Darmverschluss

Ein Darmverschluss liegt vor, wenn der Transport des Darminhalts vom Magen zum After blockiert ist. Sofern umgehend operiert wird, besteht wenig Gefahr für das Leben des Patienten.

Der Inhalt des Darms wird durch wellenförmige Muskelkontraktionen vom Magen zum After (Anus) befördert. Diese ständigen Darmbewegungen sind unmittelbar nach den Mahlzeiten besonders ausgeprägt. Ist die Weiterbeförderung des Darminhalts gestört, kommt es innerhalb von Stunden, Tagen oder auch erst nach Monaten zu Beschwerden.

Ursachen

Der Arzt kann zwar im allgemeinen feststellen, dass ein Darmverschluss vorliegt, vermag aber nur selten ohne spezielle Untersuchungen die Ursache zu erkennen. Am häufigsten ist ein eingeklemmter Bruch. Dabei handelt es sich um einen bedrohlichen Zustand, der eine sofortige Operation erforderlich macht. Auch Krebsgeschwülste können zu einem Darmverschluss führen, indem sie den Darm von außen einschnüren oder von innen verlegen.

Schließlich kann ein Darmverschluss auch dadurch entstehen, dass eine Darmschlinge sich verdreht. Darmverschlingungen treten gelegentlich bei Kindern auf, sind jedoch insgesamt sehr selten. Bei Erwachsenen wird der Darm durch das Mesenterium (Gekröse) in seiner Beweglichkeit stärker eingeschränkt.

Symptome

Die Symptome hängen davon ab, an welcher Stelle sich der Darmverschluss befindet. Bei einem vollständigen Verschluss des Dünndarms dicht unterhalb des Magens besteht das erste Symptom in recht charakteristischen Bauchschmerzen: Sie kommen und gehen, sind also nicht dauerhaft wie etwa Zahnschmerzen und entstehen durch die vergeblichen Kontraktionen (Zusammenziehungen) der Ringmuskulatur des Darms, durch die der Darminhalt an dem bestehenden Hindernis vorbeitransportiert werden soll.

Diese an- und abschwellenden Schmerzen werden als Kolik bezeichnet. Der Darminhalt staut sich vor dem Hindernis auf und füllt schließlich den Magen, so dass der Patient sich erbrechen muss. Die Menge des Erbrochenen ist sehr groß, und es wird in der Folge nur noch wenig Nahrung und Wasser vom Körper aufgenommen. Der Patient leidet deshalb schon bald an Dehydration (Austrocknung) und fühlt sich sehr krank.

Befindet sich das Hindernis am Ende des Dünndarms, dicht vor der Stelle, wo dieser in den Dickdarm übergeht, ist Erbrechen ein Spätsymptom. In diesem Fall wird der Bauch aufgetrieben, und es sind noch Darmgeräusche vorhanden. Wenn der Patient schlank ist, kann man an seiner Bauchdecke beobachten, wie der Dünndarm versucht, den Darminhalt durch die Engstelle zu befördern. Die sogenannte sichtbare Peristaltik ist sicheres Anzeichen für einen Darmverschluss.

Da der Darminhalt nicht gleichmäßig weitertransportiert wird, kommt es zu einer Infektion mit Bakterien, die im allgemeinen aus dem Dickdarm stammen. (Der Inhalt des Dünndarms ist in der Regel fast frei von Bakterien.) Diese infizierte Flüssigkeit verleiht dem Atem des Patienten einen süßlichen Geruch, sein Erbrochenes riecht stechend. Ein Darmverschluss am Ende des Dickdarms kann Wochen oder Monate bestehen, bevor deutliche Symptome auftreten. Oft ist das einzige erkennbare Anzeichen, dass sich die Form des Stuhlgangs verändert, zum Beispiel Bleistift-Stuhl, oder sich der Unterleib aufbläht. Der Patient kann sogar den Eindruck haben, dass er Durchfall hat, da nur noch flüssige Nahrung die Engstelle passiert.

Diagnose

Der Arzt gründet seine Diagnose auf die Aussagen des Patienten, auf die Ergebnisse seiner Untersuchung des Unterleibs und auf Röntgenaufnahmen. Der Arzt muss vor allen Dingen wissen, wann der Betroffene den letzten Stuhlgang gehabt hat. Er wird den Patienten auch fragen, ob in der letzten Zeit noch Darmwinde durch den After abgegangen sind.

Beim gesunden Menschen gehen alle paar Stunden kleine Mengen von Darmwinden ab;. das Fehlen von Darmwinden wird als Konstipation (auch als Obstipation oder Stuhlverstopfung) bezeichnet und gilt als zuverlässiger Hinweis auf einen Darmverschluss.

Ein aufgetriebener Bauch kann zwar Symptom für einen Darmverschluss sein, kommt aber auch bei anderen Erkrankungen vor. Durch das Stethoskop wird der Behandelnde charakteristische Darmgeräusche wahrnehmen: Es sind „klingende“ Geräusche, die darauf zurückzuführen sind, dass Gasblasen sich in den Schlingen des geblähten und ähnlich wie ein Trommelfell gespannten Darms bewegen.

Die Diagnose wird vor allem mit Hilfe von zwei Röntgenaufnahmen gestellt. Bei der einen liegt der Patient flach ausgestreckt, bei der anderen sitzt er. Beide ergeben in der Auswertung ein spezifisches Bild. Der Darminhalt, der aufgrund der Blockade zum großen Teil flüssig bleibt, sammelt sich auf dem Boden der Darmschlingen, und das Gas steht darüber. Die Berührungsflächen zwischen der Flüssigkeit und dem Gas sind auf der Röntgenaufnahme als „Flüssigkeitsspiegel“ zu erkennen und bestätigen, dass ein Darmverschluss vorliegt.

Gefahren

Früher, als Bauchoperationen aufgrund unzulänglicher und stark belastender Narkoseverfahren noch nicht möglich waren, starben Patienten mit Darmverschluss an Austrocknung und Schock. Heutzutage gibt es ausgefeilte Narkoseverfahren, die die Belastung für diese Patienten auf ein Minimum begrenzen und einen operativen Eingriff erlauben.

Behandlung

Wenn ein Darmverschluss vorliegt, wird in jedem Fall eine Operation erforderlich. Leidet der Patient unter Austrocknung und erbricht sich, wird der Arzt alles tun, um seine Beschwerden schon vor der Operation zu lindern. Bei der Operation muss das betroffene Darmstück entfernt werden, die beiden Enden werden mit einer Spezialnaht zusammengefügt.