Brutkasten

Durch die Einführung technisch hoch entwickelter Brutkästen haben sich die Überlebenschancen zu früh geborener Kinder erheblich verbessert.

Brutkästen oder Inkubatoren sind besondere Einrichtungen in Krankenhäusern zum Schutz von Frühgeborenen. Frühgeborene Kinder, besonders diejenigen mit einem Geburtsgewicht von unter 2.000 Gramm, werden in den ersten Lebenswochen in einem Frühgeborenenzentrum versorgt; Babys mit einem Gewicht unter 1.800 Gramm werden grundsätzlich in einen Brutkasten gelegt.

Nach internationaler Übereinkunft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Babys, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, Frühgeburten. Bei uns sprechen die Ärzte in der Regel von einer Frühgeburt, wenn das Kind vier oder mehr Wochen vor dem errechneten Geburtstermin das Licht der Welt erblickt. Aber auch Kinder, die zwar termingerecht geboren werden, bei der Geburt aber weniger als 2.500 Gramm wiegen, haben ähnliche Probleme wie die Frühgeborenen. Sie werden in der Fachsprache als untergewichtige Neugeborene bezeichnet. Da sich die Schätzung der Schwangerschaftsdauer auf Angaben der Mutter stützt, können Fehler bei der Berechnung des Neugeborenenalters auftreten. Aus diesem Grund ist das Geburtsgewicht das „objektive Kriterium“, und untergewichtige Neugeborene werden ohne Rücksicht auf die Schwangerschaftsdauer als Frühgeburt bezeichnet.

In jedem Fall hilft der Brutkasten, den Entwicklungsrückstand des Kindes aufzuholen. Sechs bis zehn Prozent aller Neugeborenen haben ein Geburtsgewicht von unter 2.500 Gramm, doch handelt es sich dabei nur in zwei Dritteln der Fälle um „echte“ Frühgeborene. Das verbleibende Drittel sind neugeborene Babys, die nach normaler Schwangerschaftsdauer mit einem zu geringen Gewicht auf die Welt kommen.

Brutkästen sind so konstruiert, dass in ihnen ähnliche Bedingungen herrschen wie im Mutterschoß, wenn die Körpersysteme eines Frühgeborenen, wie zum Beispiel Atmung, Temperatursteuerung und Infektionsabwehr, noch nicht vollständig entwickelt sind. Brutkästen verfügen im wesentlichen alle über dieselbe technische Ausstattung. Es handelt sich um geschlossene, durchsichtige Zellen, in denen der Säugling von allen Seiten zu sehen ist. In den Seiten der meist aus Plexiglas bestehenden Haube befinden sich Durchgriffsöffnungen mit Manschetten, die einerseits die Pflege des Neugeborenen ermöglichen, andererseits jedoch die normale Raumluft, die Bakterien enthalten kann, von dem Kind fernhalten. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffgehalt lassen sich von außen genau regulieren.
Wie Brutkästen funktionieren

Vor einer Frühgeburt wird der Brutkasten für die Aufnahme des Babys vorbereitet. Die Temperatur wird auf 32,2 °C gehalten, und wenn das Baby im Brutkasten liegt, wird sie regelmäßig nachgestellt. Die Körpertemperatur des Frühgeborenen beträgt dann zwischen 35 C° und 36,5 °C. Die Brutkastentemperatur kann individuell korrigiert werden. In modernen Brutkästen wird die Temperatur automatisch geregelt. Eine Sonde, die auf die Haut des Babys geklebt ist, misst die Körpertemperatur und reguliert beim Absinken oder zu starkem Ansteigen die Heizung automatisch. Die Luftfeuchtigkeit in dem Brutkasten liegt zwischen 65 und 75 Prozent, und die Sauerstoffkonzentration wird bei 30 bis 40 Prozent gehalten. Bei der Vorbereitung des Inkubators für die Aufnahme des Babys wird die Sauerstoffzufuhr alle fünf Minuten überprüft und eingestellt, bis sich der Sauerstoffgehalt auf die vom Arzt vorgeschriebene Konzentration eingependelt hat. Anschließend wird er alle vier Stunden kontrolliert. Um die optimale Sauerstoffkonzentration im Brutkasten zu erhalten, werden verschiedene Methoden angewandt.

So kann keimfreie Raumluft mit reinem Sauerstoff vermischt werden, bis die erforderliche Konzentration erreicht ist. Mit einem Messgerät wird die Sauerstoffkonzentration überprüft und eventuell fein korrigiert. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass eine Mischung aus 40 Prozent Sauerstoff und 60 Prozent Stickstoff in den Brutkasten geleitet wird, so dass das Baby auf keinen Fall mehr als 40 Prozent Sauerstoff erhält. Übersteigt die Sauerstoffkonzentration im Inkubator 40 Prozent, kann es zu einer „retrolentalen Fibroplasie“ (Bindegewebsbildung im Glaskörper des Auges hinter der Linse) kommen, die Blindheit hervorruft. Im allgemeinen wird der Arzt deshalb die niedrigstmögliche Sauerstoffkonzentration vorschreiben, die zur Aufrechterhaltung der Atmung erforderlich ist, und die erhöhte Sauerstoffkonzentration in der Atemluft so bald wie möglich verringern. Der Sauerstoffgehalt im Blut des Babys kann durch Sonden auf der Haut gemessen und kontrolliert werden. Sinkt der Sauerstoffgehalt, wird Alarm ausgelöst.

Ebenso werden Herzschlag und Atmung elektronisch überwacht. Es ist auch möglich, den Blutdruck des Babys über eine kleine Manschette am Arm ständig zu messen und zu kontrollieren. Möglichen Infektionen wird durch die keimfreie Luft im Inkubator vorgebeugt; das Baby ist nur durch die Durchgriffsöffnungen in den Seiten der Plexiglashaube zu erreichen. Pflege- und Behandlungsmaßnahmen sind auf diese Problematik eingerichtet. Das Baby wird so selten wie möglich aus dem Brutkasten genommen. Die Pflege des Kindes findet in der Regel zur Fütterungszeit statt. Dadurch wird die Infektionsgefahr auf ein Minimum beschränkt.

Nahrungsaufnahme

Auch das Füttern des Frühgeborenen stellt ein Problem dar, weil oft der Saugreflex noch nicht entwickelt ist. Bei sehr unreifen Frühgeborenen kann sogar der Schluckreflex fehlen. Die Nahrung wird dann über einen dünnen Kunststoffkatheter in bestimmten Abständen zugeführt. Diese Sonde wird durch ein Nasenloch eingeführt und kann einige Tage dort verbleiben. Ist dies zu gefahrvoll, muss eine „parenterate“ Ernährungsform gewählt werden, daher der Säugling wird intravenös ernährt. Kann das Kind dagegen schon saugen, wird es beim Trinken von einer Krankenschwester oder der Mutter so gestützt, dass der Oberkörper halb aufgerichtet ist.