Diätkost

Nach Operationen und zur Förderung der Heilung zahlreicher Krankheiten ist eine besondere Ernährung oder Diät, die Krankenkost, notwendig.

Die Krankenernährung oder Diättherapie hat sich in den letzten Jahren gewandelt. „Pseudowissenschaftliche Diäten, wie die Schonkostformen (Magenschonkost, Leberschonkost, Nierenschonkost), denen man eine Schonung des betreffenden Organes zusprach, sind heute überholt“, heißt es in den Standardempfehlungen der Arbeitsgemeinschaft für klinische Diätetik, also für die Ernährungstherapie in Krankenhäusern. Auch Entschlackungsdiäten und spezielle Abmagerungsdiäten, wie etwa Eierdiät, Steakdiät, Kartoffeldiät oder Brotdiät, „gehören nicht in die seriöse, wissenschaftlich begründete Ernährungstherapie“, deren Wirkungen an vielen Menschen erforscht und beim einzelnen Patienten messbar sind.

Diät ohne Medikamente

Mehr denn je tritt die moderne Diätetik heute in Konkurrenz zur Behandlung mit Medikamenten. So muss in speziellen Fällen heute vom Arzt abgewogen werden, ob er zum Beispiel einen hohen Blutdruck oder Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) ausschließlich mit entsprechender Diät oder kombiniert mit Medikamenten behandelt. Wichtigste Form der Krankenkost in Krankenhäusern ist die Vollkost. Damit sollen sich die Patienten nach ihrer Krankheit möglichst schnell erholen. Sie enthält bei rund 2.200 Kalorien reichlich Fleisch oder Fisch, Milchprodukte, frisches Obst, Obstsäfte und Gemüse. Wer bestimmte Speisen und Lebensmittel nicht verträgt, bekommt eine „leichte Vollkost“. Darin sind jene Lebensmittel nicht enthalten, die erfahrungsgemäß besonders häufig unverträglich sind, vor allem Hülsenfrüchte, Gurkensalat, frittierte Speisen, Kohl, kohlensäurehaltige Getränke, fette Speisen, Paprikagemüse, Sauerkraut, süße und fette Backwaren und Zwiebeln.

Weitere Diätformen sind die Reduktionskost bei starkem Übergewicht, vor allem in Verbindung mit Fettstoffwechselstörungen und hohem Blutdruck, ferner die Diabeteskost für die Zuckerkranken, die purin arme Kost bei Gicht, eiweißarme Ernährung bei chronischem Leber- und Nierenversagen, kochsalzarme Vollkost bei hohem Blutdruck und Ödem-Krankheit. Schließlich gibt es noch Sonderdiäten bei verschiedenen Leiden, zum Beispiel chronischen Darmentzündungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) oder bei Eiweiß-Stoffwechsel-Störungen. Nicht alle Krankenhäuser und Kliniken können sich an diese grundsätzlichen Empfehlungen konsequent halten. Denn Krankenhausverpflegung ist Gemeinschaftsverpflegung, die zur Erleichterung von Arbeitsabläufen in der Küche bestimmte Fertig- und Halbfertigprodukte verwenden muss, zum Beispiel vorgefertigte Gemüsebratlinge, geschälte Kartoffeln und in vielen Fällen Fertigsoßen. Der Fettanteil ist sehr oft höher als empfohlen. Auch ein längeres Warmhalten von Speisen ist meist unumgänglich.

Lebenslange Diät

Krankenkost zuhause ist dagegen in der Regel eine längerfristige, meist lebenslange Diät auf wissenschaftlicher Grundlage. Auch hier hat es einen Wandel gegeben, insbesondere bei der Magen-Darm-Diät. So hat sich gezeigt, dass Milch keineswegs besonders magenfreundlich ist, wie vielfach immer noch geglaubt wird. Milch regt die Säurebildung im Magen an und fördert deshalb Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre. Auch die Abheilung von Zwölffingerdarmgeschwüren wird durch Milch gehemmt.

Die Magen-Darm-Diät von heute: Leichte Vollkost, wie sie auch im Krankenhaus empfohlen wird. Also alles essen, was gut bekommt, dagegen Speisen meiden, die individuell erfahrungsgemäß Beschwerden verursachen. Auch die Leberdiät ist einfacher geworden. Entgegen früher vertretener Meinung weiß man heute, dass der Verlauf akuter und chronischer Lebererkrankungen (außer der fortgeschrittenen Leberschrumpfung, der Leberzirrhose, die eine Spezialdiät erfordert) nicht durch besondere Ernährungsweisen beeinflusst werden kann. Die „neue Leberdiät“ ist wiederum die leichte Vollkost. Das gleiche gilt für die Galle. Selbst wenn wegen hartnäckiger Gallensteine die Gallenblase entfernt werden musste, ist keine besondere Diät notwendig. Auch Fett darf in üblichen Mengen verzehrt werden, wenn es dem Patienten gut bekommt. Spezielle Gallendiäten bringen ebenso wie etwa besondere Magen- oder Leberdiäten keinen gesundheitlichen Gewinn, sondern stempeln den Patienten allzu leicht zum Invaliden. Allerdings – und das wird immer wieder von Ärzten betont – sollte der Patient auf alle Nahrungsmittel verzichten, die ihm nicht bekommen. Eine gewisse Ausnahme in der Gallendiät sind jene Patienten, deren Gallensteine allein durch Medikamente aufgelöst werden konnten, bei denen keine Operation notwendig war. Sie dürfen keinesfalls auf ein regelmäßiges Frühstück verzichten, weil sonst die Neubildung von Steinen gefördert wird. Durch das Frühstück wird die über Nacht gefüllte Gallenblase angeregt, sich zu entleeren. Es genügt schon, morgens eine Scheibe Knäckebrot und einen Joghurt zu verzehren.