Durchfall

Durchfall (Diarrhoe) bekommt fast jeder einmal. Meist stellt sich nach wenigen Tagen auch ohne ärztliche Behandlung eine Besserung ein. Sehr starker oder längere Zeit anhaltender Durchfall kann jedoch auch ernste Ursachen haben und bedarf ärztlicher Behandlung.

Durchfall ist keine eigentliche Erkrankung, sondern ein Symptom, das anzeigt, dass die Darmschleimhaut gereizt ist oder der Darm aus anderen Gründen seine normale Funktion nicht ausüben kann. Prinzipiell unterscheidet man akute und chronische Durchfälle; eine Diarrhoe ist chronisch, wenn sie länger als zwei Wochen anhält.

Ursachen

Bei Durchfall ist die Nahrungspassage im Darm beschleunigt, so dass vor allem der Dickdarm viel weniger Flüssigkeit aufnehmen kann als bei normaler Funktion. So ist der Stuhl sehr wässrig und flüssig. Aber nicht nur die Aufnahme von Flüssigkeit durch die Darmwände ist gestört; unter Umständen geben diese sogar noch zusätzlich Gewebsflüssigkeit ab, so dass sich der Flüssigkeitsverlust weiter erhöht. In schweren Fällen kann der Körper so sehr austrocknen, dass ein lebensbedrohlicher Zustand eintritt.

Bei akutem Durchfall sind die Ursachen oft in der aufgenommenen Nahrung zu finden. Manche Menschen reagieren auf ungewohnte Speisen empfindlich; stark gewürztes oder sehr kaltes Essen, der Verzehr von großen Mengen Obst oder von Muscheln können den Darm irritieren und zu Durchfall führen.

Bei einer Lebensmittelvergiftung dagegen gedeihen Bakterien auf verunreinigten Nahrungsmitteln und bilden Giftstoffe, oder sie besiedeln den Darm und schädigen ihn dadurch. Der Botulismus, heute eine seltene aber gefährliche Form der Lebensmittelvergiftung, die über Lähmungen bis zum Tod führen kann, entsteht durch das Wachstum bestimmter Bakterien unter Sauerstoffausschluss. Man darf deshalb zum Beispiel Konserven, deren Deckel sich gewölbt hat, nicht mehr verzehren. Sind Giftstoffe oder schlecht verträgliche Substanzen, zu denen auch viele Arzneimittel gerechnet werden müssen, für den Durchfall verantwortlich, so tritt dieser in der Regel wenige Stunden nach der Aufnahme ein und endet, sobald die Substanz ausgeschieden ist.

Gelangen dagegen krankheitsauslösende Bakterien in den Darm, so brauchen sie etwas länger, um sich dort zu vermehren. Der Durchfall stellt sich daher später ein, hält allerdings auch länger an, da die Körperabwehr erst aufgebaut werden muss. Bei der Reise- oder Touristen-Diarrhoe verdrängen fremde Bakterienstämme die im Dickdarm ansässigen nützlichen und für die geregelte Verdauung sogar notwendigen Mikroorganismen. Es kommt für kurze Zeit zu einem Durchfall, der nicht besonders behandelt zu werden braucht.

Schwerwiegender sind Infektionen wie Ruhr, Typhus oder Cholera. Zu all diesen Erkrankungen kommt es in erster Linie durch verunreinigte Lebensmittel und Trinkwasser; man sollte sich bei Reisen in südliche Länder entsprechend vorsichtig ernähren. Beginnt eine Diarrhoe während eines Auslandsaufenthaltes oder im Anschluss daran, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Chronische Beschwerden

Chronischer Durchfall ist meist nicht auf eine Infektion zurückzuführen, sondern auf andere Erkrankungen. Da diese behandelt werden müssen, weil dem Körper durch den anhaltenden Durchfall wichtige Substanzen verloren gehen, sollte man einen Arzt aufsuchen. Liegt dem Durchfall ein nervöses Reizkolon (Kolon ist der Dickdarm) zugrunde, ist keine spezielle Behandlung nötig, sofern die Beschwerden nicht zu unangenehm sind. Chronisch entzündliche Erkrankungen sind dagegen die Colitis ulcerosa (chronische Dickdarmentzündung) und der Morbus Crohn (narbenbildender Darmkatarrh), die einen sehr langwierigen Verlauf nehmen können und bei Komplikationen nicht selten operiert werden müssen.

Aber auch Polypen (Schleimhautwucherungen), Divertikel (Schleimhauttaschen) oder Krebs können eine Diarrhoe hervorrufen. Nicht selten führen Medikamente zu anhaltendem Durchfall. Viele Menschen nehmen leichtfertig Abführmittel und irritieren den Darm damit so, dass er für lange Zeit seine normale Funktion einbüßt. Auch Antibiotika schädigen die normalen Darmbakterien und rufen häufig Durchfall hervor.

Ursachen können zudem sein: Nahrungsmittelallergien oder Erkrankungen der Organe, die die Verdauungssäfte bereitstellen, wie etwa die Bauchspeicheldrüse. Bei Kleinkindern und Babys sollte man zwischen weichem Stuhl und regelrechtem Durchfall unterscheiden. Neugeborene haben noch keinen normalen Stuhlgang‘, sondern scheiden zuerst das sogenannte Kindspech aus, eine braungrüne, klebrige Masse. Babys, die gestillt werden, haben oft sehr weichen Stuhl und mehrmals am Tag Stuhlgang, während der Stuhl bei Flaschenkindern eher dem von Erwachsenen ähnelt, jedoch ganz unterschiedlich gefärbt sein kann. Allgemein bekommen Babys, die gestillt werden, weniger leicht Gastroenteritis, (Magen-Darm-Katarrh), weil die Muttermilch ihren Darm vor Infektionen schützt und beim Stillen keine Probleme mit dem Sterilisieren von Flaschen und Saugern auftreten können.

Bei Kindern kann Durchfall darüber hinaus auf Infektionen zurückgehen, die überhaupt nichts mit dem Verdauungstrakt zu tun haben. Besonders häufig ist das bei Kleinkindern, die Ohren- oder Halsentzündungen haben. Durchfall ist sehr unangenehm, vor allem wenn er von kolikartigen Bauchschmerzen begleitet wird. Der Stuhl ist viel flüssiger als gewöhnlich, die Stuhlmenge ist vergrößert und der Erkrankte muss in kurzen Abständen auf die Toilette. In manchen Fällen kommt es zu Erbrechen.

Ist eine Infektion die Ursache, kann auch Fieber auftreten. Das Aussehen und die Beschaffenheit des Stuhles geben dem Arzt Hinweise auf die Ursache der Krankheit. Sind etwa Schleim oder Blut beigemengt, ist wahrscheinlich der Dickdarm erkrankt. Wenn die Durchfallsymptome bei Erwachsenen und älteren Kindern nur ein bis zwei Tage anhalten, besteht kein Anlass zur Sorge. Bei Babys und Kleinkindern kann Durchfall jedoch gefährlich sein, vor allem wenn er von Erbrechen begleitet ist; das Baby verliert dann sehr viel Flüssigkeit. Oft kann es gleichzeitig nicht trinken, um so den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Behandlung

Eine spezifische Behandlung bei Durchfall hängt davon ab, welche Ursache diese Symptome hervorruft. Immer jedoch muss man darauf achten, dass dem Körper des Kranken sehr viel Flüssigkeit zugeführt wird. Hat der Patient keinen Appetit, sollte man ihn nicht zur Nahrungsaufnahme zwingen, vor allem, wenn er sich anfangs auch erbrochen hat.

Besteht der Verdacht, dass eine Lebensmittelvergiftung vorliegt, sollte man Speisereste eventuell untersuchen lassen. Medikamente können den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen, indem sie die Aktivität des Darms dämpfen und den Transport des Darminhalts verlangsamen, doch die Krankheitsdauer verkürzt sich dadurch nicht. Liegt eine bakterielle Infektion vor, so können Antibiotika verschrieben werden. Dies ist seltener bei Lebensmittelvergiftungen notwendig, häufiger jedoch bei Ruhr, Typhus oder Cholera.

ei Babys kann Durchfall eine ernste Erkrankung sein, vor allem wenn der Stuhl sehr weich und wässrig ist. Das Baby darf keinerlei feste Nahrung mehr bekommen, muss aber viel klare Flüssigkeit und verdünnte Milch (halb so viel Pulver oder Flüssigkeit auf die gleiche Menge Wasser) bekommen, falls es mit Fläschchen gefüttert wird. Wenn das Baby im übrigen gesund wirkt und die Flüssigkeit behält, sollte es in den nächsten 24 Stunden lediglich sorgfältig beobachtet werden. Wenn es Krankheitszeichen aufweist, sich erbricht oder dem Stuhl Blut beigemengt ist, muss der Arzt gerufen werden. Der Arzt kann anordnen, dass dem Baby keine Milch, aber klare Flüssigkeit gegeben wird; er kann auch bestimmte Salzlösungen zum Ausgleich des entstandenen Salzverlustes verordnen. Es ist sehr ungewöhnlich, Babys in den ersten Lebensmonaten Medikamente gegen Durchfall zu verabreichen.

Hilfe bei Durchfall

  • Trinke so viel wie möglich, aber keinen Alkohol. Vor allem Babys und Kleinkinder sollten viel trinken, da ihr Körper sehr schnell austrocknet.
  • Faste nach Möglichkeit einen Tag lang. Das schadet dir nicht und gibt dem Darm Gelegenheit, sich zu erholen. Wenn du keinen Appetit hast, zwinge dich nicht zum Essen. Klingen die Symptome ab, solltest du zunächst Schonkost zu dir nehmen, also nichts Gewürztes. Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als eine große.
  • Achte besonders auf Hygiene. Wasche dir sorgfältig die Hände nachdem du auf der Toilette warst und stets, bevor du etwas isst oder Speisen zubereitest.
  • Wenn ein Baby Durchfall hat, solltest du seine Fläschchennahrung um die Hälfte verdünnen, daher halb soviel Pulver oder Flüssigkeit auf die gleiche Menge Wasser geben. Erbricht sich das Baby, solltest du den Arzt rufen. Er wird möglicherweise empfehlen, dem Baby überhaupt keine Milch, sondern nur klare Flüssigkeit zu geben.
  • Zur Vorbeugung gegen eine Reise-Diarrhoe sollte man nur abgekochtes oder sterilisiertes Wasser, Wein und Bier trinken sowie durchgebratenes Fleisch, Brot und geschältes Obst essen. Meide rohe Nahrungsmittel.