Diphtherie

Diphtherie ist eine Kinderkrankheit, die meist vor dem zehnten Lebensjahr auftritt. Dank der vorgeschriebenen Schutzimpfung für Kleinkinder, die üblicherweise im ersten Lebensjahr vorgenommen wird, tritt die Diphtherie heutzutage in westlichen Ländern äußerst selten auf.

Kommen Diphtherie-Erkrankungen heutzutage in den westlichen Ländern auch kaum noch vor, so sind sie in den Tropen doch noch weit verbreitet. Besonders in Afrika sterben Jahr für Jahr einige tausend Kinder an Diphtherie, weil die lebensrettenden Impfstoffe und Medikamente fehlen.

Diphtherie wird von Korynebakterien verursacht, die sich in Nase oder Rachen festsetzen. Sie besiedeln die Schleimhäute und bilden einen Belag, der auch Membran genannt wird. Die größte Gefahr für den Patienten geht von dem Giftstoff (Toxin) aus, den die Korynebakterien produzieren. Das Toxin beginnt zu wirken, wenn es aus der gewachsenen Bakterienkultur in den Blutkreislauf gelangt. Als Folge werden möglicherweise die Funktion des Herzens und in einem späteren Stadium auch die der Nerven beeinträchtigt, was bis zur Lähmung führen kann. Gelegentlich lösen die Korynebakterien auch leichtere Nasen- oder Hautinfektionen aus; dies gilt insbesondere für die tropischen Länder.

Der Diphtheriebazillus tritt in drei Formen oder Stämmen auf, deren Fähigkeit, Toxine zu produzieren, jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Der harmloseste Bazillentyp – von den Medizinern als mitis (mild) bezeichnet – produziert nur geringe Mengen des Giftstoffes und führt selten zum Tode. Die gefährlicheren Typen der Korynebakterien nennt man intermedius (mittel) und gravis (stark). Diese rufen schwerwiegende Symptome hervor.

Diphtherie-Epidemien

Der Ausbruch von Diphtherie führt zu einer weiten Verbreitung der Krankheit, wenn die durch vorausgegangene Infektionen erworbene Immunität der Bevölkerung nur schwach ausgebildet ist und keine Schutzimpfungsprogramme praktiziert wurden. Eine Epidemie lässt sich dann nur schwer verhindern, da die Krankheit ohne Verzögerung von Mensch zu Mensch übertragen wird.

Bei Epidemien der schweren Diphtherieformen können viele Menschen, besonders Kinder, sterben. Wenn in einem Land Diphtherie ausbricht, haben die Gesundheitsbehörden die Möglichkeit, mit Hilfe eines speziellen Tests, des Schick-Tests, herauszufinden, wer bereits immun gegen diese Krankheit ist. Dazu wird eine geringe Menge des Toxins in den Unterarm injiziert. Ist eine Person nicht immun dagegen, rötet sich die Haut an der Einspritzstelle. Tritt keine Hautrötung auf, ist die betreffende Person immun, und eine zusätzliche Schutzimpfung erübrigt sich.

Jeder „Schick-Positive“ sollte sich gegen Diphtherie impfen lassen. Der Impfstoff besteht aus einer besonders behandelten (entgifteten) Form des Diphtherie-Toxins, die man als Toxoid bezeichnet. Eine Abfolge von drei Impfungen im Kindesalter reicht aus, um die Immunität gegen das von den Erregern produzierte, natürliche Toxin aufzubauen. Üblicherweise wird zeitgleich, daher mit ein und derselben Injektion, auch der Impfstoff gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) verabreicht, in seltenen Fällen zusätzlich noch der gegen Keuchhusten (Pertussis).

Symptome

Diphtherie tritt in verschiedenen Varianten auf, die sich jeweils durch charakteristische Symptome unterscheiden. Oft fällt es schwer, genau festzustellen, welcher Typ gerade vorliegt.

Nasendiphtherie

Dies ist die schwächste und am weitesten verbreitete Form von Diphtherie. Dem Patienten – meist Säugling oder Kleinkind – „läuft“ die Nase; auch etwas blutiger Ausfluss kommt dabei vor. Die Nasenlöcher sind entzündet, und es kann ein weißer Belag, die charakteristische Membran, zu sehen sein. Das Kind fühlt sich nur leicht unwohl, und wenn sich die Infektion nicht weiter im Körper ausdehnt, erholt das erkrankte Kind sich meist vollständig.

Mandeldiphtherie

Bei dieser schwerwiegenden Variante der Diphtherie bildet sich die charakteristische Membran auf den Mandeln, die gleichzeitig entzündet sind. Das Kind leidet unter beträchtlichem Unwohlsein und hohem Fieber. Schwierigkeiten beim Schlucken treten auf, die Entzündung und der Belag können sehr einengend wirken. Nach der Erkrankung, die etwa eine Woche dauert, erholt sich das Kind im allgemeinen wieder vollständig. Langzeitschäden sind als Folge einer Mandeldiphtherie nicht zu erwarten.

Nasen- und Rachendiphtherie

Der Verlauf dieser sehr ernsten Diphtherie- Erkrankung birgt das hohe Risiko, dass er zum Tod des Patienten führt. Die Krankheit bricht plötzlich aus; dabei kommt es bei Kindern zu Fieber sowie einer starken Entzündung in Nase und Rachen. Im hinteren Teil des Rachenraums bildet sich eine starke weiße Membran, die sich bis in die Luftröhre hinein ausbreiten kann und möglicherweise nach einigen Tagen grau-grünlich verfärbt. Die Halslymphknoten schwellen an. Innerhalb des Belags bilden sich große Mengen an Toxin, das unter Umständen die Herztätigkeit beeinträchtigt.

Im akuten Stadium, innerhalb der ersten oder zweiten Woche, kann es deshalb neben schwachem oder unregelmäßigem Pulsschlag im schlimmsten Fall zu Herzversagen mit Todesfolge kommen. Wenn das Kind die ersten Wochen der Erkrankung überlebt, können später immer infolge der Einwirkung des Toxins auf das Nervensystem Komplikationen eintreten: Gaumensegellähmungen oder Lähmungen des gesamten Rachenbereichs und zudem der Atemmuskulatur führen zu Schluck- und Atembeschwerden. Gelegentlich wirkt das Toxin auch auf die Nerven der Beine; die Lähmungen können einige Wochen andauern.

Kehlkopfdiphtherie

Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine sehr ernst zu nehmende Form der Diphtherie. Die Membran bildet sich in diesem Fall ausschließlich am Kehlkopf (Larynx); die Erstickungsgefahr ist deshalb sehr groß. Als wichtiges Anzeichen der Erkrankung tritt neben Fieber ein trockener, bellender Husten mit Heiserkeit auf, der auch als echter Krupp bezeichnet wird. Später kommt es durch den einengenden Kehlkopfbelag zu einem typischen ziehenden Geräusch (Stridor). Ein Kind kann am totalen Verschluss der Atemwege oder durch die toxischen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sterben.

Hautdiphtherie

Eine verletzte Hautstelle kann sekundär (in zweiter Linie, nachträglich) mit Diphtheriebakterien infiziert werden. Sie bietet den Keimen einen besonders guten Nährboden. Häufig sind Arme und Beine betroffen. Die Ansteckungsgefahr bei dieser Form der Diphtherie ist sehr groß, allerdings besteht nach der Erkrankung ein Immunschutz gegen weitere Infektionen.

Behandlung

Eine frühe Diagnose und schnelle Behandlung der Diphtherie können dem Patienten unter Umständen das Leben retten. Um die weitere Ausbreitung der Bakterien zu verhindern, werden Antibiotika wie Penizillin verabreicht. Die entscheidende Behandlung besteht jedoch in der Injektion eines Antitoxins. Hierunter versteht man ein speziell zubereitetes Serum, das als Gegengift zum Diphtherie-Toxin wirksam wird.

Sofern es dem Patienten früh genug verabreicht wird, kann möglichen Herzbeschwerden und Lähmungen wirksam vorgebeugt werden. Falls jedoch die Erkrankung nicht frühzeitig erkannt wurde und das Diphtherie-Toxin schon Herz und Nerven erreicht hat, entfaltet das Gegengift nur begrenzt seine Wirkung. Leidet der Patient infolge einer Kehlkopf-Diphtherie an Lähmungen oder Atembeschwerden, bedarf er einer besonders intensiven Pflege. Eventuell ist eine Tracheotomie, ein Luftröhrenschnitt, zur Linderung der Atembeschwerden erforderlich.