auf eine Infektion oder Verletzung schwach verlaufen, so dass die bleibenden Folgen gravierender oder die Heilungsprozesse langwieriger sind als bei einem Kerngesunden.

Symptome

Die zusätzliche Blutflüssigkeit indem entzündeten Bereich und der starke Blutfluss verursachen ein Anschwellen der betroffenen Gewebe. Wenn die Entzündung sich an der Hautoberfläche befindet, rötet und erwärmt sich die Haut. Durch die Schwellung und Freisetzung von Substanzen wie Histamin kommt es zu Schmerzen, die um so stärker sind, je weiter die Entzündung sich ausbreitet.

Einige innere Organe sind jedoch nicht besonders schmerzempfindlich, so dass beispielsweise eine Leberentzündung von dem Patienten zunächst unbemerkt bleibt. Andererseits kann eine kleine eitrige Entzündung an einem Finger extrem schmerzhaft sein. Entzündungen in der Nase, dem Hals oder der Lunge führen zu vermehrter Bildung von Schleim, den der Patient ausschnupft oder abhustet.

Bei einem Hautabszess sammelt sich infolge der Entzündung in einem Gewebehohlraum Eiter; dieser besteht aus weißen Blutkörperchen, Bakterien und den Resten zerstörter Zellen.

Die anderen Symptome hängen vom „Schauplatz“ der Entzündung ab. Eine Entzündung innerer Organe macht sich dadurch bemerkbar, dass die Funktion des Organs beeinträchtigt ist. Bei einer Darmentzündung kann es beispielsweise zu Durchfall kommen. Behandlung Kleinere Wunden sollten sauber gehalten und mit sterilem Verbandmaterial abgedeckt werden. Schmerztabletten können sowohl die Entzündung als auch die Schmerzen lindern.

Ist die Entzündung auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen, ist unter Umständen eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Kalte Kompressen lindern den Schmerz bei Zerrungen und Verstauchungen, und das Fieber, das manchmal Entzündungen begleitet, lässt sich durch Wadenwickel senken. Gegen eine Entzündung, die lebensgefährlich werden könnte, weil sie beispielsweise die Atmung behindert, verordnet der Arzt gelegentlich Kortisonpräparate.

Hydrokortison kann bei Dermatitis und anderen hartnäckigen Hautentzündungen verabreicht werden. Allergisch bedingte Entzündungen werden in der Regel mit Antihistaminika (Medikamente, die die Wirkung von Histamin neutralisieren), Autoimmunkrankheiten mit Steroiden behandelt.